Bürgerstiftung Rheinviertel Nachahmer willkommen

BAD GODESBERG · Am Anfang standen drei Projekte, 50.000 Euro Startkapital und eine Handvoll Ehrenamtliche, die sich dem Erhalt zweier Kindergärten, der Förderung der Jugendarbeit und der Einstellung einer Hospizschwester für die Sterbenden in den Altenheimen verschrieben hatten. Zehn Jahre ist das her. Was aus der jungen Bürgerstiftung Rheinviertel eine Dekade später werden sollte, schien damals kaum absehbar.

 Eine Stiftung, zahlreiche Aktivitäten: Kulturelle Benefizveranstaltungen gehören ebenso zu den Tätigkeiten der Bürgerstiftung Rheinviertel wie die Betreuung des Mausoleums Carstanjen und die Trägerschaft für mehrere Kindertagesstätten, hier die Sonja-Kill-Kita.

Eine Stiftung, zahlreiche Aktivitäten: Kulturelle Benefizveranstaltungen gehören ebenso zu den Tätigkeiten der Bürgerstiftung Rheinviertel wie die Betreuung des Mausoleums Carstanjen und die Trägerschaft für mehrere Kindertagesstätten, hier die Sonja-Kill-Kita.

Foto: Ronald Friese

Heute ist aus dem seinerzeit zarten Pflänzchen mit einem Stiftungskapital von sieben Millionen Euro eine der größten Bürgerstiftungen in Deutschland herangewachsen, die inzwischen Nachahmung durch vergleichbare Initiativen gefunden hat. "Immer wieder erreichen uns Anfragen zu unserer Arbeit und begrüßen wir Interessierte aus Deutschland und Österreich, um ihnen die Stiftung vor Ort vorzustellen", berichtet Stiftungsvorsitzender Wolfgang Picken.

Der Dechant von Bad Godesberg war vor zehn Jahren die maßgebliche Triebfeder für die Initiative, die mit dem Eintritt ins zweite Lebensjahrzehnt ihre Aktivitäten über die Pfarrgemeinde Rheinviertel als dem bisherigen Wirkungsfeld hinaus auf ganz Bad Godesberg auszudehnen beginnt.

Und die Aktivitäten sind mannigfach und reichen von der Hospizarbeit über die Trägerschaft für drei Kindertagesstätten und ein Familienzentrum bis hin zum heilpädagogischen Förderdienst für Kindergartenkinder, Netzwerken für die Generation "50 plus" und dem Einsatz von Lesepaten bis zur Betreuung der Urnengrabstätten im Mausoleum Carstanjen.

Laut Wolfgang Picken bringen sich inzwischen fast 1000 ehrenamtliche Helfer in die Aktivitäten der Stiftung ein. Neuerdings laufen die Fäden zudem in einer neuen Geschäftsstelle mit Sitz an der Beethovenallee 47 zusammen, wo beispielsweise Ehrenamtskoordinatorin Mareike Walbröl die Kontakte für neue Helfer herstellt. Um den Strauß an Aufgaben zu stemmen, gibt die Bürgerstiftung jedes Jahr 450 000 Euro aus, von denen sie zwei Drittel mittels Spenden einwerben muss, wie Christine Kiderlin, zuständig für Fundraising, erklärt.

Auffallend seien dabei die vielen "Stammspender", die der Stiftung regelmäßig Geld zukommen ließen. Dass sich das bisherige Wirkungsfeld der Bürgerstiftung auf durchaus wohlhabende Stadtteile konzentriert hat und sich die Verantwortlichen zweifellos auf die Mittel der Mobilisierung verstehen, hat sich auf die Erfolgsgeschichte nicht nachteilig ausgewirkt. Beim Sommerfest vor zwei Jahren gab der CDU-Landesvorsitzende Armin Laschet als Ehrengast seiner Freude darüber Ausdruck, dass sich auch außerhalb Berlins selbstsichere Superlative wie "die größte Bürgerstiftung", die "größten Erfolge" und "die innovativsten Ideen" entwickelten.

Wolfgang Picken, einer vernehmbaren Öffentlichkeitsarbeit nicht gänzlich abgeneigt, kann darüber schmunzeln. Bei aller Freude über den Erfolg beschreibt er das Wesen der von ihm gegründeten Stiftung so: "Menschen rücken zusammen, engagieren sich gemeinsam und verändern die soziale Wirklichkeit. Wo Not entdeckt wird, wird sich ihr mit Liebe und Engagement entgegengestellt. Wir suchen solange nach Wegen, bis wir Probleme im Viertel gelöst haben."

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