Pläne für die Proklamation Godesberger Jecke müssen ins Exil nach Beuel

Bad Godesberg · Die Stadthalle fällt zum Feiern aus. So haben die Godesberger Jecken für ihre Proklamation nun kein adäquaten Festraum im Stadtbezirk. Sie findet deshalb nun in Beuel statt – im Exil.

 Ausgelassene Stimmung bei der Proklamation 2019 in der Bad Godesberger Stadthalle. Die Inthronisierung der Tollitäten findet diesmal in Beuel statt.

Ausgelassene Stimmung bei der Proklamation 2019 in der Bad Godesberger Stadthalle. Die Inthronisierung der Tollitäten findet diesmal in Beuel statt.

Foto: Barbara Frommann

Der Versuch eines Regenten mit seinen Truppen in fremdes Territorium einzumarschieren, führte in der Vergangenheit nicht selten zu blutigen Auseinandersetzungen. Der designierte Godesberger Prinz Pete Noppeney hofft allerdings, dass auf schwere Geschütze verzichtet wird, wenn er im November mit seiner Godesia Alexandra Theisen und dem Gefolge den Rhein überquert. „Wir kommen in friedlicher Absicht“, versichert er.

Dennoch hätte er sich gewünscht, auf heimischem Boden proklamiert zu werden. Da es jedoch auf Dauer in Bad Godesberger keinen geeigneten Raum für die Prinzenproklamation gibt, blieb dem Festausschuss Godesberger Karneval nichts anderes übrig, als ins Exil zu gehen: Nicht wie bisher in der Stadthalle, sondern im Beueler Brückenforum werden Noppeney und Theisen am 18. November proklamiert.

„Natürlich wären wir lieber in Bad Godesberg geblieben“, erklärt Armin Weins, Präsident des Vereins Godesberger Karneval. „Ein Heimspiel wäre sehr schön gewesen. Aber im Stadtbezirk gibt es momentan keine geeignete Location.“

Nach der Teilsperrung der Stadthalle und der ungewissen Aussicht auf ein Festzelt oder eine provisorische Veranstaltungshalle habe man reagieren müssen. Denn außer einer Absichtserklärung (Bezirksvertretungs-Sitzung vom 8. Dezember 2021), dass man ein Zelt auf der Rigal‘schen Wiese aufbauen wolle, habe der Verein keine konkreten Zusagen bekommen.

„Wir mussten jetzt handeln“

„Wir mussten jetzt handeln, sonst hätten wir am Ende überhaupt keinen passenden Raum gehabt“, sagt Weins. „Das Angebot aus Beuel haben wir sehr dankbar angenommen.“ Denn nach den traurigen Coronajahren soll den Godesberger Jecken wieder eine Proklamation wie vor der Pandemie geboten werden: Mit Elferrat, Musik, Tanz und Büttenreden. Rund 800 Zuschauer erwartet der Festausschuss zur Proklamation.

Neben einem fehlenden Raum für große Veranstaltungen steckt dem Bad Godesberger Festausschuss die Absage im vergangenen Jahr finanziell noch in den Knochen. Schließlich hatte der Verein bereits einen großen Saal gemietet, bevor Corona das gesamte Vereins- und Veranstaltungsleben lahmlegte. Die Miete sowie ein Abschlag für das Caterings waren da jedoch schon bezahlt.

 Festausschusspräsident Armin Weins (l.) und Pete Noppeney, der mit Godesia Alexandra Theisen im November nach zwei coronabedingten Proklamationsabsagen im dritten Anlauf proklamiert werden möchte.

Festausschusspräsident Armin Weins (l.) und Pete Noppeney, der mit Godesia Alexandra Theisen im November nach zwei coronabedingten Proklamationsabsagen im dritten Anlauf proklamiert werden möchte.

Foto: Axel Vogel

Zwar hofft der Festausschuss darauf, dass diese Vorauszahlungen aus Mitteln eines entsprechenden Bundes-Hilfsfonds für die Brauchtumspflege aufgefangen wird, aber: „Bisher haben wir noch keinen Cent erhalten“, so Armin Weins. Daher wünscht er sich, dass wenigstens der Kartenvorverkauf für die Proklamation im November langsam in Schwung nimmt.

Der läuft derzeit allerdings erst schleppend an. „Viele sind verunsichert und wissen nicht, wie sich die Situation im Herbst entwickeln wird. Bevor dann wieder alles abgesagt wird, halten sie sich mit Kartenbestellungen zurück“, beobachtet der Präsident. Er hofft, dass nun zügig Bestellungen eingehen. Schließlich steht das Programm, und die Verträge mit den Künstlern sind unterschrieben.

Die Schließung der Bad Godesberger Stadthalle betrifft nicht nur die Karnevalsvereine. „Die Stadthalle stand über Jahrzehnte täglich allen offen und bot Heimat für Familienfeste, Abibälle, Karnevalssitzungen und Vereinsjubiläen, weshalb sie von vielen Bad Godesbergerinnen und Bad Godesbergern auch heute noch ‚unser Wohnzimmer’ genannt wird“, schrieb Bezirksbürgermeister Christoph Jansen an die Bonner Oberbürgermeisterin. Unverständlich sei daher, dass die Verwaltung keinerlei nennenswerte Initiative zeige, sich „der Zukunft der Stadthalle anzunehmen und dieses wichtige Projekt voranzutreiben. Damit ist auch wertvolle Zeit mit Blick auf die Schaffung von Übergangslösung von Tagungsmöglichkeiten verstrichen“, kritisiert er.

Bereits vor einem Jahr forderte Jansen „die Sanierung und Neugestaltung der Stadthalle zu einem Projekt höchster Priorität in der Stadtverwaltung zu machen“. Schließlich war das Ensemble vor seiner Schließung eine der im bundesweiten Vergleich am besten ausgelasteten Stadthallen. „Messeveranstalter, Firmen, Schulen, Vereine und nicht zuletzt Bonner Bundesbehörden, Verbände und Forschungseinrichtungen haben einen großen Bedarf an Veranstaltungs- und Tagungsmöglichkeiten im Mittel-Preis-Segment. Genau diesen Bedarf zu decken, war die große Stärke der Stadthalle.“

Godesberger Saalmisere

Für Weins und seinen Festausschuss steht indes längst fest, dass sich an der Bad Godesberger Saalmisere so bald nichts ändern wird. Insgeheim hofft er, dass sich die Jecken an das Exil in Beuel gewöhnen werden. „Wir werden auf Dauer keine andere Wahl haben, als uns anderswo nach einem geeigneten Ort für unsere Proklamation umzusehen“, sagt er.

Noppeney und seine Garde versprechen, friedlich, freundlich und mit der ungeladenen Knabüs in der schääl Sick einzufallen. Schließlich wollen die Godesberger Jecken einen guten Eindruck hinterlassen. – und in Zukunft wiederkommen.

Weitere Informationen zum Festausschuss Godesberger Karneval sowie den Kartenvorverkauf gibt es unter www.fagk.de. Kartenbestellungen sind auch unter karten@fagk.de möglich.

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