Bad Godesberger Traditionsgeschäfte Parfümerie Rüdell setzt Duftmarken

Bad Godesberg · Monique Rüdell hat vor 22 Jahren die Drogerie ihrer Eltern übernommen und führt inzwischen eine Parfümerie-Kette mit 14 Filialen.

 Rückblick: Das Traditionsgeschäft Rüdell im Jahr 1963 im Stammhaus Am Michaelshof.

Rückblick: Das Traditionsgeschäft Rüdell im Jahr 1963 im Stammhaus Am Michaelshof.

Foto: Friese

Beim Spielen konnte ihr halb Bad Godesberg zuschauen: „Meine Eltern haben mich als Kind öfter mal ins Schaufenster gesetzt“, erinnert sich Monique Rüdell. Heute ist sie 50 Jahre alt und Inhaberin der Parfümerie. Sie ist eine resolute Frau, trägt Schwarz und schminkt sich sorgfältig. „Wenn ich irgendeine Kosmetik toll finde und merke: die haben wir nicht im Laden, dann sorge ich ganz schnell dafür, dass sie bei uns im Regal steht.“ Seit einiger Zeit führt die Parfümerie zum Beispiel auch vegane Kosmetik. Aber nicht nur das Sortiment ändert sie ständig. Vor einem Jahr hat sie einen Internetshop eingerichtet. Als zusätzlichen Service gibt’s Schminkkurse und Duft-Lesungen.

1963 hatten ihre Eltern Herbert und Ursula Rüdell eine Drogerie gegründet, heute führt Nachfolgerin Monique Rüdell die Geschäfte mit ihrem Ehemann Martin Rüdell-Overkämping. 120 Mitarbeiter arbeiten inzwischen in 14 Filialen in und um Bonn und sogar in Rheinland-Pfalz. Das Geschäft in der Alten Bahnhofstraße 1a aber – eines der ältesten – existiert nach wie vor. „Deshalb fühlen wir uns trotz der Erweiterung immer noch als Bad Godesberger“, sagt Monique Rüdell.

In den Anfangsjahren war das Angebot von „Rüdell“ bunt gemischt, erinnert sich die heutige Firmenchefin: „Da standen auch Babynahrung und Schnaps im Regal.“ In der heutigen Parfümerie gibt es vor allem Düfte und Cremes, aber auch Handtaschen und Schmuck. In der Alten Bahnhofstraße 1a stapeln sich Döschen und Flakons auf zwei Etagen. Über eine Balustrade kann man von oben ins Erdgeschoss schauen, die Wände hinter den dicht an dicht stehenden Fläschchen sind verspiegelt. Im Regal stehen Klassiker wie Chanel No. 5, aber auch Exoten wie Aventus und Frapin, die es ansonsten nur selten in Deutschland zu kaufen gibt.

Die Expansion ihres Unternehmens hatte sich Rüdell leichter vorgestellt. Doch an der Vergrößerung führte kein Weg vorbei. „Einzelparfümerien haben nach meiner Meinung nur eine sehr schwierige Zukunft“, ist die Mittelständlerin überzeugt. Ihren Arbeitsplatz hat Rüdell in der Zentrale in Sankt Augustin. Im Laden steht sie nur noch selten – trotzdem kennt sie sich gut aus, gibt gerne Tipps: „Sollte man bei Sonneneinstrahlung Angst vor Pigmentstörungen haben, dann sprüht man am besten den Duft einfach in die Haare, weil sie ihn sehr gut tragen.“

Ihre Leute, sagt Rüdell und lacht, seien in der Hinsicht aber noch besser geschult als sie. Sie legt Wert darauf, dass in ihren Parfümerien nur ausgebildete Fachkräfte arbeiten. „Damit wollen wir uns von Ketten unterscheiden“, sagt sie. Viele Kunden seien Rüdell schon seit Jahren oder sogar Jahrzehnten treu, sagt die Unternehmerin stolz. Als Bonn noch Hauptstadt war, kamen auch Politiker in die Parfümerie: „Zum Beispiel Helmut Kohl, das Ehepaar Genscher und Rita Süssmuth.

Heute zählt auch Andreas Mundt, Chef des Bundeskartellamts, zu unseren Kunden. Schon seine Mutter wurde von meinen Eltern bedient.“ Die Bad Godesberger Filialen haben auch viele arabische Kunden: Medizintouristen aus Katar oder Dubai, die sich bei „Rüdell“ mit feinen Düften eindecken, während sie auf die Behandlung in einer der hiesigen Kliniken warten. „Arabische Kunden lieben große, ausgefallene und luxuriöse Flakons“, weiß Rüdell. Ihre bevorzugten Duftrichtungen seien Rosen und Oud, ein intensiver orientalischer Duft.

Voller Leidenschaft spricht Monique Rüdell heute von ihrer Firma. Dabei wollte sie das Geschäft der Eltern anfangs gar nicht übernehmen: „Ich habe früher gesagt, ich mach' das nicht.“ Die Eltern waren ständig im Laden, hatten kaum Freizeit. Also studierte Monique Rüdell erst einmal Betriebswirtschaftslehre, promovierte in Marketing.

Sie arbeitete in New York und Paris, war eine Zeit lang sogar Dozentin an der Hochschule Rhein-Sieg. Dann, im Jahr 1994, hätte sie dort Professorin werden können. „Da habe ich abgewogen: Will ich wirklich in so ein Korsett gesteckt werden und tun, was andere mir sagen? Oder lieber selbstständig entscheiden?“ Die Unternehmer-Gene kamen durch, und Rüdell wurde die neue Chefin. Ob ihr 14-jähriger Sohn die Firma einmal in dritter Generation weiterführen wird, weiß die Unternehmerin noch nicht. Nur eins ist sicher: Im Schaufenster gespielt hat er nie.

Mit diesem Artikel endet unsere Serie über die Bad Godesberger Traditionsgeschäfte, die wir zusammen mit Studenten der Kölner Journalistenschule erstellt haben.

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