Bauvorhaben in Mehlem Aufgebrachte Stimmung bei Veranstaltung zum Projekt „Schlosshöfe“

Bad Godesberg · Keine Stühle, keine Mikros und zu kleine Pläne: Der Unmut bei der Beteiligungsveranstaltung der Stadt zum Projekt „Schlosshöfe“ in Bonn-Mehlem war groß. Bürger bekräftigten, dass sie in der Schlossallee keinen Discounter möchten.

 Diskussionsveranstaltung im Stehen: Eigentlich waren Diskussionen an den Tafeln, die im Hintergrund stehen, geplant.

Diskussionsveranstaltung im Stehen: Eigentlich waren Diskussionen an den Tafeln, die im Hintergrund stehen, geplant.

Foto: Maximilian Mühlens

Die Veranstaltung zur Öffentlichkeitsbeteiligung zum Bebauungsplan „Schloßallee“ in Mehlem hatte in der Stadthalle noch nicht einmal angefangen, da war bei den ersten Gästen der Unmut schon groß. Bis auf zwei Stehtische und fünf Tafeln, an denen Pläne und Informationen hingen, waren in dem Parksaal keine Möbel zu finden – vor allem Sitzmöbel. „Die wollen uns doch hier nicht stundenlang stehenlassen?“, hörte man ebenso, wie „So kann man die Bürger auch abschrecken“. Schließlich sollte die Veranstaltung bis 19 Uhr gehen.

Pünktlich um 16.30 Uhr hatten sich am Dienstagnachmittag rund 60 Bürgerinnen und Bürger eingefunden. Von einem ruhigen Start in die Infoveranstaltung konnte keine Rede sein. Teilweise aufgebracht erkundigte man sich bei den Vertretern der Stadt und der Planer, warum es keine Stühle gibt. „Die meisten, die sich hier informieren wollen, sind über 60 Jahre alt. Das wusste man doch vorher“, sagte ein Mann. Zwischenzeitlich konnten eine Handvoll Stühle in den Saal getragen werden.

Nils Schütt vom Planungsamt der Stadt Bonn, der die Veranstaltung moderieren wollte, versuchte, die Situation zu erklären. Man habe die Infoveranstaltung wie eine Messe geplant. An jeder Tafel sollten sich Experten positionieren, die dann Fragen der Besucher beantworten sollten. Das Problem: Die DIN-A3-Ausdrucke waren teilweise mit Texten versehen, die man nur lesen konnte, wenn man nah an der Tafel stand. „Wir wollen auf Augenhöhe mit Ihnen diskutieren“, so Schütt. Statt Zustimmung erhielt er dafür viel Gelächter.

Aus der geplanten Messe wurde eine Diskussionsrunde

Während die einen Besucher sich über fehlende Stühle beschwerten, konnten andere die Ausführungen nicht richtig verfolgen, da es keine Mikrofone gab. Stadtplaner Ralf Thielecke, der für den Investor die Bauleitplanung inne hat, versuchte zu beruhigen: „Wir haben gerade keine Möglichkeit an Stühle heranzukommen“. Im Verlauf der Veranstaltung brachte er dann doch noch einige in den Saal.

Nach einigem Hin und Her mit dem Publikum, folgte Schütt dem Wunsch der Bürger und zog die Tafeln in die Mitte, sodass diese im Zentrum der Diskussion standen. „Wir wollen das im Plenum besprechen“, sagte zuvor ein junger Mann.

Die Experten stellten sich und die Pläne vor und beantworteten dabei immer wieder Fragen. „Die Planung ist noch nicht fertig“, so Schütt. Die Bürger hätten noch ein Mitspracherecht. Eine Dame aus dem Publikum warf ein, dass dies aber nur vier Wochen möglich sei. „Wenn es dann einen konkreteren Plan gibt, gibt es wieder die Möglichkeit für Einsprüche“, so Schütt. Darüber werde im Amtsblatt und in der Presse informiert.

Großteil der Bürger lehnt Discounter ab

Im Verlauf der Veranstaltung ging es um Themen, die auch schon bei einer Bürgerversammlung in der Villa Friede zur Sprache kamen: die Ablehnung eines Discounters und die Frage nach den Parkplätzen. Wobei es auch Bürger gab, die den Markt befürworteten. Einige Fragen waren etwas zu detailliert, weil die Technikplanung noch gar nicht stattgefunden hat. „Wir haben für das hier Gezeigte noch kein Baurecht – nur, wenn es ein Geschoss weniger hat“, so Thielecke.

Investor Norbert Lahme von der 3L Projekt GmbH & Co. KG aus Grafschaft verfolgte die Diskussion meist vom Rande aus. Erst später wurde er von einem Bürger in die Diskussion integriert. Er machte deutlich, dass er nicht unbedingt einen Discounter bauen müsste, dies sei eine Vorgabe der Stadt. Da sich der Bau immer weiter verzögert, gehe er davon aus, dass die Wohnungen entsprechend teurer werden. Gegenüber dem GA wollte er sich zum Verlauf der Veranstaltung nicht näher äußern, außer, dass er „staune“.

Bürger können sich unter www.bonn-macht-mit.de zu den Plänen äußern. Dort kann online auch ein Artenschutz- und Baumgutachten eingesehen werden.

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