EKH in Bonn Nach 44 Jahren vom Rhein an die Spree

BAD GODESBERG · Eine weitere bundesweite Organisation ist zum neuen Jahr nach Berlin verzogen. Nach 44 Jahren verabschiedete sich die Bundeszentrale der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Krankenhaus-Hilfe (EKH), kurz: die Grünen Damen und Herren, aus Bonn in die Caroline-Michaelis-Straße 1 in Berlin-Mitte.

 Im Haus am Redoutenpark: Die Grüne Dame Katrin Paehler (2.v.r.) leitet ein Bewegungstraining in dem Seniorenheim.

Im Haus am Redoutenpark: Die Grüne Dame Katrin Paehler (2.v.r.) leitet ein Bewegungstraining in dem Seniorenheim.

Foto: Ronald Friese

Zuletzt hatte die 1969 von Brigitte Schröder in ihrem Wohnhaus auf dem Heiderhof gegründete Ehrenamtlichen-Organisation von der Pennenfelder Max-Planck-Straße 49 ihre gut 11 000 Grünen Damen und Herren betreut.

Zuvor war man über Jahre von Räumlichkeiten am Johanniter-Krankenhaus aus für die Helfer in Krankenhäusern und Altenheimen tätig gewesen. Der aktuelle Ortswechsel steht im Zusammenhang mit dem Stabwechsel auf Leitungsebene. Wie berichtet, war die Wachtbergerin Gabriele Trull nach 17 erfolgreichen Jahren im Vorsitz von Käte Roos aus Speyer abgelöst worden.

Damit gehen 44 spannende Aufbaujahre in der Stadt am Rhein zu Ende. An deren Anfang stand eine kleine, aber ungemein patente Bonner Power-Frau: Brigitte Schröder, Ehefrau des damaligen Außen- und dann Verteidigungsministers Gerhard Schröder. Die Mutter dreier Kinder, die zuvor schon den Frauen- und Familiendienst des Auswärtigen Amtes aus dem Boden gestampft hatte, wollte als Ministergattin keineswegs nur rote Teppiche abschreiten.

Angeregt durch den ehrenamtlichen Dienst des Volunteer Service in den USA und getragen von der Vision, hierzulande ebenfalls einen Dienst in christlicher Nächstenliebe ins Leben zu rufen, ging Schröder ab 1969 mit Gruppen in Düsseldorfer und Bonner Krankenhäusern an den Start. Nur die Farbe Rosa gefiel ihr an den amerikanischen "Pink Ladies" gar nicht. So kleidete sie ihre Helfer halt mit lindgrünen Kitteln. Mit Weitsicht, Durchsetzungsvermögen und hohem persönlichen Einsatz führte sie die EKH dann über 27 Jahre, bis sie 1996 die Leitung an Gabriele Trull weitergab und 2000 in Bonn verstarb.

Der Aufbauwille der toughen "Frau Minister" war legendär. Zeitgenossen berichten, dass kein politischer Sektempfang verging, bei dem die charmante Frau Schröder nicht reihenweise Spender für ihr Lebenswerk warb. Immerhin hatte sie von ihrem Heiderhofer Schreibtisch aus ihre ersten Gruppen im Laufe der Jahre zu einer der größten Ehrenamtlichen-Organisationen Deutschlands ausgebaut.

Gabriele Trull konnte 1996 nahtlos anknüpfen und sich dann den Herausforderungen der neuen Zeit stellen. In ihrer Amtszeit schlossen sich rund 200 neue Gruppen der EKH an, die damit in knapp zwei Jahrzehnten von 270 auf heute bundesweit 475 Krankenhaus- und Altenheimgruppen anwuchs.

Durch umfängliche Gremienarbeit sorgte die ebenso durchsetzungsfähige Gabriele Trull dafür, dass die EKH über das Rheinland hinaus bekannt wurde und die Dienste kontinuierlich weiterentwickeln und finanziell neu absichern konnte. "Ich schaue dankbar auf 2013 zurück", sagt Trull. Mit dem Umzug der Bundesgeschäftsstelle habe sie nun die Bonner Ära ausgeläutet. "Jetzt soll die EKH mit neuen Kräften im Berliner Haus des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung neu durchstarten." Büroleiterin ist dort Stephanie Thieme.

Dienst am Nächsten

Die heute bundesweit in Krankenhäusern und Altenhilfe-Einrichtungen tätigen Gruppen haben sich in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, die als gemeinnützig anerkannt ist. Grüne Damen und Herren sind Laien, die ehrenamtlich, unabhängig und in eigener Verantwortung persönliche Wünsche von Patienten und älteren Menschen erfüllen. Sie nehmen sich Zeit zum Zuhören und für Gespräche. Sie erledigen kleine Besorgungen und Hilfeleistungen. Sie tun also Dinge, für die die hauptamtlichen Pflege- und Betreuungskräfte nicht immer die nötige Zeit und Ruhe haben.

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