Langjähriger Leerstand Noch keine Bauvoranfrage für ehemalige Botschaft der Türkei

MEHLEM · Für das Gelände der ehemaligen türkischen Botschaft in Mehlem liegt aktuell kein positiver Vorbescheid auf eine Bauvoranfrage vor. Das bekräftigte die Stadtverwaltung auf Anfrage des General-Anzeigers. Zuvor hatten sich verschiedene Kommunalpolitiker verwundert darüber gezeigt, dass vermeintlich noch keine konkreten Pläne für das Areal bekannt seien.

 Aus dem Dornröschenschlaf soll demnächst das Gelände der türkischen Botschaft geweckt werden.

Aus dem Dornröschenschlaf soll demnächst das Gelände der türkischen Botschaft geweckt werden.

Foto: Rüdiger Franz

Hintergrund: Im Frühjahr 2010 hatte die Stadtverwaltung der Kommunalpolitik mitgeteilt, sie habe einem Bauherrn einen positiven Vorbescheid für sein Vorhaben erteilt. Wie die Verwaltung jetzt erklärt, habe der Antragsteller damals seine Bauvoranfrage vor Erteilung des Bescheids zurückgezogen.

Das würde auch erklären, warum die Bauvoranfrage seit dem Mai 2010 kein Thema mehr war. Vielmehr erklärt die Verwaltung vor der Sitzung der Bezirksvertretung am 29. August: "Bisher liegt der Verwaltung noch keine konkrete Neuplanung über eine Bauvoranfrage beziehungsweise über einen Bauantrag vor, so dass zu möglichen Bauabsichten derzeit keine Aussage getroffen werden kann."

Danach hatten sowohl eine Gruppe von Anliegern in einem Bürgerantrag wie auch die Fraktionen von CDU, Grünen und Bürger Bund gefragt. Anlass für das große Interesse ist der Umstand, dass die Botschaft samt etwa 1000 Quadratmeter großem Grundstück nach langjährigem Leerstand und Verfall vor kurzem den Eigentümer gewechselt hat. Dem Vernehmen nach will ein Bauherr dort Wohnhäuser errichten. Und deren Umfang, Architektur und viele weitere Einzelheiten wecken naturgemäß in der näheren Umgebung großes Interesse.

Das hatten mit Blick auf das Filetgrundstück inmitten des Nibelungenviertels in Rheinnähe auch bereits mehrfach Investoren bekundet. So etwa 2002, als die Stadtverwaltung laut eigener Aussage von 2010 eine Bauvoranfrage positiv beschieden hatte. 2010 folgte dann die Bauvoranfrage des laut Verwaltung "abgesprungenen" Investors, welcher auf dem Botschaftsgelände eine aus fünf Wohnhäusern bestehende "Nibelungenresidenz" errichten wollte.

Gründe für diesen Rückzieher nannte die Stadt übrigens nicht. Und nun, weitere zwei Jahre später, will ein dritter Bauherr den langjährigen Überlegungen seiner Vorgänger endlich Taten folgen lassen, über die jedoch - anders als bei den Fällen in der Vergangenheit - noch keine Details bekannt geworden sind. Genau das sorgt in Nachbarschaft und Politik derzeit für jene Melange aus unbedarfter Neugierde und zurückhaltender Skepsis, die wohl auch in der Sitzung am 29. August zum Tragen kommen dürfte.

Einen Beitrag dazu leistet in gewisser Weise auch die Verwaltung, deren Fachleute auch weiterhin bei ihrer Haltung bleiben, dass die Planungsziele des geltenden Bebauungsplans überholt seien. Dabei bleibe die Verwaltung auch weiterhin, "insoweit der Bebauungsplan den baulichen Bestand der ehemaligen türkischen Botschaft festschreibt", heißt es im Stadthaus, wo deshalb die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans in der aktuellen Mitteilungsvorlage ausdrücklich als Option genannt wird.

Derzeit gestattet der geltende Bebauungsplan für das Botschaftsgelände dreigeschossige Wohnbebauung. Unter Anwohnern verstärkt sich derweil die Sorge, dass nach dem Abriss der türkischen Botschaft in ihrer Nachbarschaft ein baulicher Fremdkörper entstehen könnte. Entscheidend für alle weiteren Diskussionen und Beschlüsse dürfte somit sein, was der Bauherr in dem Karree zwischen Ute-, Gernot- und Rüdigerstraße eigentlich vorhat. Auf diese Information wartet die Öffentlichkeit vorerst weiter.

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