Palliativpflege in Bad Godeberg Projekt „Integrierte Hospize im Altenheim“ entlastet Heime

Bad Godesberg/Wachtberg · In Bad Godesberg und Wachtberg gibt es stationäre und mobile Palliativpflege. Auch zwei Ordensschwestern begleiten Menschen auf den letzten Metern des Lebens.

 Schwester Dhanya Jees betreut im Johanniterhaus Palliativ-Bewohnerin Ursula Walden, die auch Vorsitzende des Heimbeirates ist.

Schwester Dhanya Jees betreut im Johanniterhaus Palliativ-Bewohnerin Ursula Walden, die auch Vorsitzende des Heimbeirates ist.

Foto: Axel Vogel

Die Godesberger und Wachtberger Pflegeheime können verstärkt auf Fachkräfte für die hospizliche Begleitung Sterbender zurückgreifen. Denn diesen Dienst leisten inzwischen in insgesamt neun Altenheimen speziell geschulte Mitarbeiter sowohl des entsprechenden Modellprojekts der Bürgerstiftung Rheinviertel als auch aus dem Pool des Hospizvereins Bonn.

Im Projekt „Integrierte Hospize im Altenheim“ der Bürgerstiftung Rheinviertel, das sie jährlich mit rund 80.000 Euro finanziert, betreuen zwei in Palliative Care ausgebildete Ordensschwestern jährlich rund 60 Bewohner. Und zwar mit dem Ziel, ihnen die letzte Lebensphase im Heim geborgen und möglichst schmerzfrei zu gestalten, berichtet Stephanie Rieder-Hintze.

Vertrag gerade verlängert

Im CBT-Wohnhaus Emmaus wirke seit vielen Jahren Schwester Lancy George. Hier sei der Kooperationsvertrag zwischen der Stiftung und dem Träger soeben verlängert worden. Schwester Dhanya Jees, die bis 2022 im St. Vinzenzhaus tätig war, arbeite seit einigen Monaten im Evangelischen Alten- und Pflegeheim Johanniterhaus. „Das Projekt ,Integrierte Hospize‘ ist somit ökumenisch geworden“, freut sich die Stiftungsbeauftragte.

Menschen, die in eines der beiden Häuser zögen, begegneten also Schwester Dhanya und Schwester Lancy direkt vor Ort, beschreibt Rieder-Hintze das Konzept. Die beiden böten Gespräche an und berieten zum Thema Patientenverfügung: „Welche Vorkehrungen gibt es bereits oder sollen getroffen werden?“, sei eine wichtige Frage. Sei schließlich eine hospizliche Betreuung nötig, könne diese durch die bereits vertraute Schwester in der gewohnten Umgebung erfolgen. „Schmerzlindernde Maßnahmen, palliative Versorgung und intensive Zuwendung gehen Hand in Hand“, beschreibt Rieder-Hintze den Dienst. Alles laufe in enger Verbindung mit den Angehörigen, nach Absprache mit den behandelnden Ärzten und unterstützt von Ehrenamtlichen.

Die beiden Schwestern seien professionelle, erfahrene Palliativ-Fachkräfte, fügt die Internistin Maria Radloff, stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsvorstandes, hinzu. „Ihre liebevolle menschliche Zuwendung, teilweise rund um die Uhr, ist für Schwerstkranke und Sterbende aber genauso wichtig. Das wissen wir von unseren Kooperationspartnern und von den Schwestern“, so Radloff.

Schwester Lancy: „Daraus schöpfe ich meine Kraft“

Die Schwestern selbst äußern sich ebenfalls positiv. Die Aufgabe gebe ihr Kraft, Mut, Freude, Zufriedenheit und vor allem Gnade und Segen in ihrem Leben, berichtet Schwester Dhanya. „Ich merke, wie es den Menschen guttut, wenn man zuhört, einfach da ist. Daraus schöpfe ich meine Kraft“, ergänzt Schwester Lancy.

Der Hospizverein Bonn, der im gesamten linksrheinischen Bonn und Wachtberg ambulante sowie in Kliniken, Altenheimen und im Hospiz am Waldkrankenhaus der Johanniter auch stationäre Hospizbegleitung bietet, arbeitet ein wenig anders. Für den Verein nehmen zuerst seine Koordinatoren mit in Godesberg und Wachtberg neun Altenheimen Kontakt auf, erläutert der Vereinsvorsitzende Peter Schneemelcher. „Von dieser Vorarbeit hängt sehr viel ab. Unsere Koordinatoren machen sich ein genaues Bild über die Kranken.“

Daraufhin schicken sie passende, intensiv geschulte ehrenamtliche Kräfte in den Dienst und stehen ihnen dabei immer zur Seite, so der Vorsitzende. Mit fünf dieser Heime habe man auch seit Jahren feste Kooperationsverträge.

Die Arbeit setze einen regelmäßigen Austausch mit den Pflegedienstleitungen und sozialen Diensten im Heim voraus, erläutert Koordinator Jonas Pelgen. Im Kontakt mit den Kranken festige man die Verbindung zu den Angehörigen, Bevollmächtigten oder gesetzlichen Betreuern und suche dann die geeigneten Ehrenamtlichen aus. In der Regel ein bis zweimal wöchentlich vereinbarten die dann Termine für Gespräche, fürs Vorlesen oder (Vor-)Singen, für kleine Spaziergänge oder Gesellschaftsspiele. Das Wichtigste sei auf jeden Fall: für den Schwerstkranken da zu sein.

Die Hospizbegleiter unterstützten auch auf Wunsch mit gemeinsamen Gebeten und meldeten sich danach telefonisch bei den Angehörigen zurück. „Nahestehende erleben es als Entlastung, zu wissen, dass sie nicht allein für Besuche und Begleitung des Betroffenen zuständig sind“, sagt Pelgen. Und bei der zunehmenden Zahl von Heimbewohnern, die keine Besuche mehr erhielten, schütze der Dienst vor sozialer Isolation und Vereinsamung.

2022 hat der Verein 28 Heimbewohner bis zum Tod begleitet. Derzeit wird elf Schwerstkranken beigestanden. „Die Besuche werden durch die Kassen abgerechnet, und so wird die Vereinsarbeit mitfinanziert“, sagt Schneemelcher. „Ein Loch“ bleibe aber immer. Deshalb sind dem Hospizverein wie dem integrierten Dienst der Bürgerstiftung Spenden sehr willkommen. Der Dienst in Pflegeheimen sei sehr wichtig, betont Schneemelcher. „Der Personalmangel in den Heimen ist eklatant. Zeit, um Sterbende wirklich zu begleiten, kann im Heimbetrieb kaum noch bleiben.“

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