Kleines Theater in Bad Godesberg Peter Nüesch inszeniert die Komödie "Zwei wie Bonnie und Clyde"

BAD GODESBERG · Irgendwie dumm gelaufen. Der Bankraub klappte perfekt, und dann hat Chantal die Alditüten verwechselt. Mit Kaffee, zwei Fertiggerichten und zwei Rollen Klopapier sind sie in einem Schuhlager gelandet. Wobei sie nicht so genau wissen, in welchem Ort. Denn beim Lesen von Straßenkarten hat Chantal gewisse Defizite, was ihren Manni nicht gerade begeistert.

 Szene aus "Zwei wie Bonnie und Clyde" mit Cheryl Angelika Baulig und Oliver Grabus.

Szene aus "Zwei wie Bonnie und Clyde" mit Cheryl Angelika Baulig und Oliver Grabus.

Foto: Friedhelm Schulz

Aber die beiden üben ja noch. Bonnie und Clyde haben schließlich auch mal klein angefangen, bevor sie in den 1930er Jahren ganz groß rauskamen, 1934 von der Polizei erschossen wurden und 1967 durch den Oscar-prämierten Film von Arthur Penn in die Kinogeschichte eingingen.

Von Oliver Stones "Natural Born Killers" sind die "Zwei wie Bonnie und Clyde" weit entfernt, die jetzt im Kleinen Theater ihr Unwesen treiben. Zum Schießen komisch ist freilich die Komödie von Tom Müller und Sabine Misiorny, die sich das Stück 1999 selbst auf den Leib schrieben. Inzwischen wird die lustige Geschichte der beiden Möchtegern-Ganoven an vielen Bühnen gespielt. Hier hat Peter Nüesch, seit 2007 Leiter der Festspiele Mayen, den Spaß inszeniert.

Dass die entzückende Chantal von den großen Vorbildern ihres Freundes noch nie was gehört hat, ist verzeihlich. Dafür konkurriert ihre Begriffsstutzigkeit sehr erfolgreich mit der schwindelerregenden Höhe ihrer Absätze. Ihr ständig treuherzig wiederholtes "Ich bin ja nicht blöd" überzeugt Manni zwar nur mäßig, ihre reizende Erscheinung macht jedoch einige Fehlleistungen im räuberischen Geschäft wett.

Cheryl Angelika Baulig spielt furchtlos das hübsche Dummchen, das außer schicken Schuhen nicht viel im Kopf hat, von einer Heirat in Las Vegas und Flitterwochen auf Hawaii träumt und mit dem erbeuteten Kaffee ihren Schatz bei Laune zu halten versucht. Oliver Grabus spielt den zumeist verzweifelten Manni als charmanten Proll-Typen kurz vor dem Nervenzusammenbruch als Knallcharge.

Bei den Hauptproben zum detailliert geplanten Coup gibt er schauspielerisch wirklich alles und erlebt in einer Provinznest-Sparkasse sein blaues Wunder: Echte Profis greifen das Geld ab, das Manni (unter Vernachlässigung von Chantals Fehlleistungen) schon als seins begriff.

Weil das nach all den vergeblichen Hirnanstrengungen ungerecht ist, gibt es kurz vor Banktoresschluss noch einen gut gefüllten Seesack und einen insolventen Schuhladenbesitzer namens Erich (Nikolas Knauf) als dritten im Bunde der Bankraubdilettanten.

Ein Haufen Schuhkartons im praktikablen Einheitsbühnenbild von Frank Joseph muss dran glauben, Mannis preiswerte T-Shirts, Erichs teures Designer-Outfit und Chantals kesse Beinkleider gehen aufs Sparkonto der Kostüme von Sylvia Rüger. Hollywoodreif ist das gänzlich unblutige Theatervergnügen kaum, aber ein hübscher Raubzug auf der populären Starschiene.

Info:
Vorstellungen fast täglich bis zum 25. Mai. Karten: 0228/362839
Spielplan-Infos unter www.kleinestheater-badgodesberg.de

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