Anträge auf Familiennachzug im Auswärtigen Amt Personal bearbeitet Visaanträge auch am Wochenende

BERLIN · Viele Flüchtlinge in Deutschland beklagen eine zu lange Dauer des Familiennachzugs. Das Auswärtige Amt betont jedoch, dass das Personal zur Bearbeitung der Visaanträge deutlich aufgestockt wurde.

Zu der Kritik aus Wachtberg, der Nachzug dauere zu lange, erklärt ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin: „Deutschland ist das Land, das außerhalb der Krisenregion die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat.“ Dies habe in der Praxis zu Anträgen auf Familiennachzug „in bisher ungekannter Größenordnung“ geführt. „Unsere Auslandsvertretungen stehen angesichts des gigantischen Ausmaßes der humanitären Krise weiterhin unter einer außerordentlichen Belastung“, stellt der Sprecher klar. Die Bundesregierung unternehme aber weiterhin alles, „um eine Einreise der Familienangehörigen von anerkannten Schutzberechtigten so schnell und so einfach wie möglich zu erreichen“. Dazu könnten sich syrische Antragsteller an alle deutschen Auslandsvertretungen in der Region wenden: in der Türkei in Ankara, Istanbul und Izmir, im Libanon in Beirut, in Jordanien in Amman, in Ägypten in Kairo.

Diese Auslandsvertretungen seien neben der Visumsvergabe für die Staatsangehörigen ihrer Gastländer seit der Schließung der Botschaft in Damaskus Anfang 2012 „auch mit der Vergabe von Visa an Syrer befasst“. Außerdem habe das Generalkonsulat in Erbil in der Region Kurdistan-Irak im Frühjahr 2016 seine Kapazitäten für die Bearbeitung von Visaanträgen zur Familienzusammenführung ausgeweitet, so heißt es aus dem Auswärtigen Amt weiter.

2016 wurden 105.000 Visa zum Familiennachzug erteilt

Immerhin seien 2016 weltweit annähernd 105.000 Visa zum Familiennachzug erteilt worden, darunter ein Großteil für den Familiennachzug zum Schutzberechtigten. Zum Vergleich: 2014 waren es noch weniger als die Hälfte, nämlich 50.000. Auch habe das Amt seit Beginn des Krieges in Syrien die Auslandsvertretungen in der Region sowie in den Fachreferaten für Migrations- und Visafragen in der Zentrale „massiv aufgestockt und damit die Bearbeitungskapazitäten deutlich erhöht“. „In Beirut wurde das Personal seit Beginn der Krise mehr als verdreifacht“, so der Sprecher. Um möglichst vielen Personen einen Antrag zu ermöglichen, würde auch im Schichtbetrieb und am Wochenende gearbeitet sowie neue Schalter in die Auslandsvertretungen eingebaut.

Wie der General-Anzeiger aus zuverlässiger Quelle erfuhr, soll die Internationale Organisation für Migration (IOM) von deutscher Seite beauftragt worden sein, sämtliche Antragsteller für ein Familiennachzugsvisum vor ihrem Termin zu kontaktieren und schon vorher in den Auslandsvertretungen zu unterstützen.

Schließlich ist essenzieller Teil für die Erteilung eines Visums der Nachweis der Familienzugehörigkeit und der Identität. Erst wenn alle Nachweise vorliegen, könne das Visum in aller Regel rasch erteilt werden. Experten, die sich mit dem Verfahren auskennen, weisen immer wieder darauf hin, dass unvollständige Unterlagen ein wesentlicher Grund für Verzögerungen sind.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort