Im Herzen ein Räuber Rockgitarrist Olli K. spielt am Jungen Theater Bonn

PENNENFELD · Wilde Haare, langer Bart: Wenn der ehemalige Oberklasse-Rugbyspieler in sein Räuberkostüm schlüpft, verkörpert er den Hotzenplotz wie kein anderer. Olli K. rockte beim Jungen Theater Bonn (JTB) mit seiner E-Gitarre über die Bühne.

Wenn er beim Jungen Theater Bonn (JTB) mit seiner E-Gitarre so stimmgewaltig über die Bühne springt, dann hält es die Zuschauer nicht mehr auf ihren Sitzen. Die Räubersongs sind dem ehemaligen Bundesliga-Rugbyspieler mit den wilden Haaren und dem langen Bart sprichwörtlich auf den Leib geschneidert. „Eigentlich spiele ich mich selber“, sagt der 51-jährige Pennenfelder. "Denn die Lieder bringen auf den Punkt, was meine Haltung zum Leben ist", so Oliver Kastner. „Und die war rückblickend mehr als unkonventionell.

Der Vollblutrocker spielt in zwei Bands

Als Kastner mit zwölf Jahren vom Klavier zur klassischen Gitarre wechselte, war für ihn schnell klar: „Ich werde Rockstar!“ Er tauchte in die Szene ein und verdiente sich als Roadie und am Mischpult nebenher etwas Taschengeld. So lernte er schon früh den Stress und auch die Schattenseiten des Musikerlebens kennen, was den jungen Rebell jedoch nicht von seinem Weg abhielt.

Gemeinsam mit vier Schulfreunden gründete er in den 80er Jahren die Band Horizon Orchestra Unltd. Nach seiner Schulzeit am Bonner Collegium Josephinum folgten mehrere Bandprojekte und CDs, darunter auch Weird Sister, die Münchner Rae Jarvis' Band sowie Maya Rock Experience, aus der mit anderer Besetzung Olli K.s Hot Affair hervorging. Kastner arbeitete im Studiomanagement für ein Kölner Tonstudio, bei einem DJ-Promotion-Label und auch fürs Privatfernsehen. Alles ohne Ausbildung. „Was mich interessiert hat, habe ich mir selbst angeeignet“, so seine Devise.

Zwei Bands und ein YouTube-Kanal

Heute spielt der Vollblutrocker in zwei Bands, gibt Gitarrenunterricht und hat einen eigenen YouTube-Kanal. In der Rolle des „Räuber Hotzenplotz“ stand er Ende Oktober erstmals auf einer Theaterbühne. JTB-Intendant Moritz Seibert, den Kastner schon seit Jahren kennt, hatte ihn mehrfach zum Schauspielern animieren wollen, was der Musiker jedoch lange ablehnte. Bis der „Räuber Hotzenplotz“ anstand. „Ich hatte einfach Bock darauf“, gesteht er.

Nachdem die zeitlichen und finanziellen Rahmenbedingungen feststanden, nahm Kastner erfolgreich am Vorsprechen teil. „Sicher auch aufgrund meiner Bühnenerfahrung“, vermutet er. Bei den Proben arbeitete Regisseur Bernard Niemeyer intensiv mit dem Debütanten, und auch die ausgebildeten Schauspielkollegen zeigten viel Geduld und gaben Tipps. „Das ist ein tolles Ensemble“, bekräftigt Kastner, „und ich bin froh, dass ich hier viel lernen kann.“

Regelmäßig in der Harmonie und im Siegburger Kubana

Am 19. Mai fand die 100. Vorstellung des „Räuber Hotzenplotz“ statt. „Die Zuschauer sind begeistert“, berichtet Oliver Kastner, „und genau dafür lohnt sich der hohe Aufwand.“ Seit April spielt er in „Ronja Räubertochter“ nun bereits seine zweite Rolle im JTB. Am Räuberhauptmann Mattis reizte den Laiendarsteller die neue Herausforderung. „Ich habe für den Hotzenplotz sehr gute Kritiken bekommen“, sagt er, „aber jetzt stehe ich ohne Gitarre auf der Bühne und bin schauspielerisch noch mehr gefordert.“

Als „Räuber Hotzenplotz“ kann man den Rockgitarristen am 6. Juni zum letzten Mal erleben, aber mit Olli K.s Hot Affair regelmäßig in der Bonner Harmonie und im Siegburger Kubana.

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