Niedrigwasser im Rhein Pegel setzt Kapitän aus Bad Godesberg zu

Bad Godesberg · Die aktuellen Pegelstände bremsen die Fähren aus. Der Käpt'n der „Konrad Adenauer“ erklärt, worauf es in der Situation besonders ankommt.

Langsam legt die „Konrad Adenauer“ an der linksrheinischen Rampe an der Bastei an. Ein paar Fahrradfahrer, drei Autos und eine Mutter mit Kinderwagen kommen von der Fähre. „Es ist halt die blaue Zeit. Wetterbedingt setzen wenig Leute über“, sagt Kapitän Jens Thomas zur Begrüßung. Er hat für die Überfahrt mit dem GA das Steuer Stefan Zinke übergeben, der jetzt die nächsten Fahrzeuge auffahren lässt.

Ein weiterer Kollege nimmt die Fahrtkosten ein. „Der Pegel in Oberwinter ist am Dienstagmorgen auf 24 Zentimeter gestiegen,“ kommt der Käpt'n sofort zum Thema. Das sei mittleres Niedrigwasser. Sein Kollege oben am Steuerrad hat inzwischen abgelegt und die Fähre langsam Richtung Flussmitte gefahren. Thomas schaut sich um. Aus Richtung Bonn nähert sich ein Frachtschiff. Ansonsten fließt Vater Rhein ruhig Richtung Norden. Die „Konrad Adenauer“ hat freie Fahrt.

Letzte Woche vor den Regenfällen habe der Pegelstand in Oberwinter nur ganze fünf Zentimeter betragen, berichtet der Kapitän nun. „So einen Tiefstand habe ich noch nicht erlebt. Normal sind 2,45 Meter“, kommt hinterher. Thomas ist passionierter Schiffsführer. Vom Vater, einem Elbschiffer, hat er sich die Freude am Beruf abgeguckt. Dann fuhr er selbst zehn Jahre auf der Elbe, fünf auf dem Main und nun schon 15 auf dem Rhein. „Wir müssen immer umsichtig bleiben und uns der Situation anpassen“, verdeutlicht Thomas, während sein Kollege jetzt in der Fahrrinne richtig Gas geben kann. Hier sei der Rhein wohl bis zu drei Meter tief. Doch drüben ab der Fahrtonne beginne das flache Gewässer von wohl nur 1,30 Meter Tiefe, erklärt der Käpt'n und weist hinüber zu dem roten Warngegenstand vor dem Oberdollendorfer Ufer. Während er spricht, behält Thomas ständig den sich nähernden Frachter, die „Res Nova“, im Blick.

Vom Sog mehrerer Schiffe erwischt

Sein Steuermann halte permanent Kontakt mit allen Schiffen im Umkreis. „Damit können wir uns immer absprechen, obwohl natürlich die Regel gilt: Jedes andere Schiff hat Vorfahrt vor der Fähre“, sagt der Kapitän. Jetzt weist er hinunter ins Flachwasser am rechtsrheinischen Ufer. Drüben habe bis vor ein paar Tagen sogar ein Autowrack aus dem Wasser herausgelugt. Jetzt habe es sich der Rhein wieder geholt, erzählt Thomas. Im Flachwasser schimmern Kiesel, sobald sich der kleinste Sonnenstrahl am Himmel sehen lässt. Gestern Abend sei die „Konrad Adenauer“ genau hier kurz vor dem Oberdollendorfer Anleger vom Sog mehrerer passierender Schiffe erwischt worden, erzählt Thomas dann. „Sie haben uns zurück ins tiefe Wasser gezogen. Und ich musste spontan entscheiden, wie wir uns verhalten.“ Der Kapitän blickt hinaus auf den Fluss, wo jetzt die „Res Nova“ scheinbar gemütlich vorbeituckert.

Gestern Abend habe er auf den Sog der Schiffe abwartend reagiert und gehofft, dass er am Ufer der Schäl Sick immer weiter Wasser unter der Fähre behalte. Was sich als genau die richtige Entscheidung herausstellte. Die „Konrad Adenauer“ sei halt ein wunderbares Fährschiff, das gut ausgebildete Schiffsführer auch bei diesem Niedrigwasser in jeder Lage beherrschen könnten.

„Keine Bange“, sagt nun auch Ingo Schneider-Lux von der Lux-Werft, die neben der Godesberger auch die Mondorfer Rheinfähre betreibt. „Auf unseren Fährfahrten über den Rhein besteht zu keiner Zeit Gefahr für Leib und Leben“. Er lächelt.

Die Fähr-Kapitäne dürften ihre Fähre und den Fluss jedoch nicht eine Minute aus den Augen verlieren, vor allem nicht am Ufer. Der Schiffsverkehr verursache auch Wellen, die gerade bei Niedrigwasser bis zur Rampe spürbar würden, so Schneider-Lux. Der Kapitän hat inzwischen wieder „das Ruder“ für die Rückfahrt in Richtung Bad Godesberg übernommen. „Schreiben Sie noch, dass wir uns über jeden Zentimeter Wasser mehr freuen“, ruft er zum Abschied herunter.

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