Azubi-Angebot in Bad Godesberg One World Café hilft Jugendlichen bei Bewerbungen
Bad Godesberg · Carsten Gebauer berät Jugendliche, die Hilfe bei der Bewerbung für eine Ausbildung brauchen. Er hilft auch mal mit Briefmarken aus und ermöglicht auch den Ausdruck. Oftmals fehlt es den Jugendlichen an Hardware.
Dieses Angebot in den sozialen Medien spricht derzeit eine ganze Reihe Jugendliche an. Unkomplizierte Hilfe beim Erstellen von Bewerbungsschreiben offeriert das Godesberger "oneworld-café“ zukünftigen Auszubildenden. „Auch Bewerbungsmappen und Briefmarken bekommst du von uns frei Haus, damit deine Bewerbung zügig auf den Weg gebracht werden kann“, verspricht das Team im Hansahaus. „Mach also dieses Jahr zu deinem Jahr.“
One World-Café gibt es seit 2013
Die bewusst Eine-Welt-Café benannte Einrichtung leistet seit 2013 als Kooperationsprojekt der evangelischen Jugendhilfe Godesheim und der katholischen CJG Hermann-Josef-Haus offene Jugendarbeit im Innenstadtbereich. „Unsere Unterstützung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist ein festes und konstant genutztes Angebot namens `Next Step`“, erläutert Carsten Gebauer als pädagogischer Leiter. Dazu zählten auch die Themen Praktikum, Nebenjob, Studium und Wohnungssuche. „Wir sind aber kein klassisches Bewerbungstraining, sondern machen ein Angebot, das auf Freiwilligkeit beruht“, betont Gebauer.
Angebot richtet sich Jugendliche ab der 8. Klasse
Wie der Name es ausdrücke, richte sich „Next Step“ an Jugendliche ab Klasse 8, die einen neuen nächsten Schritt gehen wollten. Das Angebot werde fast ausschließlich spontan genutzt, und das auch von jungen Leuten, die ansonsten noch keinen Fuß ins Hansahaus gesetzt hätten. Diejenigen, die unbedingt Hilfe bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz brauchten, kämen auf die pädagogischen Mitarbeiter zu. Meistens hake es daran, dass sie es nicht schafften, selbst eine ordentliche Bewerbung aufzusetzen. „Manche bringen schon einen fertigen Vorschlag digital mit und wünschen sich, dass wir Korrektur lesen und bei Formulierungen helfen“, erzählt Gebauer.
Einige Jugendliche wissen noch nicht was sie später machen möchten
Bei anderen fange man bei Null an. Diese Jugendliche wüssten nicht, wo sie sich analog und digital über Ausbildungsplätze informieren und offene Stellen finden könnten. Einigen sei noch nicht einmal klar, in welche Richtung sie gehen wollten. Dann eruiere man mit ihnen, wo die Stärken und Interessen liegen. Für die Internetsuche stehen im Café Rechner zur Verfügung. Anschließend gehe es an den konkreten Lebenslauf und das adressatengenaue Bewerbungsschreiben. Als Hauptproblem der jungen Leute, die Hilfe brauchen, sieht der pädagogische Leiter die fehlende Hardware-Ausstattung zu Hause. Den meisten, die unterstützt werden, fehle auch ein Drucker. „Im „oneworld café“ können sie ihre Bewerbungen kostenfrei ausdrucken,“ sagt Gebauer.
Auch Schulen unterstützen bei der Bewerbung
Aber auch in ihren Schulen selbst können sich Jugendliche helfen lassen. Bonns Schuldezernentin Carolin Krause weist für 39 Bonner Einrichtungen und dabei alle 28 städtischen allgemeinbildenden Schulen inklusive Förderschulen und Berufskollegs auf das seit 2016 offerierte Programm der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf NRW“ hin. „Ziel ist es, mithilfe einer systematischen und geschlechtersensiblen beruflichen Orientierung Jugendliche darin zu unterstützen, reflektierte Berufs- und Studienwahlentscheidungen zu treffen und realistische Ausbildungsperspektiven zu entwickeln“, erläutert Krause. Dazu würden ab den Klassen acht Standardelemente der beruflichen Orientierung umgesetzt.
Es gibt genügend Ausbildungsplätze
Das Schulamt stehe dabei mit allen für das Übergangssystem relevanten Akteuren in engem Austausch und sorge dafür, dass Schnittstellen verbessert und Entwicklungsprozesse angestoßen werden. Auch die sozialpädagogischen Fachkräfte der Beratungsstelle für Jugendberufshilfe seien involviert. Sie bieten in den Schulen Beratungs- und Unterstützungsangebote ab der achten Klasse an, sagt die Dezernentin. Und sie erwähnt als weiteren Baustein auch die „nonformalen Bildungsangebote“ durch Einrichtungen der offenen Jugendarbeit, bei denen sozialpädagogische Fachkräfte individuelle Beratung, die Vermittlung und die intensive Einzelfallhilfe leisten, wie eben etwa das oneworld-café in Bad Godesberg.
Sorgen, keinen Ausbildungsplatz zu bekommen, müssten sich die Jugendlichen in diesem Jahr aber nicht machen, erklärt Teresa Schare von der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg (IHK). „Die Betriebe brauchen dringend Fachkräfte.“ Für 2022 gebe es zwar erst Ende März gesicherte Zahlen über den hiesigen Ausbildungsmarkt. Doch im Februar seien bei der Agentur für Arbeit für Bonn und Umgebung schon 2.903 offene Ausbildungsplätze in 193 Berufen gemeldet gewesen. 2021 habe es 4.752 Ausbildungsstellen gegeben, denen 4.607 Bewerber gegenübergestanden hätten. So habe rein rechnerisch jedem Ausbildungsinteressierten ein Angebot unterbreitet werden können. „Unbesetzt blieben 2021 insgesamt 204 Stellen“, rechnet Schare vor. Es sei davon auszugehen, dass die Unternehmen auch für dieses Jahr wieder mit zahlreichen Ausbildungsangeboten um die zukünftigen Fachkräfte werben könnten.