Exkursion in Mehlem Nur wenig Rheingold zwischen Kieseln und Geröll

Bad Godesberg · Dem ungeübten Beobachter scheinen die Rheinstrände in Bad Godesberg nichts Besonders zu bieten, doch wer sich mit Steinen auskennt, dem schlägt hier das Herz höher. Geologe Sven von Loga hilft bei der Bestimmung von Gestein am Flussufer.

 Die Teilnehmer der Rheinkiesel-Exkursion mit Geologe Sven von Loga (rechts).

Die Teilnehmer der Rheinkiesel-Exkursion mit Geologe Sven von Loga (rechts).

Foto: Ronald Friese

Dass Kiesel nicht gleich Kiesel ist, zeigte Geologe Sven von Loga. Im Rahmen eines Kurses der VHS Wachtberg führte er eine Gruppe Geröll-Enthusiasten am Mittwoch am Mehlemer Rheinufer entlang. Neben Informationen über typische Gesteine wie Basalt oder Quarzit gab es auch allerlei über die Geschichte des Rheins zu hören.

Obwohl man es vielleicht erwarten würde, brachte der niedrige Wasserstand des Rheins beim Steinesammeln keine Vorteile. Bei einem Stand von 1,29 Meter waren am Mittwochmorgen große Teile der Bucht südöstlich der Gunterstraße freigelegt, doch das Gestein unterhalb der normalen Wasserkante war mit einer dichten Schlammschicht überzogen.

Nieselregen sei das beste Wetter, um Steine zu sammeln, da der Regen die wahren Farben der Steine enthülle, so von Loga. Aber um diese Steine frei zu waschen, müsse es schon drei Wochen lang nieseln. In der Mitte des Flussbetts finde man schließlich gar keine losen Steine mehr, da die schnelle Strömung sie mit sich reiße.

Der trockene Strand hielt dafür umso mehr Kiesel bereit. Streng genommen müsse man allerdings von Geröll sprechen, verriet der Geologe, da die meisten Gesteinsbrocken zu groß und zu wenig rund gewaschen seien, um als Kies bezeichnet werden zu können. Rund 10.000 Jahre alt sind die Rheinsedimente in Godesberg. Sie bestehen aus Überresten der örtlichen Vulkane, wie Basalt, Bims oder Schlacke, aber auch aus Granit aus dem Schwarzwald und dem Odenwald, der hier während der letzten Eiszeit abgelagert wurde.

Rund ein Dutzend verschiedene Gesteinssorten kann man in Mehlem finden. Zur genauen Bestimmung nahm von Loga gerne den Hammer zur Hand. „Man muss grundsätzlich alles kaputt schlagen“, sagte er schmunzelnd, denn oft habe sich die Oberfläche eines Hunderte Jahre alten Steins so verändert, dass er kaum wiederzuerkennen sei.

Für die Suche nach Rheingold sei Bad Godesberg kein geeigneter Ort. Generell sei der Rhein eine sehr magere Quelle. Für ein kleines Fläschchen müsse man unzählige Stunden im Fluss stehen und Sand auswaschen. „Pfandflaschensammeln ist ertragreicher“, meinte von Loga. „Aber es macht nicht so viel Spaß.“

Achate seien schon häufiger zu finden, einen bemerkte eine aufmerksame Teilnehmerin. Dem Hammer fiel er nicht zum Opfer, stattdessen gab von Loga Tipps, wie man solche Schmucksteine selbst schleifen kann: Ein handelsüblicher Winkelschleifer sollte den Anfang machen. Vorsicht: Mit Knetgummi die Finger schützen. Schmirgelpapiere mit drei verschiedenen Körnungen und zum Abschluss ein wenig Autopolierpaste, fertig ist der Schliff.

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