Erste Hilfe für Parkbäume Bürgerantrag spricht sich für Zisternen in Godesberg aus

Bad Godesberg · Wie kann man Parkbäumen in Bad Godesberg helfen, trockene, heiße Sommer zu überstehen? Vielleicht mit unterirdischen Zisternen, meint die FDP, und hat einen Antrag zur Sitzung der Bezirksvertretung eingebracht. Die Stadt könnte sich die Maßnahme als Pilotprojekt vorstellen.

 Vom Dach des Haus Carstanjen möchte die FDP Wasser in Zisternen ableiten und dieses in Trockenzeiten den Bäumen im Park zukommen lassen.

Vom Dach des Haus Carstanjen möchte die FDP Wasser in Zisternen ableiten und dieses in Trockenzeiten den Bäumen im Park zukommen lassen.

Foto: Petra Reuter

Man kennt es in diesen Tagen aus dem eigenen Garten oder vom Balkon: Kaum bleibt der Regen bei steigenden Temperaturen aus, präsentieren sich die Pflanzen durstig. Da ergeht es Bäumen nicht anders, was die Godesberger FDP zu einem Bürgerantrag veranlasst hat. Darin schlägt Antragsteller Wolfgang Heedt vor, dass die Verwaltung exemplarisch im Park Carstanjen, im Stadtpark und im Redoutenpark prüft, ob Regenwasser in Zisternen aufgefangen werden kann, um es in trockenen Zeiten zu nutzen.

Konkret werden die Dächer von Haus Carstanjen, Stadthalle und Kurfürstlicher Zeile sowie vom möglichen Neubau des Kurfürstenbads genannt, von denen das Wasser abgeleitet werden könne. Neben unterirdischen Lösungen sieht der Antrag vor, „auch aus Gründen der Schnelligkeit“ oberirdische Alternativen mit Tankbehältern aus Stahl oder Kunststoff in den Blick zu nehmen.

Eimerketten hält die FDP nicht für eine dauerhafte Lösung

„Wassermangel ist kein neues Phänomen und Zisternen auch keine neue Erfindung“, schreibt Heedt in seiner Begründung. Wegen der geänderten Geschäftsordnung des Rats kann er seine Ideen als Ein-Mann-Fraktion nur noch über Bürgeranträge einbringen. „Eimerketten von Anwohnern zum Rhein, wie im vergangenen Jahr am Park Carstanjen, sind zwar spektakulär, aber keine dauerhafte Lösung zur Versorgung des umfangreichen Baumbestands“, meint Heedt. Hier könnten Zisternen und Tanks Abhilfe verschaffen, die an die Dachentwässerung benachbarter großer Dächer angeschlossen würden. Potenzial ist für ihn reichlich vorhanden: Direkt neben dem Park Carstanjen stehe das Haus Carstanjen, „eher ein Schlossbau“, die Stadthalle verfüge über eine riesige Dachfläche und stehe „strategisch günstig“ im Stadtpark, und die Kurfürstliche Zeile mit Redoute, Haus an der Redoute, Rathaus und dem möglichen neuen Kurfürstenbad lägen ideal für den Redoutenpark.

In ihrer Stellungnahme äußert die Verwaltung, das Thema der „wassersensiblen Stadt“ sei wichtiger denn je. Daher strebe man eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe an, in welcher dieses Thema erarbeitet und konkrete Maßnahmen diskutiert werden sollen. Was den Zisternen-Vorschlag betrifft, belässt es die Verwaltung zunächst bei Formalien. Grundsätzlich bestehe der Anschluss- und Benutzungszwang gemäß Entwässerungssatzung – also eben das Einleiten in die Kanalisation. Aber Anträge auf Versickerung des Überschusswassers – und damit zur Wasserspeicherung – könnten vom Grundstückseigentümer generell bei der Unteren Wasserbehörde gestellt werden. „Dieses Wasser kann zum Beispiel zum Wässern von jungen Bäumen oder für Staudenpflanzungen genutzt werden“, so die Stadt.

Die Stadt weist auf eine zu gründende Arbeitsgruppe hin

Da es in den vorgeschlagenen Bereichen eben jene beiden Gruppen gebe, empfiehlt sie der Bezirksvertretung, die (noch zu gründende) Arbeitsgruppe das Ansinnen der FDP prüfen zu lassen. Im Vordergrund stehe dann, an welcher Stelle und in welchem Umfang der Bau von Zisternen in einem Pilotprojekt sinnvoll und möglich ist „und ob mit dem vorhandenen Personal und den Fahrzeugen der Transport des gesammelten Regenwassers umgesetzt werden kann“.

Genau an diesem Punkt rät Michael Henze, Referent für Landschaftsgärtnerische Fachgebiete beim Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V., der Stadt, genau zu rechnen. „Sie müssen das Wasser aus den Zisternen ja erstmal hochpumpen und dann an die Pflanze bringen“, sagt der Experte aus Bad Honnef auf Anfrage. Die hohen Kosten der Anlagen müsse man gegenrechnen mit dem Einsatz eines beauftragten Landschaftsgärtners, der die Bäume mit seinem eigenen Tankwagen bewässere.

Experte weist darauf hin, dass das Prozedere nur bei Jungbäumen Sinn hat

Das Tiefbauamt hat ebenfalls Bedenken. „Eine Zisterne in bestehenden Bereichen zu installieren, ist wegen möglicher Leitungen oder Bachkanäle schwierig“, sagt Vize-Amtsleiterin Monika Gehrmann. Zudem entspreche der Wurzelbereich der Bäume ihrem Kronenumfang, was beim Transport des Wassers ebenfalls bedacht werden müsse. Versickerungsflächen in Neubaugebieten zu schaffen wie in Röttgen, mache die Sache leichter. Dort wird über ein Trennsystem im Kanal Regenwasser gesammelt.

 Einig ist sich Henze mit der Stadt, dass sowieso nur Jungbäume bis zu sechs Jahren von Bewässerung profitierten: „Dann sind die Wurzeln soweit ausgebildet, dass sich der Baum selbst übers Grundwasser versorgen kann.“ Wobei der sinkende Grundwasserstand auch kritisch sei. Schlimmer noch als Tiefwurzlern wie der Eiche ergehe es Flachwurzlern wie Fichte und Weiden. Diese seien auf Regenwasser angewiesen. „Weshalb Städte bei Neuanpflanzungen an Straßen unbedingt auf resistente Klimabäume wie die Ulme setzen sollten“, empfiehlt der Verbandsmann.

 Zisternen halte er zwar für „eine intelligente Art der Wassersammlung, um kein Trinkwasser anzuzapfen“. Er glaubt aber, dass es einfacher geht. „Mit Mulden am Stamm, damit das Wasser ankommen kann, Mulch im Umfeld, damit das Wasser nicht oberflächlich abläuft und Gießringen oder Wassersäcken am Baum.“ Sein Credo (auch für den heimischen Garten): Lieber weniger oft und dafür ergiebiger gießen.

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