Preis der Evangelischen Kirche Mehlemer Heilandkirche erhält Architekturpreis

MEHLEM · Die Evangelische Kirche im Rheinland prämiert die Mehlemer Gemeinde für gelungene Denkmalpflege. Kölner Architektenteam legt im Zuge der Arbeiten Otto Bartnings Architektur frei. Das Gotteshaus erscheint nun heller und leichter

Nach der Sanierung wirkt der Altarraum der Mehlemer Heilandkirche leicht und beweglich.

Foto: Sebastian Tews

Die evangelische Heiland-Kirchengemeinde hat einen der diesjährigen Architekturpreise der Evangelischen Kirche im Rheinland zugesprochen bekommen: den undotierten Sonderpreis für gelungene Denkmalpflege. Prämiert wurde damit, wie das 1950er-Jahre-Gotteshaus an der Mehlemer Domhofstraße bis 2017 erfolgreich umgebaut wurde. Das ursprüngliche Raumkonzept des Kircheninneren sei über die Jahrzehnte durch Veränderungen und Sanierungen verwässert worden, argumentierte die Jury. Jetzt sei es wiederbelebt und einer zeitgemäßen Nutzung zugeführt worden. „Im gesamten Umbau ist zu spüren, wie achtsam die Architekten mit der vorhandenen Bausubstanz aus den 1950er Jahren umgegangen sind“, lobt das Preisgericht der Landeskirche in Düsseldorf. Auch dieses Beispiel für gelungene Denkmalpflege möge als Orientierungshilfe dafür gelten, was eine Kirchengemeinde auf die Beine stellen könne, führt Jurymitglied und Architekt Bruno Braun aus.

Der Architekturpreis der Evangelischen Kirche im Rheinland wird seit 2012 alle drei Jahre unter dem Motto „Nur gemeinsam gelingen die wirklich überzeugenden Lösungen“ ausgelobt. Die Mehlemer Kirche reiht sich 2018 unter die Preisgewinner aus Köln, dem Hunsrück und Wuppertal ein. Wie berichtet, hatte sich die Gemeinde ab Oktober 2016 an eine umfassende Generalüberholung des Innenraums ihrer Kirche gewagt. Finanziell konnte das Presbyterium dafür auf die Mittel aus dem Verkauf der gemeindeeigenen Waldkrankenhaus-Anteile an die Johanniter zurückgreifen, das zuvor den evangelischen Gemeinden Bad Godesbergs gehörte hatte.

Jury der Landeskirche wurde überzeugt

Ausgezeichnet wurde nun, wie das Kölner Architektenbüro Lorber Paul im Zuge der Arbeiten sozusagen die Architektur von Otto Bartning (1883-1959) wieder freilegte. Dieser hatte sich nach dem Krieg einen Namen als Kirchenbauer gemacht. So erbaute er an der Wurzerstraße 1953 die Christuskirche; 1955 folgte auf den ungewöhnlichen L-förmigen Grundriss die Heilandkirche, die in aller Bescheidenheit modern und elegant wirkte. Doch Bartnings Handschrift, seine klare Gliederung, Lichtführung und der Raumeindruck waren durch die Jahrzehnte durch Umbauten unlesbar geworden. Die Lichtzufuhr wurde vor allem durch die nachträglich eingelassene Orgelempore gehemmt. Hier setzte das Kölner Architektenteam aus Sicht der Evangelischen Landeskirche erfolgreich an.

Die verdunkelnde Orgelempore verschwand, der Zugang wurde vergrößert. Statt hölzerner Türen setzte man auf gläserne Pendants. Der Altarbereich wurde in der Tiefe erweitert, sodass er der Gemeinde entgegenzukommen scheint. Zudem wurde das Niveau von Altar- und Andachtsraum angeglichen und barrierefrei zugänglich gemacht. Altar- und Seitenraum treffen nun an einem runden Eck aufeinander. Die schweren Kirchenbänke ersetzte man durch bewegliche Stühle. Das in seiner Struktur bewegt erscheinende Kreuz sowie Altar, Ambo und Taufbecken wirken nun ebenfalls leicht und beweglich. Das Kirchenschiff wurde im minimalistischen Sinne von Otto Bartning weiterentwickelt, was die Jury der Landeskirche überzeugte.