Schwarz-Weiß-Ausstellung im Redoute-Haus Nach Karneval kommt die Passion

BAD GODESBERG · Wie sich Kindheiten doch letztlich gleichen, auch wenn sie gut situiert in Bonn und weniger betucht im türkischen Dorf Kale Kekova verbracht werden. Die beiden Ölbilder von Rupert Noske mit den Kaninchen oder eben Ziegen streichelnden Pänz bilden den ersten Blickfang der "Schwarz-Weiß-Ausstellung" im Haus an der Redoute.

 In der Ausstellung im Haus an der Redoute zu sehen: Kindheit in Bonn und Kindheit in der Kale Kekova von Rupert Noske.

In der Ausstellung im Haus an der Redoute zu sehen: Kindheit in Bonn und Kindheit in der Kale Kekova von Rupert Noske.

Foto: Ronald Friese

Einen Aschermittwoch-Nachmittag lang präsentierte sich bei der Vernissage die Kunstszene Bad Godesbergs und Wachtbergs in den "heiligen Hallen" am Rathaus. "Zum 35. Mal zeigen sie bis zum 22. März hier ihr Schaffen", erläuterte die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Hillevi Burmester bei der Eröffnung. Die Jury habe aus insgesamt 78 Bewerbungen 66 Werke von 45 Künstlern ausgewählt - keine einfache Aufgabe, weil traditionell ja nur die Farben Schwarz und Weiß sowie die sich daraus ergebenden Grautöne zugelassen seien. Und wirklich fehlten einige ansonsten immer präsente Künstlernamen. Dafür bekamen andere die Chance, sich bei dieser wichtigsten Leistungsschau lokaler Kunst 2015 erstmals zu präsentieren.

Als Konstanten sind auch dieses Mal zum Beispiel Silberschmiedin Heidi Schulze-Merian mit einem schwungvollen Armschmuck aus geschichtetem Acryl und Malerin Barbara Kroke mit einem zweifachen bedrohlich wirkenden "Abtauchen" auf Leinwand präsent. Clothilde Lafont-König arbeitete mit spitzen Bleistiftspänen die wundersame Maserung von Baumrinden heraus. Malerin Rose Kretzschmar hängte dieses Mal eine kleine, aber feine "Wandschatten"-Fotografie. Wie denn auch ein größer werdender Anteil von "Schwarz-Weiß" inzwischen aus Fotografien besteht, die wiederum nicht selten den Charakter von Grafiken annehmen.

Karen Lück holt mit der Linse gebrochene Substanz in den Fokus. Dietmar Simsheuser lässt sich von moderner Architektur zu Fotokunst inspirieren. Heinke-Ursel Lüttschwager spürt dem Charme fließender Naturbewegung, Ellen Dornhaus dem zerbrochener Gläser und Iwona Knorr dem arktisch gedrungener Bäume nach. Lilo Werner widmet sich dem Licht- und Schattenspiel einer stillgelegten Papiermühle. Und Monika Clevers Frauenakt ist im Sinne des Wortes regelrecht "ver-rückt".

Das Thema Akt hat Spezialist Peter Ohly ganz anders angepackt: Sein kleiner Prägedruck "Warum?" auf handgeschöpftem Papier bildet den Körper gleichsam im weißen Negativ ab. Gleich in unterschiedlichen Techniken hat Irmlind Schäfer gearbeitet: Ihr "Leibarzt des Kaisers" erscheint im Scherenschnitt und gleich daneben im Aquarell. Auch zahlreiche Arbeiten in Öl und Tusche sind Blickfänge: Charlotte Schwarz-Sierps stimmungsvoller "Rheinnebel" wie Sigrid Wehrmeisters mutig große "Elegie" oder Alla Buryakovas "Vollmond"-Variationen.

Dazwischen haben einige Künstler schwarz-weiße Plastiken gestellt: Doris Scheuermann ihr glitzerndes Objekt aus Spiegelglas mit dem Titel "Don't touch me", über das man aber so gerne einmal streichen würde, oder Brigitte Schlombs ineinandergeratene Alabaster-Puzzle-Stücke. Und dann ist da unter anderem die ebenso verstörende wie anrührende "Opfer-Figur" von Veronika Fulde, ein weiblicher Torso mit einer Suppenkelle auf dem geköpften Hals. Und schließlich Heidi Adrians Wink mit dem Zaunpfahl: Ihren "Aschermittwoch" in Acryl bevölkern traurige Gestalten. Sträflingen gleich tanzen sie im Streifendress den letzten Tanz der Session. Die schwarz-weißen Zeiten sind angebrochen. Nach Karneval kommt die Passion.

Die Ausstellung im Haus an der Redoute, Kurfürstenallee 1a, ist bis zum 22. März mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

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