Tag des Denkmals Rundgang durch die HICOG-Siedlung Pennenfeld

PENNENFELD · Der leichte und transparente Baustil ist ein Aushängeschild für die Architektur der Bonner Republik, die "Fünfziger-Jahre-Moderne" Sinnbild für den Aufbau der Demokratie in der jungen Bundesrepublik.

So geschehen auch an vielen Stellen in Bad Godesberg. Hier waren es vor allem die Amerikaner, die mit dem Bau der HICOG-Siedlungen ("High Commissioner of Germany") Wohngebiete für die Beschäftigten und Angehörigen der Dienststelle des amerikanischen Hohen Kommissars für Deutschland bauten.

Treibende Kraft war der Amerikanische Hohe Kommissar John McCloy, der - nach mühsamer Grundstücksbeschaffung - zu Beginn der 50er Jahre die sieben Baublöcke des imposanten HICOG-Komplexes am Mehlemer Rheinufer in der Deichmanns Aue, sowie drei Wohnsiedlungen für amerikanische (in Plittersdorf und Pennenfeld/Muffendorf) und deutsche (Tannenbusch) Mitarbeiter errichten ließ.

Insgesamt handelte es sich 1951 um das größte Bauvorhaben in Westdeutschland nach 1945. Noch vor Weihnachten zogen 560 US-Angestellte und mehr als 600 deutsche Mitarbeiter mit ihren Familien innerhalb von drei Wochen von der Mainstadt an den Rhein. Hauptfinanzier: die USA.

Tage des offenen Denkmals in Bonn und der Region
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An die Geschichte dieser Bauvorhaben erinnerte am Sonntag anlässlich des Tags des offenen Denkmals die erst vor wenigen Monaten gegründete Mieterinitiative der HICOG-Siedlung Pennenfeld. Gleich zu Beginn der Führung betonte Gerhard Arndt von der Initiative die "zweimalige Einmaligkeit" der Siedlungen in Pennenfeld und Tannenbusch, die seit Mitte der 90er Jahre unter Denkmalschutz stehen.

Im Fokus seiner Ausführungen stand unter anderem die gelungene Architektur von Sep Ruf, die sowohl konventionelle architektonische Gestaltung als auch Rückgriffe auf die Bauhaustradition an dieser Stelle vereint, oder kurz: "50er Jahre pur", so Arndt.

Die Mischung beider Stile wird in dem Viertel zwischen Röntgenstraße, Hans-Böckler-Allee und Zanderstraße durch immer wieder sich neu öffnende Blickachsen geprägt, bei denen die Natur als gestaltendes Element der Siedlung von Anbeginn mit eingeplant wurde. "Die Natur wirkt hier als erlebbares Element", so Arndt.

Apropos Natur: Das Damoklesschwert eines möglichen Verkaufs durch den Eigentümer, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), schwebt bereits seit einiger Zeit über dem Viertel. "Wir können uns auf den Kampf einrichten", meinte Arndt. Und: "In Godesberg wird verdichtet ohne Ende, wenn das hier auch noch zugebaut würde, können Sie Godesberg vergessen." Das Motto des Denkmaltages in diesem Jahr, "Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?", passe deshalb hervorragend zur Siedlung.

Hingucker im Viertel ist das knapp vierzig Meter hohe, elfgeschossige Hochhaus an der Röntgenstraße, das mit insgesamt 72 Apartments von jeweils 42 Quadratmeter Größe ausgestattet ist. "Der klassische Hochbau", so Arndt, "war eines der ersten Wohnhochhäuser der Bundesrepublik und glänzt durch seine lichte und offene Bauweise."

Weniger glänzend schilderten Vertreter der Mieterinitiative die Aktivitäten von Eigentümer und Verwaltung. "Die BImA liebt ihr Objekt nicht", so die Einschätzung der Initiative. "Es besteht hoher Sanierungsbedarf", betonte beispielsweise Mieter Michael Geszler und forderte vom Eigentümer, mehr für den Erhalt der Anlage zu tun.

Arne Hoyer, der seit zehn Jahren in der Siedlung lebt, machte auf die zweifelhafte Situation der so genannten "Dormitories", also Schlafstätten, an der Hans-Böckler-Allee aufmerksam, wo lediglich neun von 24 Wohneinheiten derzeit bewohnt seien. Vor dem Hintergrund der Wohnungsnot in Bonn, insbesondere für Studenten, sei dies schlichtweg "ein Skandal."

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