Kantorei der Erlöserkirche Musikalische Sinnenfreude

BAD GODESBERG · Vorweihnachtlicher musikalischer Höhepunkt des evangelischen Gemeindelebens Godesbergs ist sicherlich das alljährliche Weihnachtskonzert der Kantorei der Erlöserkirche in Rüngsdorf.

 Die Kantorei der Erlöserkirche hat die vom Weihnachtsoratorium gestellten Anforderungen bravourös gemeistert.

Die Kantorei der Erlöserkirche hat die vom Weihnachtsoratorium gestellten Anforderungen bravourös gemeistert.

Foto: Ronald Friese

Wie schon vor zwei Jahren wurden auch am Samstag die beliebten ersten drei Teile des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach aufgeführt, die allein schon durch ihre Vielseitigkeit und Variation von Anfangs- und Schlusschor, Gesangsoli, Sinfonie und eingestreuten Weihnachtschorälen einen Hörgenuss versprechen. In diesem Fall war es auch durch die durchweg hervorragende Leistung aller Mitwirkenden eine musikalische Sinnenfreude.

Sehr bald löste sich eine anfängliche Anspannung und die vielen Mitwirkenden verschmolzen zu einem harmonischen, gegenseitig vertrauenden und aufbauenden Zusammenspiel. Stimmgewaltig, mit immerhin mehr als 80 Sängern und Sängerinnen, darunter erfreulicherweise auch sehr viele Jüngere, erbrachte der in allen Stimmen gut besetzte und ausbalancierte Chor eine rundum überzeugende Darbietung, welche die von der Komposition gestellten Anforderungen mal gefühlvoll, einschmeichelnd, mal kräftig, vital, zu erfüllen wusste. Selbst die gesangstechnisch schwierige Kantate "Ehre sei Gott" wurde bravourös gemeistert.

Auch die Solisten, in dieser Kirche vertraute Stimmen, erfüllten und übertrafen die in sie gesetzten Erwartungen. Nikolaus Borchert, Tenor und Evangelist, ermöglichte dank seiner klaren, konturenscharfen Diktion und angenehm- timbrierten Stimme ein einwandfreies und genussvolles Folgen der neutestamentarischen Weihnachtsgeschichte. Beispielhaft für seine gefühlvolle Darbietung ist sein Part im dritten Teil zu erwähnen "Und sie kamen eilend und fanden beide". Ganz wunderbar waren die von Alexandra Thomas gesungenen Arien. Mit ihrer ausdrucksstarken Altstimme ließ sie sich sanft verhalten, sehnsuchtsvoll, dann aber auch klar und hell in immer neue werbende Spiele mit den sie begleitenden Instrumenten, insbesondere der Solovioline, ein. Frederik Schauhoff, Bass, hatte zwar kleine Tempischwierigkeiten in der Arie "Großer Herr, o starker König", brachte dann seine wohltimbrierte, in allen Registern klangvolle Stimme jedoch auf Hochform und brillierte mit Andrea Graff, Sopran, in der Arie "Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen", in der sie sich gegenseitig stimmlich mitnahmen, umwarben und ein zartes, zutiefst einfühlsames Zusammenspiel boten.

Undenkbar wäre eine solch glanzvolle Aufführung ohne die Mitwirkung des gut einstudierten und bewährten Orchesters und völlig unmöglich ohne die souveräne Leitung des seit mehr als 20 Jahren die Stelle des Kantors ausübenden, für die Kantorei glücklicherweise ambitionierten Dirigenten Christian Frommelt. Ergriffen hielt das Publikum nach dem Verklingen der letzten Akkorde einen langen Augenblick inne, bevor es in einen nicht enden wollenden Applaus überging. Die Freude über diesen gelungenen, sehr festlichen und bewegenden Abend waren Dirigenten, Sängern und Musikern an dem um sich greifenden Lächeln anzusehen. Sie gaben, gelöst und glücklich, den jubilierenden Anfangschor als Zugabe dem dankbaren Publikum: eine Rarität in dieser Kirche.

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