Polizeieinsatz in Bad Godesberg Raus auf die Straße und in die Parks

BAD GODESBERG · Die Polizei setzt ihr Sicherheitskonzept für Bad Godesberg um und hat besonders neuralgische Punkte kontrolliert - dazu zählen das Zentrum, der Kur- und Panoramapark, die Rheinallee, die Rheinaue und Teile von Mehlem.

Wenn Hauptkommissar Stefan Scharfenstein und sein Team die Fußgängerzone, die Parks und Plätze in Bad Godesberg genau unter die Lupe nehmen, sind es die Blicke, die den Unterschied machen. In der Fußgängerzone sind sie eher offen und herzlich, rund um Aennchenplatz und Villichgasse hingegen belauernd und ablehnend. Doch es ist nicht nur ein örtliches Phänomen, sondern auch ein zeitliches: „Bad Godesberg bei Tag und Nacht – das ist ein großer Unterschied“, sagt Scharfenstein. Tagsüber herrscht fröhliches, friedliches Multikulti, nachts wendet sich das Blatt.

Scharfenstein weiß, wovon er spricht. Die Bad Godesberger Wache ist zwar sein Arbeitsort, den Schreibtisch aber sehen er und sein Team eher selten. Denn: „Es geht ja darum, draußen unterwegs zu sein.“ Und das verstärkt. Anfang Juni startete die Polizei ihr Sicherheitskonzept für Bad Godesberg. Ein Teil davon sind die sogenannten Präsenz- und Interventionseinsätze, die mit der Stadt durchgeführt werden. Das Konzept sieht vor, dass zwischen 9 und 20 Uhr mehr Beamte auf der Straße unterwegs sind, zwischen 20 und 4 Uhr potenzielle jugendliche Straftäter bei Kontrollen noch stärker in den Fokus rücken.

Diese „Intervention“ stand am (frühen und späten) Mittwochabend auf dem Programm. Nach kurzer Lagebesprechung ging es in den Kurpark – diesseits und jenseits des Kleinen Theaters. Dort zeigte sich nur eins: Idylle. Spielende Kinder, der Stadtsportbund lud zu Sport im Park, verschleierte und nicht-verschleierte Frauen beim Picknick, Passanten, die sich sichtlich über die Polizeipräsenz freuten. Zwar gab es einige biertrinkende Männer auf den Bänken, die sich aber ruhig verhielten. Und gegen eine Kontrolle nichts einzuwenden hatten.

Polizeieinsatz in Bad Godesberg
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Vor einiger Zeit, bevor die Polizei an den neuralgischen Punkten systematisch Präsenz zeigte, sah das anders aus. An der Treppe zur Kurfürstenquelle zum Beispiel lungerten polizeibekannte Jugendliche herum. So auch Walid S., der Niklas P. mit einem Schlag und einem Tritt gegen den Kopf getötet haben soll. Kurz vor seiner Festnahme sei der 20-Jährige dort kontrolliert worden, erzählte Oberkommissar Mario Hering. „Er war frech und respektlos.“ Die Respektlosigkeit ist es, mit der viele Polizisten zu kämpfen haben. Der Ton ist rauer geworden, Angriffe erfolgen laut Hering zwar meist „nur“ verbal, „aber dann unter der Gürtellinie“. Vielfach habe man schon Verstärkung anfordern müssen, „damit nichts passiert“.

Dass es ruhiger geworden ist, führt Scharfenstein auch auf die Aufenthaltsverbote zurück. 13 jugendliche Straftäter müssen sich bis Mitte September zwischen 20 und 6 Uhr von Parks und Plätzen fernhalten. „Bislang gab es keinen Verstoß.“ Allerdings gibt es Jugendliche, die in deren Fußstapfen treten wollen. Zwar war es am Mittwoch im Redouten- und Panoramapark relativ ruhig, ein Jugendlicher aber fiel bei der Kontrolle auf. Einen Haschischzerkleinerer hatte er dabei, Drogen nicht. Trotzdem musste er sein Equipment abgeben. Denn er war bereits zum dritten Mal aufgefallen. Unter anderem in der Nacht, in der die Polizei 36 Platzverweise im Panoramapark ausgesprochen hat – und der Jugendliche unter anderem zwei Sturmhauben und ein Messer dabei hatte.

Auch in der Villichgasse und am Aennchenplatz, wo vor ein paar Tagen der Streit zwischen einem Barbesitzer und einem Büroinhaber eskaliert ist, wurden keine gravierende Verstöße festgestellt. Dennoch beschlich einen dort das Gefühl, dass einige der dort stehenden Männer etwas zu verbergen haben. Die Körper waren angespannt, die Blicke verhalten, es wurde getuschelt. Auch wenn dieses Mal niemand belangt wurde, „ist es wichtig, dass wir zeigen, dass wir da sind“, so Scharfenstein. Denn Unbekannte sind die Männer nicht – weder die auf dem Platz, noch die in den Bars, Restaurants und vorbeifahrenden Autos.

Neben der Polizei sind immer auch der Stadtordnungsdienst und ein Rauschgifthund bei den Interventionseinsätzen dabei: „Die Chance, auf Rauschgift zu treffen, ist groß“, sagte Scharfenstein. Das bestätigte sich an der Bundeskunsthalle, wo die Beamten eine Autokontrollaktion durchführen. Ein Autofahrer hatte Cannabis geraucht, bei der Durchsuchung des Fahrzeugs und der herausgeräumten Koffer und Rücksäcke fand Schäferhund Jola noch mehr (siehe Text links).

Zudem überprüften die Beamten einige Tinker. Der Verdacht, ihr Auto habe keinen Versicherungsschutz, bestätigte sich indes nicht. Eine solche Kontrollaktion fand übrigens zum ersten Mal im Zuge eines Interventionseinsatzes statt. Warum, liegt für Scharfenstein auf der Hand. „Die B 9 ist die Einfallstraße für Bad Godesberg.“ Den Beweis dafür lieferte ein Bad Godesberger, der der Polizei schon vorher in der Godesberger Innenstadt aufgefallen war. Das Auto, in dem er mitfuhr, wurde überprüft – und musste einige Zeit stehen bleiben. Der Fahrer hatte nämlich keinen Führerschein dabei.

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