Medizin-Tourismus in Bad Godesberg Schnelles Aus für das „Welcome Centre“

Bad Godesberg · Nach nur einem Jahr stellt die Anlaufstelle für Medizin-Touristen den Betrieb ein. Bezirksbürgermeisterin sieht Chance nun in elektronischen Kommunikationsmitteln. Haus und Grund ist nicht alleine mit seiner Kritik an dem Angebot.

 Schon nach gut einem Jahr hat das „Welcome Centre“ in der Bad Godesberger Arcadia-Passage seine Türen geschlossen.

Schon nach gut einem Jahr hat das „Welcome Centre“ in der Bad Godesberger Arcadia-Passage seine Türen geschlossen.

Foto: Friese

Schnelles Aus für eine gute Idee: Bereits seit Mitte Mai ist das „Welcome Centre“ in der Villichgasse, eine Anlaufstelle für Medizintouristen, geschlossen und „anderweitig vermietet“, sagt Joachim Engel, Vorsitzender des vor gut einem Jahr gegründeten Vereins „Welcome to Bad Godesberg“. Der Eigentümer des Ladenlokals, Nikoo Wahisi, ebenfalls im Vorstand des Vereins, hatte das Büro für ein Jahr als „Anschubfinanzierung“ zur Verfügung gestellt. „Das hat uns sehr geholfen“, so Engel, „auch wenn wir nur zwei- bis dreimal in der Woche vor Ort waren.“ In etwa zwei Wochen will Engel eine Mitgliederversammlung anberaumen, „um zu schauen, welche konkreten Projekte wir jetzt in Angriff nehmen werden“. Ein neues Büro an anderer Stelle sei nicht geplant. „Vielleicht bleibt es bei einer Hotline-Nummer.“

Dass das Büro mit dem Titel „Welcome Centre“ schon seit längerer Zeit einen verwaisten Eindruck machte, war vielen Godesbergern nicht verborgen geblieben. „Bereits Anfang Februar war schon erkennbar, dass im Centre schon fast keine Büromöbel mehr standen“, berichtet beispielsweise der Godesberger Dietrich Wiek. „Ist die kurze und ergebnislose Geschichte dieser Einrichtung Ausdruck des tatsächlichen Willens der Bezirksbürgermeisterin, die Willkommenskultur in Bad Godesberg als Schirmherrin zu fördern? Oder nur ein Symptom für etwas ganz anderes?“

An der Tür des Büros verwiesen bis vor Kurzem Hinweisschilder auf die Handynummer von Richard Gabriel, einem in Hennef lebenden Iraker mit christlichen Wurzeln, der sich als Kümmerer vor Ort ehrenamtlich engagierte und in den vergangenen 14 Monaten „ambulante Hilfe geleistet habe“, wie Engel erläuterte. Gefragt nach den Kontakten zu Besuchern des Centers seit seiner Eröffnung, sagte Engel: „Das ist schwierig darzustellen.“ Hauptprojekt „der ersten Phase“ sei das Hochglanzmagazin für arabische Gesundheitstouristen.

„Das Welcome Centre wird Anlaufstelle für Beschwerden sein, Hausmeister-Service vermitteln, Info-Desk und Hotline für die ausländischen Gäste bieten. Hierdurch bietet sich die Chance, unseren Stadtbezirk als guten Gastgeber und attraktiven Standort zu präsentieren“, hatte Bezirksbürgermeisterin Stein-Lücke als Schirmherrin im vergangenen Jahr anlässlich der Eröffnung verkündet. „Ob und wieweit das Welcome Centre zu einer Entkrampfung der Situation in Bad Godesberg beitragen konnte, ist mir nicht bekannt“, meinte Pitt Hoffmann, Vorsitzender von Haus und Grund Bad Godesberg. „Ich habe aber den Eindruck, dass das Angebot dieser Einrichtung erst gar nicht funktionieren konnte.

Eine Mediation zwischen den nach wie vor unter der Vermietung an vorwiegend aus dem arabischen Lebensraum stammenden Menschen einerseits und den Bad Godesberger Bürgern, die möglichst ungestört in ihren angestammten Wohnungen leben wollen, andererseits ist schwierig. Die Ursache liegt bei den Vermietern, die ohne jede Rücksichtnahme ihr teilweise ausbeuterisches Geschäft mit den Gastpatienten machen, die teilweise auch noch ihre Landsleute sind. Die Stadt Bonn muss intensiver diese Missverhältnisse unter die Lupe nehmen und mit härteren Sanktionen die hotelmäßige Nutzung von normalem Wohnraum verhindern.“

Ähnlich kritisch sieht es der Godesberger Immobilienmakler Benjamin Knüpling: „Das bisherige Erscheinungsbild des Welcome Centers war sehr traurig. Erfahrungsgemäß ist es auch nie geöffnet gewesen, ich bin dort täglich vorbeigegangen. Ich hatte viele verärgerte Kunden, die dort waren und vor verschlossener Tür standen.“ „Das Aus des Centers überrascht uns nicht. Die teils unzumutbaren Verhältnisse für die alteingesessenen Mieter und Eigentümer haben sich keineswegs gebessert. Die dürftige Bilanz bestätigt uns in dem Verdacht, dass das Konzept des Welcome Centers von Anfang an wenig durchdacht war und den Bürgern vorgaukeln sollte, man tue etwas für sie und kümmere sich. Nicht wenige Bürger sind zwischenzeitlich zur Auffassung gelangt, dass Frau Stein-Lücke weder in der Lage noch Willens ist, Ordnung zu schaffen. Viele Godesberger sehen sie daher längst als ein Teil des Problems an“, meinte dazu Marcel Schmitt, Ratsherr des Bürger Bunds.

Angesprochen auf die Schließung des Büros meinte Stein-Lücke: „Mir wäre es wichtig, dass wir jetzt eher in die elektronische Kommunikation gehen. Die Araber sind ja sehr technikaffin.“

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