Denkmal in Bad Godesberg Mehrere Einzelplaner sollen sich um Sanierung der Stadthalle kümmern

Bad Godesberg · Ein Generalplaner soll nach aktuellen Erkenntnissen bei der Stadthalle nicht zum Zuge kommen. Mehrere Einzelplaner sollen sich um die Sanierung kümmern. Die Konkretisierung des Raumprogrammes war Thema in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung.

Die Bad Godesberger Stadthalle: Als Thema ein Dauerbrenner in der Bezirksvertretung Bad Godesberg.

Die Bad Godesberger Stadthalle: Als Thema ein Dauerbrenner in der Bezirksvertretung Bad Godesberg.

Foto: Maximilian Mühlens

4,1 Megabyte groß und 44 Seiten stark: Das Gutachten „Konkretisierung des Raumprogrammes für die Stadthalle Bad Godesberg“, vorgelegt von der zarinfar GmbH aus Köln, ist keine leichte Kost, aber wichtig für den Fortgang des Projektes „Stadthalle Bad Godesberg“.

In der Sitzung der Bezirksvertretung Bad Godesberg (BV) am Mittwochabend war dieses Dokument zentraler Bestandteil der Diskussionen innerhalb der Politik. Die Verwaltung schickte gleich eine fünfköpfige Abordnung in die Sitzung, unter anderem war Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe selbst dabei, andere wurden zugeschaltet. Darunter auch Prof. Turadj Zarinfar von der zarinfar Gmbh und Michael Harenberg von der Progacon. Letzterer hat vor allem das gastronomische Konzept erarbeitet. Ebenfalls in dabei: der neue Projektleiter für die Stadthalle vom Städtischen Gebäudemanagement, Rainer Mertesacker.

Denkmalbehörden müssen involviert werden

Zarinfar erklärte, dass sein Büro mit der Konkretisierung des Raumprogrammes beauftragt wurde, das als Basis für die nachfolgende Planung diene. Die Stadthalle an sich, bewertete er als „tolles Gebäude aus den 50er-Jahren“. Zarinfar erklärte die Herangehensweise, um das Raumprogramm zu konkretisieren. Sein Büro habe sich mit einer Phase 1, der Analyse, und einer Phase 2, der Konzeptionierung, befasst. In Phase 1 habe es auch Gespräche mit verschiedenen Fachdienststellen, wie beispielsweise der Denkmalbehörde, gegeben. Ähnlich ging Progacon vor. Sie befragte allerdings auch Bürger und Gastronomen.

Zusammenfassend konnte Turadj Zarinfar nach den Erkenntnissen aus der Statik, des Brandschutzes und des Denkmalschutzes sagen: Die tragwerksplanerische Überprüfung des denkmalgeschützten Großen Saals bezüglich einer Sanierungsmöglichkeit und der Wirtschaftlichkeit stehe noch am Anfang und habe Auswirkung auf mögliche neue Szenarien. „Bei allen Alternativplanungen werden die Denkmalbehörden involviert“, so der Fachmann.

Veränderungen in der baulichen Struktur seien in bestimmen Bereichen möglich, die Konzepte sollen aber möglichst wenige Eingriffe in die Denkmalstruktur vorsehen. Alle Maßnahmen seien aber abhängig vom Gesamtkonzept für den Brandschutz. Zarinfar bringt in seinem Gutachten auch den Rückbau des Brunnensaals in Spiel. Dieser wurde im „denkmalpflegerischen Begleitplan“ als „Störzone“ gekennzeichnet. Er wurde nachträglich eingebaut und verkleinere den Innenhof. Der Innenhof könnte durch den Abriss wieder größer werden. „Es ist durchaus attraktiv, eine solche Fläche zu haben“, so Zarinfar.

