Karnevalsgottesdienst in der Pauluskirche "Nemm mich su wie ich bin"

FRIESDORF · Obrigkeiten stöhnen seit ewigen Zeiten über die Friesdorfer. Die seien so anders, so widerborstig wie ein gewisses kleines gallisches Dorf im großen Römerreich. Nun zeigten die Bonner Asterixe wieder ihre Qualitäten: Die Karnevalsgesellschaft Kleffbotze nebst Tanzgarde feierte mit den Godesberger Prinzenpaaren und ihrem Staat forsch Gottesdienst bei den als spröde verschrienen Protestanten.

 Egal, ob verkleidet oder nicht: In der Pauluskirche hat jeder seinen Platz. Auch die Tollitäten feiern den Karnevalsgottesdienst mit.

Egal, ob verkleidet oder nicht: In der Pauluskirche hat jeder seinen Platz. Auch die Tollitäten feiern den Karnevalsgottesdienst mit.

Foto: Axel Vogel

Sie packten direkt neben Bonns ältester integrativer Schule, der Bodelschwinghschule, die Gelegenheit beim Schopfe: den Fastelovend mit der Inklusion unter einen Hut zu bringen. Sei es nicht schon gelungene Inklusion der Katholiken in der evangelischen Pauluskirche, sei es nicht Inklusion der standhaft Unverkleideten im Heer der Kostümierten, blickte Pfarrer Siegfried Eckert lachend ins Kirchenschiff. Konsequent hatte er als Motto "Nemm mich su, wie ich bin" gewählt.

Die Gemeinde möge doch an diesem fröhlichen Morgen bitte auch im Alltag geregelt bekommen, "wat Inklusion is", so der geborene Bayer im Gallierdorf, der sich zur Verstärkung wieder Kirchenmaus Pauline sowie Volker Kriegsmann vom Beethovenorchester und Erwin Esser vom Ortsausschuss an die Seite geholt hatte.

Auch Bonns vielfacher Welt- und Europameister sowie Paralympics-Sieger im Tischtennis, Rainer Schmidt, war in der auf Hochdeutsch und Mundart gehaltenen Liturgie mit an Bord. Den Kabarettisten, der im richtigen Leben Pfarrer am Pädagogisch-Theologischen Institut ist, hatte Eckert kürzlich bei der Evangelischen Landessynode als vor Humor und Lebensweisheit sprühenden Prediger erlebt.

Und davon bekam die Pauluskirche jetzt auch eine gehörige Portion zu spüren. Gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung an Gemeinde bedeute nicht, dass er als "Ohnhänder" auf der Kanzel jetzt Empfänger einer diakonischen Wohltat geworden sei, sondern dass er gleichberechtigt von seinen Talenten hier eingeladen wurde, "weil ich das Thema durchdacht habe", sagte Schmidt. Und das Tolle daran sei: "Wir werden reicher durch Verschiedenheit. Ohne Unterschied macht Gleichheit doch überhaupt keinen Spaß."

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