Vortrag beim Heimatverein Villip Ritter Heinrich gab Ländchen den Namen

VILLIP · Es ist eine Frage, die wohl schon so manchem Wachtberger Kopfzerbrechen bereitet hat - vor allem jenen Wachtbergern, die gerade erst zugezogen sind: "Warum wird die Gemeinde Drachenfelser Ländchen genannt?

 Blick von Wachtberg aus auf den Drachenfels: Die Ruine taucht aus den Wolken auf. Dieses stimmungsvolle Foto zeigte Friedricht Oettler beim Vortrag.

Blick von Wachtberg aus auf den Drachenfels: Die Ruine taucht aus den Wolken auf. Dieses stimmungsvolle Foto zeigte Friedricht Oettler beim Vortrag.

Foto: Heinz Contzen

" Eine durchaus berechtigte Frage, liegt der Drachenfels zwar in Sichtweite, allerdings auf der anderen Rheinseite und mit Mehlem liegt sogar ein Bonner Stadtteil zwischen dem berühmten Berg und der Gemeinde. Mit ihrem Vortrag "Ritter Heinrich sucht eine Bleibe - Die Entstehung des Drachenfelser Ländchens" wollte die ehemalige Gemeindearchivarin Barbara Hausmanns im Vorfeld der jährlichen Mitgliederversammlung des Heimatvereins Villip Licht ins Dunkle bringen. Hausmanns, die die Gemeinde und ihre Geschichte wie keine andere kennt, erkrankte jedoch kurzfristig. CDU-Ratsherr Friedrich Oettler sprang für die erkrankte Rednerin ein und übernahm ihren detaillierten Vortrag. Das Ensemblemitglied des "Kellertheaters Chateau Pech" war eine würdige Vertretung.

Die Geschichte des Drachenfelser Ländchens beginnt streng genommen Ende des 13. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit thronte Heinrich, dritter Burggraf von Drachenfels, auf seiner Burg im Siebengebirge - hoch über Königswinter, das damals noch ein Dorf war. Heinrich wollte sein Territorium erweitern, doch so einfach war das nicht - die umliegenden Ländereien besaßen die Herren der Festungen Löwenburg und Wolkenburg, jenseits des Rheines residierten die mächtigen Erzbischöfe von Köln auf der Burg Rolandseck und der Godesburg.

Heinrich konnte machen, was er wollte, er besaß einzig und allein die Hoheit über Königswinter, was schnell zu einem "Imageproblem" in den rheinischen Ritterkreisen führte. An Geld mangelte es Heinrich dabei keineswegs. Das Steinmaterial für die Fundamente und den Bau des Kölner Doms kam nämlich von dessen Drachenfels, der berühmte "Drachenfelser Trachyt". Der besondere Stein wurde unter anderem auch für die Dome von Limburg, Xanten und Altenberg verwendet - der Export von Trachyt machte die Drachenfelser "steinreich".

Heinrichs Gleichung lautete deshalb: "Großes Vermögen gleich mehr Macht, führt zu einem größeren Territorium." Der geschäftstüchtige Burggraf von Drachenfels liebäugelte mit Mehlem - diesen Ort wollte er am liebsten komplett kaufen. Er scheiterte jedoch an älteren Ansprüchen unter anderem der Ritter von Rolandseck. Mit Ärger im Bauch orientierte sich Heinrich am Mehlemer Bach entlang zum Ort Bacheim, dem heutigen Nieder- und Oberbachem. Interessant war für den Burggrafen auch der Gerichtsbezirk Villip mit seinen Nebenorten Bech (Pech), Roide (Villiprott) und Holtzheim (Holzem) - aber auch hier war Heinrich chancenlos, denn über die Orte hatte der Graf von Are das Sagen.

So konzentrierte sich Heinrich auf das Tal des Mehlemer Baches, auch Klosterland genannt, mit den Orten Bacheim, Pissenheim (Werthhoven) sowie dem "Up deme geuwe" (Berkum, Gimmersdorf, Ließem, Kürrighoven und Züllighoven). Das Gebiet wurde nicht von ungefähr als Klosterland bezeichnet, stand es unter dem Einfluss des Kölner Erzbischofs Wikbold. Den Kirchenmann und den Burggrafen verband eine Männerfreundschaft - Wikbold konnte es nur Recht sein, dass es jemanden gab, der das Grenzland militärisch absicherte. Deshalb unterstützte er Heinrich bei seinen Plänen. Nachdem der Burggraf von Drachenfels im Kampf auch den Ritter Gerhard von Blankenheim (der Bacheim verteidigte) besiegte - war der Weg für Heinrich frei.

Nach kurzer Zeit beauftragte der Erzbischof Heinrich mit der Gerichtsherrschaft über Bacheim. Das Klosterland schloss der findige Burggraf von Drachenfels zu einer Gebietskörperschaft zusammen - das Land erhielt den Namen "Ländchen Drachenfels".

Von fast jedem Ort des Ländchens konnten die Bürger - und das ist heute noch immer so - die Drachenburg, den Stammsitz des Grafen von Drachenfels erblicken. Die Nachfahren Heinrichs schafften es, einfach durch Heirat, später auch den heiß begehrten Gerichtsbezirk Villip einzugemeinden. 1969 - also einige Jahrhunderte später - kamen durch die Neuordnung der Gemeinde auch die Dörfer Arzdorf, Adendorf und Fritzdorf hinzu. Seitdem besteht die Gemeinde aus 13 Ortschaften und ist als Drachenfelser Ländchen bekannt.

Neuer Vorstand

Bei ihrer Mitgliederversammlung wählten die Mitglieder des Heimatvereines Villip einen neuen Vorstand. Einstimmig zum neuen Vorsitzenden wurde Ulf Hausmanns gewählt - dessen Vorgänger Hasso von Wülfing hatte das Amt zuvor viele Jahre inne, trat im November aber zurück.

Neu im Vorstand ist auch Rita Braun als stellvertretende Schatzmeisterin. Georg-Egon Ritgen (stellv. Vorsitzender), Svea Hange (Schriftführerin), Regina Steuth (stellv. Schriftführerin), Ingrid Breuer (Schatzmeisterin), Christel Hauschild (Beisitzerin), Dieter Bach (Beisitzer) und Albert Schmitz (Beisitzer) komplettieren den Vorstand des Vereines.

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