Gesprächsrunde "Wissenschaft im Bistro" Politikwissenschaftler und Bürger diskutierten über Einfluss sozialer Medien

BAD GODESBERG · Die Rolle des Bürgers im politischen Geschehen, der Wunsch nach mehr Beteiligung und der Einfluss sozialer Medien auf die politische Kommunikation - diese Themen standen im Mittelpunkt, als der Trio Medien Service zu einer neuen Auflage der Gesprächsrunde "Wissenschaft im Bistro" in das Wissenschaftszentrum Bonn einlud. An der Ahrstraße hatten Bürger die Möglichkeit, mit Politikwissenschaftlern direkt ins Gespräch zu kommen.

 In kleinen Gruppen tauschen sich Politikwissenschaftler und Bürger in Bad Godesberg aus.

In kleinen Gruppen tauschen sich Politikwissenschaftler und Bürger in Bad Godesberg aus.

Foto: Sebastian Flick

In drei kleinen Gruppen wurde mit jeweils einem Experten diskutiert, einige Bürger wanderten von einem Tisch zum nächsten und konnten so in diverse Gesprächsthemen eintauchen. Die Bildung verschiedener Protestgruppen wie Stuttgart 21 zeige, dass viele Bürger ein Mitspracherecht in der Politik einfordern, besonders stark sei das Bedürfnis nach Partizipation, wenn die Bürger selbst betroffen sind, stellten die Experten fest.

Ein weiterer Grund für das politische Engagement vieler Bürger sei, dass die Welt der Politik und die der Bürger immer weiter auseinanderdriftet, die Repräsentanten immer weniger mit den Belangen der Bürger verbunden seien. "Ich fände es zielführend, wenn wir wieder mehr Leute hätten, die übersetzen können, was in der Partei passiert", sagte Stephan Klecha, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Demokratieforschung der Uni Göttingen.

Das Bedürfnis nach Partizipation sei da, viele Menschen versuchten, sich über Online-Medien politisch zu engagieren. Doch würden diese Medien tatsächlich eine neue Form der Partizipation ermöglichen? "Man muss nach wie vor in die etablierten Medien kommen, um politisch Einfluss zu nehmen, aber die Bedeutung dieser Medien bröckelt", stellte Professor Gerhard Vowe, Kommunikations- und Medienwissenschaftler an der Universität Düsseldorf, fest.

Zudem sei der Weg über die Online-Medien nicht so einfach: Wie schaffe ich es, dass das, was ich mitteilen möchte, möglichst viele erreicht und wie kriege ich meine Botschaft so hin, dass meine Zielgruppe das untereinander weiterschickt?, seien einige der Fragen, mit denen man sich auseinandersetzen müsse.

Und wenn ich im Internet protestiere, was kommt dann an bei den Politikern? "Es ist nicht einfach, im Internet eine Petition einzureichen, man muss gut vernetzt sein", resümierte Katja Sproß vom Trio Medien Service. Doch auch die Politiker selbst müssen heutzutage mit den Neuen Medien vertraut sein: "Wenn Sie Abgeordneter sein wollen und sind nicht auf Facebook, dann haben Sie ein Defizit", stellte Wissenschaftlerin Dr. Sigrid Baringhorst fest.

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