Mehlemer Kleingartenverein Das ist jetzt im Garten zu tun

Mehlem · Der März bringt schon Farbe in die Gärten. Es ist die Zeit, um Chili und Paprika zu hegen und um allerlei wichtige Vorarbeiten zu erledigen.

 Der Elfen-Krokus bringt schon im Februar und März Farbe in den Garten. Die Blüten sehen dem Safran ähnlich.

Der Elfen-Krokus bringt schon im Februar und März Farbe in den Garten. Die Blüten sehen dem Safran ähnlich.

Foto: Petra Reuter

Im südlichsten Kleingartenverein Bonns trifft man sich während der Gartensaison gerne und oft an der Wasserpumpe. Auf 24 Parzellen genießen die Vereinsmitglieder Ruhe, frische Luft und natürlich die Früchte ihrer Arbeit. Der Vorsitzende der kleinen Mehlemer Anlage, Marco Wagner, und seine Gartennachbarn gewährten jüngst Einblicke in den Saisonstart an den noch kühlen Tagen.

 Treffen sich an der Pumpe: Sina (7), Marco Wagner, Hassan Fallahbolandtabe, Riaan (10) und Mohamed Karaja.

Treffen sich an der Pumpe: Sina (7), Marco Wagner, Hassan Fallahbolandtabe, Riaan (10) und Mohamed Karaja.

Foto: Petra Reuter

Sonne satt gab es nicht nur am letzten Wochenende. Auch wenn die Temperaturen noch nicht jeden hinter dem Ofen hervorlocken, sei jetzt schon mehr Betriebsamkeit zwischen Hecken und Beeten zu beobachten, sagte Wagner. So zog ein fleißiger Gärtner schon den Sauzahn, ein einzahniges Werkzeug zur Bodenlockerung, durch die Erde. In einem anderen Garten befreite Anna (4) mit ihrer Mutter das Erdbeerbeet von Laub. Haben die Pflänzchen genug Platz, dann haben die Kinder vom späten Frühjahr bis zum Sommer im Garten immer etwas zu naschen, hieß es.

Die warme Jacke ist noch unentbehrlich

Ein paar Gärten weiter sitzen Mohamed Karaja und Hassan Fallahbolandtabe auf ihren Parzellen in warmen Jacken in der Sonne. Jetzt, wo die Winterarbeiten erledigt, die Bäume und Büsche zurückgeschnitten und die Beete geleert sind, sieht es um sie herum ruhig aus. Fast scheint es, als sei die einzige Beschäftigung, kaum vorhandenes Unkraut zu zupfen oder den Zaun zu streichen. „Arbeit gibt es schon, aber die ist hier noch nicht so zu sehen“, klärt Karaja über den falschen Schein auf. Jetzt sei nämlich die Zeit, die seit Februar vorgezogenen Chili und Paprika im Warmen zu hegen und die ersten Tomaten in Töpfchen auf der Fensterbank vorzuziehen. Das könne man wegen der notwendigen Temperaturen nur Zuhause machen.

In den Garten dürfen die wärmeliebenden Pflanzen erst im späten Mai, nach den letzten kalten Nächten. Pflanzt man zu früh, und kommt dann der Frost in die Pflanze, „ist es vorbei mit den Tomaten“, warnte der erfahrene Kleingärtner.

Weniger empfindlich sind die Olivenbäumchen, die man im mittleren Westen Deutschlands vielleicht eher nicht erwartet hätte. „Ein bisschen Frost hält diese Sorte aus“, sagte Karaja. Die robuste Variante stamme aus Syrien, wo man ebenfalls niedrigere Temperaturen kenne. Auf seiner Parzelle geht es neben dem Genuss des Gartens auch um kulinarische Freuden. Sein Kirschbaum trage beispielsweise zwar saure Früchte. Die haben allerdings keine typische bittere Geschmacksnote, versicherte er. Von der alljährlich reichen Ernte koche seine Frau Sirup, Marmelade oder Gelee.

Experimentierfreudig, die Gärtner

Noch experimentierfreudiger war Fallahbolandtabe im Garten gegenüber. Neben der heimischen Quitte pflegt er zwei kleine Feigenbäume und zieht Granatäpfel. In einem Randbeet bezauberten bereits um diese Jahreszeit leuchtend-lila die Blüten, die jenen des Safrans ähnlich sehen. Weil die Quelle des teuren Gewürzes jedoch im Herbst blüht, brachte eine Anfrage bei der wissenschaftlichen Leiterin der Botanischen Gärten in Poppelsdorf, Cornelia Löhne, Licht ins Dunkel. „Auf dem Bild ist der Elfen-Krokus zu sehen“, analysierte sie das mitgeschickte Foto. Dessen Naturform sei blasslila. Die dunklere, dem Safran auf den ersten Blick ähnliche Variante, sei hierzulande im Zierpflanzenhandel vertreten.

Auch wenn die Ernte- und Genusszeit noch auf sich warten lässt, kommt auch Wagner jetzt wieder öfter in den Garten, oft mitsamt Familie. „Die ersten Tage, an denen es deutlich über zehn Grad geht, wecken schon die Gärtnerlust“, fand er.

Das Interesse des sieben- und zehnjährigen Nachwuchses sei vor allem zur Erntezeit groß, schmunzelte er. Die besondere Lage der Gärten am Rhein habe seine Vorzüge, aber auch seine Tücken. Sucht das Rheinhochwasser die Parzellen heim, ginge es erst einmal ans Schlamm-Umgraben, sagte der Vorsitzende. Weil ein hoher Zaun die Anlage umgibt, habe man mit eingetragenem Unrat dagegen kaum Probleme. Die eine oder andere bei Hochwasser weggeschwommene Gießkanne habe man allerdings schon mal beim Nachbarn im Zaun oder in der Hecke suchen müssen, erinnerte sich der Vorsitzende.

Treffen an den Brunnen

Das schönste am Kleingarten in dieser Lage sei aber, nach Feierabend mit dem Rad am Rhein entlangzufahren, sich anschließend ins Grün zu setzen und den Sonnenuntergang zu genießen. Die Tatsache, dass diese Anlage weder über einen Stromanschluss noch über fließendes Wasser verfüge, fördere das Miteinander, so Wagner. Besonders an trockenen Tagen treffe man sich hier nämlich gerne mal auf einen Plausch an einer der beiden Brunnenpumpen. „Es ist eine kleine Anlage, jeder kennt jeden, hier herrscht eine gute Stimmung untereinander.“ Dazu trägt auch ein reges Vereinsleben mit Grillfesten, Neujahrssessen und drei Mal im Jahr Gemeinschaftsarbeiten, unter anderem an einer kleinen Gemeinschaftsfläche, bei.Damit der Friede in der Anlage erhalten bleibt, regelt die Satzung einige Gestaltungsdetails auf den durchschnittlich etwa 300 Quadratmeter großen Flächen, klärte der Vorsitzende auf. „Wir verzichten hier vollständig auf giftige Substanzen“, sagte er. Zudem sei in den meisten Fällen ein Drittel der Parzelle als Anbaufläche vorgesehen, ein Drittel als Streuobstwiese und der Rest als Sitzfläche mit Laube. Damit niemand mit grünen Parzellenbegrenzungen die schmalen Wege zwischen den Gärten zu dunklen Schluchten zuwuchern lässt, sei auch die Heckenhöhe begrenzt.

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