Landesbetrieb führt Pflegearbeiten durch Radikalschnitt an der Landstraße

BAD GODESBERG/WACHTBERG · Wer zurzeit auf der Landstraße 123 von Mehlem in Richtung Berkum unterwegs ist, wird den Straßenrand nicht mehr wiedererkennen. Die Bäume und Sträucher, die noch vor kurzem die Strecke verschönerten, sind quasi verschwunden.

 Pflegeschnitt? Nicht gerade zimperlich sind die Mitarbeiter des Landesbetriebs an der L 123 (hier bei Kürrighoven) vorgegangen.

Pflegeschnitt? Nicht gerade zimperlich sind die Mitarbeiter des Landesbetriebs an der L 123 (hier bei Kürrighoven) vorgegangen.

Foto: Axel Vogel

Stattdessen liegen gestapelte Baumstämme neben der Fahrbahn. Grund dafür sind Pflegemaßnahmen, die der Landesbetrieb Straßenbau derzeit durchführt.

"Der Baumbestand entlang der Straße wird verjüngt", berichtet Bernd Aulmann von der zuständigen Niederlassung in Euskirchen. Totholz werde herausgeschnitten, teilweise müssten auch Bäume gefällt werden. Und das aus zwei Gründen: Weil sie krank sind. Oder weil sie zwar gesund, aber zu hoch und somit unsicher geworden sind. Das gelte zum Beispiel an Hängen. "Dann stellen sie eine Gefahr dar." Doch das ist noch nicht alles, was die Flächen links und rechts der Landstraße zurzeit kahl aussehen lässt: Nach Auskunft von Aulmann werden außerdem die Sträucher zurückgeschnitten, die zu groß geworden seien. "Sie schlagen im Frühjahr wieder aus", versichert er.

Sicherheit und Pflege seien somit der Grund für die Maßnahme, die rund 30 000 Euro kostet. "Es geht nicht darum, Geschäfte zu machen", sagt Aulmann. Dass die Arbeiten jetzt stattfinden, ist kein Zufall. Zwischen Oktober und Februar ist es erlaubt, Bäume und Sträucher zurückzuschneiden oder zu fällen. "In den anderen Monaten ist es verboten, weil gebrütet wird."

Die Meinung in der Bevölkerung ist geteilt. Von "Kahlschlag" bis "notwendige Arbeiten" ist alles zu hören. Auch bei Facebook wird über das Thema diskutiert. "Hier werden Bäume vernichtet", heißt es. Und: "Vor allem für die Anwohner der Landstraße ist das ärgerlich. Die Bäume dienten als Lärm- und Sichtschutz. Völlig unsinnige Aktion in meinen Augen." Doch es gibt auch andere Meinungen: "Wenn einer der Bäume, aus welchem Grund auch immer, auf euer Auto fällt ihr oder eure Familie verletzt wird, dann ist das Gezeter groß. Das hat etwas mit der Straßensicherungspflicht zu tun."

Es wirke mitunter wie ein Kahlschlag, wenn am Fahrbahnrand gerodet wird, sagt Dorothee Hochgürtel vom Wachtberger Streuobstwiesenverein auf Anfrage des General-Anzeigers. Das sei es aber nicht. Kahl sehe es entlang der Straßen oder Bäche dann aus, wenn man Gehölze "auf den Stock setzt". Soll heißen, dass man lediglich 50 Zentimeter bis einen Meter stehen lässt. Für die Gehölze sei das kein Problem. Grundsätzlich gelte, dass die Areale immer wieder zuwachsen, erklärt Hochgürtel. "Man kann erstaunt sein, wie sich die Natur wieder erholt."

Gefällt werden müssten Bäume immer dann, wenn sie morsch, krank oder zu hoch geworden sind. In dem Punkt seien die zuständigen Stellen wie der Landesbetrieb oder die Gemeinde besonders vorsichtig geworden - unter anderem wegen der schweren Unwetter in den vergangenen Jahren.

Prinzipiell sei es erstrebenswerter, langsam und Zug um Zug zurückzuschneiden. "So bleiben Rückzugsmöglichkeiten für Winterschläfer bestehen", sagt Hochgürtel. Dies funktioniere aber entlang von Straßen nicht, wo es schnell um Sicherheit gehe. Und diese "geht vor Ökologie".

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