Gedenken an Joseph Roth Wie ein Lehrer aus Bad Godesberg sich den Nazis widersetzte

Bad Godesberg · Der Bad Godesberger Lehrer Joseph Roth leistete im Dritten Reich Widerstand und wurde Opfer der Nazis. Ein neues Buch seines Enkels wirft ein neues Licht auf ihn.

 Strafversetzt nach Friesdorf: Joseph Roth im Jahr 1935, umgeben von seiner Schulklasse.

Strafversetzt nach Friesdorf: Joseph Roth im Jahr 1935, umgeben von seiner Schulklasse.

Foto: Privat

Was für ein familiäres Drama: Da sieht die kleine Adelheid Roth am 4. November 1944, wie sich ein Mann über die Bahnlinie nach Friesdorf schleppt. Mit einem „Papa, Papa!“ stürmt das Kind hinter ihm her: Denn der Mann trägt den Mantel ihres vor Monaten von der Gestapo verschleppten Vaters Joseph Roth. Als die Kleine den Schwankenden eingeholt hat, erschrickt sie und entschuldigt sich: Dieser zum Skelett abgemagerte Fremde mit den eitrigen Wunden kann unmöglich ihr Vater sein. Da sagt der Mann flehend: „Aber Ada, ich bin es doch!“ Sie zögert. Doch, diese Stimme kennt sie. Ihr Vater, der Lehrer und Godesberger Vorsitzende der unter den Nazis längst verbotenen Zentrumspartei, ist wirklich aus dem KZ Buchenwald zurückgekehrt: als Opfer medizinischer Experimente, als Invalide, von 120 auf 48 Kilogramm abgemagert, an Herz und Seele krank, traumatisiert. „Der Tod stand in seinen Zügen“, sollte Roths Bruder es beim Wiedersehen ausdrücken. Ein paar Wochen später, am 22. Januar 1945, wird der Rückkehrer qualvoll sterben.