Flüchtlinge in Bad Godesberg Notunterkunft noch nicht nötig

BAD GODESBERG/BONN · Kommen die ersten Flüchtlinge an, oder kommen sie nicht? Das war gestern wieder die Frage in der seit Donnerstag zur Belegung freigegebenen Notunterkunft des Landes an der Deutschherrenstraße in Muffendorf.

Am Nachmittag entschied sich, dass auch an Tag zwei noch keine Bewohner aufgenommen werden. Der Umbau der ehemaligen Maschinenhalle für die ersten 75 Flüchtlinge ist, wie berichtet, gerade abgeschlossen. Einrichtungsleiterin Jana Biesenbach und die anderen Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes sind vorbereitet.

Im Vergleich zum Oktober, wo es in NRW kaum noch freie Betten für Neuankömmlinge gab, hat sich die Situation leicht entspannt. "Es sind noch Kapazitäten vorhanden", berichtete Christoph Söbbeler, Pressesprecher der Bezirksregierung Arnsberg, gestern. Das liege vor allem daran, dass in den vergangenen Wochen einige neue Einrichtungen für die Erstunterbringung von Asylbewerbern geschaffen wurden. Täglich müsse kurzfristig entschieden werden, wo die Menschen hingebracht werden. "Die Zuweisung hängt auch vom Personenkreis ab, damit man zum Beispiel nicht Familienverbände auseinanderreißt", sagte Söbbeler.

Der Weg ist für alle gleich: Wer Asyl beantragen möchte, muss sich in Nordrhein-Westfalen in den Erstaufnahmeeinrichtungen in Dortmund oder Bielefeld melden. Das wissen die Neuankömmlinge, die meist einen langen Weg hinter sich haben, in der Regel. Am Donnerstag zum Beispiel kamen insgesamt 370 Personen neu an. Zuerst wird der Name erfasst, im Idealfall legt der Asylbewerber seine Papiere vor. Eine Röntgenuntersuchung, um Tuberkulose auszuschließen, ist obligatorisch.

Ihren Asylantrag stellen die Flüchtlinge beim Bundesamt für Migration. Dazu sind verschiedene rechtliche Schritte notwendig. Während dieser Verwaltungszeit, die je nach Kapazität bis zu zwei Wochen dauert, bringt die Bezirksregierung Arnsberg im Auftrag des Landes alle Flüchtlinge unter. Mit Stand von gestern waren das laut Pressestelle 4784 Menschen in 22 Einrichtungen. Die neue Notunterkunft in Bad Godesberg als 23. Einrichtung wird erst mitgezählt, wenn sie belegt ist.

"Wir sind quasi nur in der ersten Phase des Aufenthalts in NRW zuständig. Dann werden die Asylbewerber an eine von 396 Städten und Gemeinden zugewiesen", erklärte Söbbeler. Die Stadt Bonn betreut nach Auskunft des Presseamtes zurzeit 815 Asylbewerber, fünf von ihnen wurden in dieser Woche neu zugewiesen.

Die Bezirksregierung Arnsberg verdankt ihre Aufgabe übrigens einer Organisationsentscheidung der Landesregierung, die schon Jahrzehnte alt ist. Sie ist auch noch für Bergbau zuständig, während sich die Bezirksregierung Köln landesweit um die Erhebung von Geodaten kümmert und die Münsteraner Luftaufsicht führen.

Auch wenn die Notunterkunft im ehemaligen Landesmessungsamt nicht gleich am ersten Tag belegt war: Einen Rückgang der Flüchtlingszahlen kann die Bezirksregierung Arnsberg zurzeit nicht feststellen. "Die Zahlen sind etwa gleichbleibend", sagte Söbbeler. Unterdessen haben die DRK-Mitarbeiter in Bad Godesberg noch etwas mehr Zeit für Vorbereitungen, bis der erste Bus ankommt. Gefrierschränke und Vorratskammer sind so gut gefüllt, dass es auch am Wochenende jederzeit losgehen kann.

Integrationslotsen

Die Stadt Bonn hat 40 ehrenamtliche Integrationslotsen, die sich speziell für die Begleitung von Flüchtlingen zur Verfügung gestellt haben. Sie wurden geschult und unterstützen dauerhaft in Bonn lebende Asylbewerber in mehr als 30 Sprachen, ihre Hilfe und Begleitung ist kostenlos. Flüchtlinge können sich ebenso an die Lotsen wenden wie Schulen, Beratungsstellen oder Vereine. Die Ehrenamtler sind kein Ersatz für hauptamtliche Betreuer

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