Flüchtlingsunterkunft in Bad Godesberg Scharfe Kritik an Plänen der Stadt

BAD GODESBERG · Der "Runde Tisch Flüchtlinge Bad Godesberg" kritisiert die Pläne der Stadt Bonn, die Ausschreibung über den Betrieb der Flüchtlingsunterkunft Karl-Finkelnburg-Straße zurückzuziehen und stattdessen selber betreiben zu wollen. Bei den Akteuren traf die Entscheidung auf breites Unverständnis und deutliche Kritik.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) betreut die Einrichtung seit der Eröffnung im Juni 2016 und hat, darin waren sich alle Beteiligten einig, "bisher tolle Arbeit geleistet". Pfarrer Wolfgang Picken, Gründer und Moderator des Runden Tischs, hob hervor, dass das DRK auf besondere Weise in die gesellschaftliche Struktur von Bad Godesberg eingebunden und mit allen Akteuren der Flüchtlingshilfe vor Ort vernetzt sei. Das sei der Integration der Geflüchteten intensiv zugutegekommen. Deshalb sei bei der Betreibung von Flüchtlingswohnheimen gesellschaftlichen Trägern mit örtlicher Verankerung der Vorzug vor der Stadt und auch externen Dienstleistern zu geben.

Auch sei es im Flüchtlingswohnheim in der Karl-Finkelnburg-Straße zu einer ganz neuen Form der Zusammenarbeit zwischen dem DRK und der katholischen Kirche gekommen. Dass diese effektive und neue Form der Kooperation jetzt eingeschränkt werde, bedaure man außerordentlich. Nils Reinartz vom Amt für Soziales und Wohnen versicherte, die Stadt Bonn habe inzwischen genug eigenes Personal und könne für die Flüchtlingswohnheime die finanziell günstigere Lösung anbieten. Der Runde Tisch zweifelte diese Behauptung an. "Es wäre das erste Mal, dass ein städtisches Angebot preisgünstiger ist als das eines freien Trägers. Die Erfahrung lehrt durchgängig, dass die freien Träger durch die starke Einbindung des Ehrenamts und die Bereitstellung eigener Mittel Kosten reduzieren", erklärte Picken.

Auch wird befürchtet, dass der Betreuungsstandard mit dem Trägerwechsel verringert werden könnte. "Wir waren von dem Konzept des DRK sehr überzeugt. Wir hoffen sehr, dass nun nicht am falschen Ende gespart wird und weniger Betreuung eine negative Auswirkung auf den Integrationsprozess hat", so Picken weiter. Der Runde Tisch, so hieß es abschließend, werde dennoch die Entscheidung des Stadtrates akzeptieren, halte sie aber für nicht hilfreich und wenig angemessen.

Im weiteren Sitzungsverlauf widmeten sich die Aktiven dem Thema "Sport als Integrationskatalysator". Katja Brender, Integrationsbeauftragte des Stadtsportbundes, sagte die Entwicklung von Angeboten im Bereich Fitness sowie von Schwimmkursen für Frauen und Kinder in Bad Godesberg zu. Der Runde Tisch unterstrich die Bedeutung der Sportangebote für den Ausgleich und die Integration der Geflüchteten. Er bot seine Unterstützung für einzelne Angebote an, zum Beispiel bei der Finanzierung von Trainerstunden.

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