VHS-Kurs zu Gefahrensituationen Opfer sollten nicht blindlings fliehen

BONN · Kriminalhauptkommissar Mario Becker gibt Tipps, wie man sich in Gefahrensituationen richtig verhält. Auch als Zeuge.

 Kriminalhauptkommissar Mario Becker.

Kriminalhauptkommissar Mario Becker.

Foto: Sebastian Flick

Zwei Männer drohen einer Passantin mit dem Messer und fordern Geld. Aus dem Schrecken heraus geht sie einen Schritt zurück und nimmt eine abwehrende Haltung ein: "Ich habe nichts mehr", erklärt sie wahrheitsgetreu. Die Täter werden unschlüssig, was dem Opfer die Gelegenheit zur Flucht bietet. Doch wo am besten hinlaufen? Kriminalhauptkommissar Mario Becker von der Polizei Bonn schilderte im VHS-Seminar "Tu was! Weggucken hilft nicht" reale Kriminalfälle wie der oben geschilderte und gab Tipps, wie man sich sowohl in der Opferrolle als auch als Zeuge einer Straftat richtig und sicher verhält.

"Nicht blindlings flüchten, sondern in Geschäfte reingehen", empfiehlt Becker im oben genannten Fall. In den späten Abendstunden könnten sich auch Tankstellen, Restaurants und Kneipen als Fluchtziel eignen: "Hinter allem, was eine Tür hat, beginnt ein neues Territorium. Die Türschwelle ist ein Hindernis, wo die Täter erst einmal drüber steigen müssen", so Becker. Doch nicht immer hat das Opfer die Gelegenheit, die Flucht zu ergreifen.

In einem solchen Fall sollte man versuchen, durch Gesten und Dialog die Situation zu beschwichtigen und dabei in jedem Fall auf die Forderungen des Täters eingehen. "Es ist immer besser, den Täter mit der Beute ziehen zu lassen, als wegen materiellen Dingen die Gesundheit aufs Spiel zu setzen", sagt Becker. Im Idealfall kann man sich noch das Aussehen der Täter merken, schauen, in welche Richtung sie rennen oder ob sie in ein Auto einsteigen.

Wer im öffentlichen Raum belästigt wird und sich bedroht fühlt, sollte nicht versuchen, sich alleine aus dieser Gefahr zu befreien, sondern so schnell wie möglich auf sich aufmerksam machen. Um sicher zu gehen, dass jemand auf die Hilferufe reagiert, ist es ratsam, eine einzelne Person direkt anzusprechen: "Wir Menschen ticken so, dass wir direkt angesprochen werden müssen", sagt Becker. Nachdem man durch Beschreibung des Äußeren beispielsweise die Dame mit der roten Jacke laut und direkt um Hilfe bittet, entsteht Blickkontakt und die übrigen Fahrgäste schauen neugierig herüber.

In der Rolle des Zeugen ist es oft schwierig, zu erkennen, wann man in einer Gefahrensituation einschreiten sollte. Viele Personen wünschen sich als Zeuge handlungsfähiger zu werden, fühlen sich aber beim Versuch, dem Opfer zu helfen, oft überfordert. Einige haben auch die Sorge, dass sie eine Situation falsch interpretieren und jemanden irrtümlich in Gefahr vermuten.

"Fälle, in denen man nur glaubt, da ist eine gefährliche Situation, sind sehr selten", sagt jedoch Becker. Indem man verbal einschreitet, beispielsweise mit den Worten "Lassen Sie den in Ruhe. Ich kann Sie wiedererkennen!", wird die Anonymität, in der sich der Täter sicher fühlt, durchbrochen. Wichtig ist es dabei, dem Täter nicht zu nahe zu kommen und ihm einen Ausweg zu lassen. Sich nicht selbst in Gefahr zu bringen, hat bei allen Hilfsaktionen stets oberste Priorität. Eine Möglichkeit, dem Opfer zu helfen ist, auch, dieses direkt anzusprechen und versuchen, es beispielsweise mit den Worten "Kommen Sie her zu mir!" aus der Gefahrensituation herauszuholen. Vor dem Einschreiten sei es wichtig, andere aktiv und direkt zur Mithilfe aufzufordern.

Info

Die VHS bietet den Kursus einmal pro Semester an. Nächster Termin: Dienstag, 18. März, 18 Uhr, VHS Bad Godesberg.

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