Stadthalle habe „attraktive Außenflächen“

Michael Harenberg wiederum bescheinigte der Stadthalle „gute allgemeine Kennziffern“. Gekennzeichnet seien diese unter anderem durch eine gute Kaufkraft. Die Zentralität sei allerdings nicht gut, als Gastronomiestandort würde sich die Stadthalle sehr gut eignen, vor allem auch, weil sie „attraktive Außenflächen“ habe. Die nächsten Schritte seien nun die Beauftragung weiterer Planungsleistungen, die Grundlagenermittlung und die Vorplanung mit planerischer Untersuchung der offenen Punkte.

Das Gutachten ist nicht ganz neu, wurde in der BV nun aber auch durch die Büros näher vorgestellt. Die Bezirksverordneten hatten im Oktober 2022 die Mitteilungsvorlage der Stadtverwaltung zu einer Beschlussvorlage erhoben. Die Verwaltung wollte sich nun von der Politik absegnen lassen, dass sie mit den Planungen fortfahren kann.

„Endlich gibt es Bewegung in der Sache“, so Wolfgang Heedt von der FDP. Seit zwei Jahren würde man auf der Stelle stehen, umso wichtiger sei es, dass es nun weitergehe, so der Liberale. „Uns ist es ganz wichtig, dass sich die Beethovenhalle nicht wiederholt“, so Uli Barth von der SPD. „Uns fehlen aber Infos zu den Leistungsphasen 1 und 2“, ergänzte er mit Blick auf die Vorlage und das Gutachten.

Jens Röskens von der CDU erklärte, dass er noch „zahlreiche Fragen“ habe. „Warum muss der Brunnensaal zurückgebaut werden? Die Stadthalle soll funktionieren, nicht schön sein“, so der CDU-Politiker. Wie berichtet, hatte die Tourismus & Congress GmbH damals ein Raum- und Nutzungskonzept erarbeitet. Die BV hatte sich aus drei erarbeiteten Varianten für Variante 1 entschieden, die vor allem eine maximale Teilbarkeit der vorhandenen Säle und Räumlichkeiten vorsieht. Vertreter der BV befürchteten, dass diese nicht umgesetzt werde.

Planungen seien eine Vertiefung

„Es ist kein Widerspruch. Es ist eine Weiterentwicklung, keine Abkehr, sondern eine Vertiefung“, so Appelbe. Man habe sehr wohl verstanden, dass eine „maximale Funktionalität“ wichtig sei. Marcel Schmitt (Bürger Bund Bonn) erinnerte daran, dass die Hauptfrage sich mit dem Großen Saal beschäftige. Denn im Gutachten stehe, dass der aus Sicht der Unteren Denkmalschutzbehörde „das Herzstück des Denkmals“ sei. Daher müsse man sich die Frage stellen, wenn der Saal zurückgebaut werden müsse, ob das Bauwerk weiterhin seinen Denkmalcharakter besitze. Schmitt erinnerte an das Metropol, das laut des Oberverwaltungsgerichts – mit Ausnahme der Fassade – kein Denkmal mehr sei. Zuvor gab es damals Umbauten in dem Gebäude. „Ist das Ding abgängig oder nicht?“, fragte Schmitt. Eine eindeutige Antwort erhielt er von Verwaltungsseite nicht.

Für Gabriel Kunze (SPD) blieben viele Fragen ungeklärt. Zum Beispiel warum aus einem ehemaligen Tagungsbüro ein Lagerraum werden soll. Michael Wenzel von den Grünen pochte auf einen Projektbeirat, um im Bilde zu bleiben.

Derzeit gehe man davon aus, dass statt einem Generalplaner, mehrere Einzelplaner die Arbeiten ausführen sollen, hieß es seitens der Stadt. Dafür werden europaweite Ausschreibungen nötig. „Sie haben einen riesigen Blumenstrauß, der zusammengetragen werden muss“, so Projektleiter Mertesacker. Da es kein Gebäude „von der Stange“ sei, müsse man auf Spezialisten zurückgreifen. Eine Entscheidung vertagte die BV.

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