Einsatz in Bad Godesberg Verdächtiger Brief im russischen Konsulat war ungefährlich

Update | Bad Godesberg · Am russischen Konsulat in Bad Godesberg ist am Freitagmittag ein Brief mit einem unbekannten weißen Pulver entdeckt worden. Nach stundenlangem Einsatz von Feuerwehr und Polizei entpuppt sich der verdächtige Stoff letztlich als ungefährlich.

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Die Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr Bonn helfen sich gegenseitig in die orangefarbenen Schutzanzüge. Ganz so einfach ist es nicht, in die Spezialausrüstung zu schlüpfen. Sie ziehen grüne Stiefel und spezielle Handschuhe an. Mitten auf der Straße steht der ABC-Abrollbehälter der Feuerwehr. Allerhand Equipment wird aus diesem herausgeholt und vor dem Konsulat ausgebreitet. Das Gelände rund um das Gebäude in der Waldstraße ist am Freitag weiträumig von der Polizei abgesperrt. Patienten des Waldkrankenhauses erreichen dieses über die Venner Straße, Rettungswagen nutzen den Notfallverbindungsweg zwischen Uniklinik und dem Waldkrankenhaus. 

Gegen 12.40 Uhr hatte die Bonner Polizei einen Notruf aus der Poststelle des Konsulats erhalten. Man habe einen Brief erhalten, aus dem weißes Pulver rieselte. Die Mitarbeiter des Konsulats hätten den Brief direkt mehrfach verschlossen und eingetütet. Heiko Basten, Sprecher der Berufsfeuerwehr, sagte dem GA, dass die Mitarbeiter den Brief dann durch das Tor der alarmierten Polizei übergeben hätten. Diese legten das Schriftstück auf einer Hecke hab und alarmierten die Feuerwehr. Diese sicherte den Umschlag abermals und deponierte ihn in einem blauen Fass.

Überprüfung nach ABC-Gefahren

Die ABC-Einheit überprüfte das Gebinde dann genauer. ABC steht für atomare, biologische und chemische Gefahren – die Einheit kommt vor allem bei Gefahrgutunfällen regelmäßig zum Einsatz und sind daher für solche Fälle bestens gerüstet.

„Wir haben bereits den radiologischen Negativ-Nachweis erbracht, sodass von diesem Umschlag keine radiologische Gefahr ausgeht“, so Basten an der Einsatzstelle. Um weitere Gefahren auszuschließen, wurde die Analytische Task Force der Berufsfeuerwehr Köln (ATF) an den Einsatzort beordert, genau wie weitere Fachberater der Feuerwehr Bonn und der Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis. Am späten Nachmittag begannen die Kölner Spezialisten mit der chemischen Analyse, die einige Zeit in Anspruch nehmen sollte. Gegen 18 Uhr kam auch die ATF der Berufsfeuerwehr Essen in Bad Godesberg an – die Feuerwehrleute sind auf biologische Stoffe spezialisiert. Insgesamt gibt es in ganz Deutschland acht ATF-Einheiten, drei davon in Nordrhein-Westfalen. Innerhalb eines Einsatzradius von zirka 250 Kilometern um den jeweiligen Standort soll die ATF innerhalb von etwa drei Stunden nach Alarmierung Hilfe leisten können. Diese kurze Reaktionszeit stelle eine der Besonderheiten der ATF dar, erklärt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe auf seiner Internetseite.

Entwarnung erst nach 18 Uhr

Kurz nach 18 Uhr konnte die Feuerwehr Entwarnung geben. Der weiße Stoff in dem Brief sei „definitiv ungefährlich“, ließ Basten die Journalisten wissen. Nach GA-Informationen soll es sich dabei um ein Waschmittel gehandelt haben.

Frank Piontek, Sprecher der Bonner Polizei, bestätigte die Ungefährlichkeit ebenfalls. Der Umschlag werde nun kriminaltechnisch untersucht, die Ermittlungen nimmt der Staatsschutz auf. Hinweise lägen den Ermittlern aber noch nicht vor. Die Polizei habe die Sicherheitsmaßnahmen an Gebäuden, die in einem Zusammenhang mit Russland stehen, aufgrund des Ukraine-Krieges erhöht. Dazu gehöre natürlich auch eine intensivere Bestreifung der Örtlichkeiten, so der Sprecher. In den vergangenen Tagen kam es an dem Konsulat immer wieder zu Demonstrationen gegen den Ukraine-Krieg. Am vergangenen Sonntag versammelten sich dort mehr als 500 Menschen, um gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine zu demonstrieren.

Sperrung der Waldstraße hatte weitreichende Auswirkungen

Die Sperrung der Waldstraße hatte nicht nur auf den Besucherverkehr des Waldkrankenhauses Auswirkungen, sondern auch auf den Busverkehr. Die Linien 638 und 639 sind eine Umleitung gefahren, die Haltestellen Waldstraße, Viktorshöhe und Stadtwald konnten für die Dauer des Einsatzes nicht angefahren werden. Gegen 18.45 Uhr konnte die Sperrung der Waldstraße aufgehoben werden.

Es war übrigens nicht der erste Einsatz am Konsulat wegen eines verdächtigen Briefes. Bereits am 6. Mai 2014 gab es an selber Stelle einen ähnlichen Großeinsatz. Auch damals wurde ein Brief mit einer weißen Substanz gefunden. Auch dieser Umschlag wurde eingehend untersucht, bis ausgeschlossen werden konnte, dass von ihm eine Gefahr ausgeht.

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