Bad Godesberg Neun Galerien und Ausstellungshäuser zeigten bis 24 Uhr ihre Werke

BAD GODESBERG · Irgendwie lässt Surrealist Salvator Dali grüßen. Goliathgroße Hände halten auf Bildern in der Galerie Schön einen Schiffsbug auf dicken Erdschollen.

 Der Reiz der Galerienacht sind die vielen unterschiedlichen Techniken und Stile: Künstler Helmut Tigges zeigt in der Galerie Schön sein Werk mit dem Titel "Seemannsgarn".

Der Reiz der Galerienacht sind die vielen unterschiedlichen Techniken und Stile: Künstler Helmut Tigges zeigt in der Galerie Schön sein Werk mit dem Titel "Seemannsgarn".

Foto: Ronald Friese

Der Anker scheint mit riesigen Ketten am Strommast festgezurrt. Gelangweilt schauen zwei junge Männer zu, die Ohren mit Kopfhörern versiegelt. Rational sind die rätselhaften Raum- und Motivzusammenhänge bei dieser Malerei von Helmut Tigges sicher nicht zu erschließen. "Aber sie inspirieren mich", meint Betrachter Pierre Eisert nach einem langen Lehrertag.

Drüben beantworten Künstler Tigges und Galerist Franz Schön Fragen neugieriger Besucher. "Durch die Nacht. Offene Galerien von 18 bis 24 Uhr" hieß am gestrigen angenehm lauen Abend nach der erfolgreichen Premiere von 2013 das zweite Gemeinschaftsprojekt von neun Godesberger Galerien.

Mal sehen, ob er "weiterhoppe", sagt Pierre Eisert. Ansonsten gehe man doch so schnell an den lokalen Galerien vorbei. Die blauen Erkennungsluftballons des Events hängen ein paar Hundert Meter weiter auch am Craftkontor von Annegret Portsteffen. Drinnen zeigen Heri Gahbler und Monika Debus ihre so unterschiedlichen Objekte.

Lioba Weinmann und Brunhilde Meyer haben sich in die filigranen Lackkunst-Döschen und -Schalen von Gahbler verguckt. "Eine tolle Idee, diese Galeriennacht am Freitagabend nach der Arbeit", meint Brunhilde Mayer. "Wir werden alle Orte mit dem Fahrrad besuchen", planen die Freundinnen.

Andere Besucher streifen um die handfeste Keramik von Debus. In dieser Form kenne er ein solches Event nicht aus der Kölner Gegend, von wo er komme, meint Künstler Gahbler. "Es kleben auch schon rote Punkte an meinen Objekten", freut er sich. Ja, an diesem Galerienabend seien eine ganze Reihe Sammler unterwegs, ergänzt Galeristin Portsteffen zufrieden. Im Viellenviertel tummeln sich derweil die Besucher zum Beispiel in der Galerie Duo.

"Schön zu sehen, dass unser Stadtteil heute Abend richtig lebt, dass so viele Kunstfreunde auch aus Bonn und der Umgebung kommen", meint Cordelia Bung, die sich mal ein paar Minuten in einem Sessel vom Galerien-Hopping ausruht. Auge in Auge mit Markus Lüpertz' kleinem lädiertem Odysseus sinniert sie über die aktuelle heiße Diskussion zur Beethoven-Skulptur im Bonner Stadtgarten. Ja, sie sei bei der Enthüllung dabei gewesen und habe das Entsetzen vieler Bonner erlebt.

"Die Aufgabe von Kunst ist es ja wohl, nicht nur unser Bild von Dingen und Personen zu bestätigen", meint Bung. Und trifft sich mit dieser Meinung mit anderen Galerie-Besuchern, die sich ebenfalls um die Lüpertz-Exponate scharen. "Ich dachte auch erst: Um Gottes Willen", lächelt Dietlind Büttner und streift um die tiefblau-rote Atlas-Statue von Lüpertz hier in der Galerie. "Inzwischen gefällt mir das jedoch. Pfiff hat er, der Lüpertz."

Ehemann Wolfgang Büttner nickt. Lüpertz' Kunst sei aufreizend, ja, aber immer warmherzig und nie aggressiv, meint er bestimmt. "Hoffentlich bleibt sein Beethoven im Stadtgarten stehen." Hier in der Galerie Duo hat Büttner schon Exponate gekauft und Bilder rahmen lassen. "Die Idee einer Galeriennacht ist wunderbar. Jetzt wollen wir mal prüfen, was es sonst noch alles an Kunst in Bad Godesberg gibt."

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