Ausstellung der VHS in Bad Godesberg Mit Faden und Knotentechnik an die Barthaare

Bad Godesberg · Eine Fotoausstellung im Foyer der Volkshochschule zeigt bis zum 12. Oktober aussterbende Handwerksberufe. Einblicke in die Arbeit eines Barbiers und einer Puppenmacherin.

 Ellen Dornhaus zeigt in der Fotoausstellung „Handwerk 6.0“ die Arbeit einer Puppenmacherin aus Muffendorf.

Ellen Dornhaus zeigt in der Fotoausstellung „Handwerk 6.0“ die Arbeit einer Puppenmacherin aus Muffendorf.

Foto: Elena Kuss

„Handwerk 6.0“ ist, ganz anders als der Titel erwarten lässt, eine Fotoausstellung, die gerade das traditionelle und vom Aussterben bedrohte Handwerk auf eindrucksvollen Fotografien greifbar macht. Die Fotoausstellung des Fotoclubs City-Treff Köln ist noch bis zum 12. Oktober in der Godesberger Zweigstelle der Volkshochschule Bonn, Am Michaelshof 2, zu sehen.

Die Vernissage eröffnete gleichzeitig die Reihe „Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster“ der VHS Bonn. Die traditionelle Form der Arbeit, die in vielen Bereichen von der industriellen Fertigungsweise verdrängt wurde, ist ein Stück gelebte Nachhaltigkeit: „Reparieren statt wegwerfen, qualitative Einzelanfertigung statt schnelllebiges Massenprodukt“, fasst es Klaus Kuck, Vorsitzender des Fotoclubs City-Treff, zusammen.

Die Idee zum Projekt hatte die Wachtbergerin Ellen Dornhaus. Schon vor 20 Jahren kam sie mit dem Handwerk und seiner verschwindenden Wertschätzung in Kontakt. „Ich habe damals eine Goldschmiedeschule besucht“, erzählt die Hobby-Fotografin.

"Das Handwerk richtig würdigen"

Doch viele Goldschmiede wechselten nach der Ausbildung zu anderen Tätigkeiten, die oft keine Ausbildung erforderten und trotzdem besser bezahlt wurden. „Ich wollte also wirklich schon sehr lange etwas machen, um das Handwerk noch mal richtig zu würdigen“, so Dornhaus. Die Idee kam im Kölner Fotoclub gut an, und es schloss sich eine Arbeitsgruppe zusammen, die über vier Jahre hinweg konzentriert an dem Projekt arbeitete. Das Ergebnis: sechs Ausstellungen und ein gebundenes Buch „Handwerk im Rheinland“, das für 20 Euro zu kaufen ist. Gefördert wurde das Projekt auch vom Landschaftsverband Rheinland. „Handwerk 6.0“ ist die letzte geplante Ausstellung der Werke.

Viele Stunden verbrachten die zehn beteiligten Fotografen mit der Suche nach Menschen, die altes und traditionelles Handwerk auch noch wirklich praktizieren. „Auch die Handwerkskammer konnte uns nicht weiterhelfen“, erzählte Klaus Kuck. Über das Internet oder auch durch intensives Nachfragen bei Freunden und Bekannten machte die Gruppe Handwerker ausfindig, die tatsächlich nochHand anlegen. Die Wachtbergerin Ellen Dornhaus porträtierte unter anderem einen Barbier aus der Koblenzer Straße in Bad Godesberg.

Mit Faden und besonderer Knotentechnik werden bis heute dort die feinsten Barthaare oder auch struppige Augenbrauen in Sekundenschnelle und punktgenau ausgerissen. Besonders begeistert war die Wachtbergerin jedoch von der Puppenmacherin Helene Heigl aus Muffendorf. „So etwas gibt es heute eigentlich gar nicht mehr“, sagt Dornhaus. Sie ist glücklich und auch etwas stolz, dass sie dieses verschwundene Handwerk für die Ausstellung festhalten konnte.

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