Schüler führen „Via Roma“ im Aloisiuskolleg auf Auf dem Weg zu sich selbst

Bad Godesberg · Vor einigen Jahren wäre der Inhalt des Stücks noch undenkbar gewesen – und auch heute noch trauen sich die Jugendlichen vom Aloisiuskolleg etwas, wenn sie „Via Roma“ auf die Bühne bringen.

 Im Stück „Via Roma - auf dem Weg zu sich selbst“ gönnt sich der Pater angesichts erahnter Homosexualität seiner Herbergsgäste einen kräftigen Schluck aus der Flasche.

Im Stück „Via Roma - auf dem Weg zu sich selbst“ gönnt sich der Pater angesichts erahnter Homosexualität seiner Herbergsgäste einen kräftigen Schluck aus der Flasche.

Foto: Petra Reuter

Neun Jugendliche bringen am Aloisiuskolleg in Bad Godesberg ein aktuell brennendes Thema auf die Bühne. Das Stück „Via Roma – Auf dem Weg zu sich selbst“ führt die Protagonisten zur eigenen, auch zur geschlechterspezifischen Identität. Die Arbeit an Theaterstücken schafft laut dem Leiter der AG, Zeynel Öngören, nicht nur Kulturgenuss für die Zuschauer. „Die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen profitiert ungemein von der Aufgabe, selbst ein Theaterstück zu spielen und zu gestalten“, so Öngören.

Den Stein ins Rollen brachte ein auch heute denkbarer Konflikt: Elli verheimlichte ihrer Familie ihre Beziehung zum muslimischen Mustafa. Der wollte sich damit nicht abfinden und beendete die Beziehung. Auf den Rat des Großvaters tritt die von Liebeskummer geplagte junge Frau eine Pilgerfahrt an. In einer italienischen Herberge trifft sie auf eine Theologiestudentin, die einem Klosterskandal rund um Homosexualität und Denunziation aus den 1970er-Jahren auf der Spur zu sein scheint. Auf zwei Zeitebenen erzählt, führen die jungen Mimen den Zuschauer durch ein mal nachdenkliches, mal heiteres Geflecht von Schein und Sein bis zur Erkenntnis: Zu sich selbst zu stehen, kann die Lösung manchen Konflikts sein.

Vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar

Das Stück greift, vor wenigen Jahrzehnten noch undenkbar, in der katholischen Jesuitenschule nicht nur philosophisch die Themen Beziehung und Sexualität auf, sondern auch mit Blick auf freie Liebe innerhalb der Partnerschaft. Damit berühre das Stück im Zusammenhang mit dem jüngsten Massenouting Homosexueller in kirchlichen Einrichtungen ein gesellschaftlich virales Thema, fand der Leiter und Regisseur Öngören, der hauptberuflich Englisch und Italienisch unterrichtet. Zusammen mit dem Co-Regisseur und Kollegen Marcel Höfs schrieb er das Originalstück um, sodass eine gelungene Mischung aus guten und zudem gut gespielten Charakteren die Zuschauer mit frischen Ideen, aktuellem Zeitbezug und nicht zuletzt einer guten Prise rheinischen Humors königlich amüsiert.

„Man lernt viel über Rhetorik allgemein und über die eigene rhetorische Wirkung“, beschrieb Öngören ein Entwicklungsplus für die Jugendlichen der Theater AG. Außerdem profitiere die Artikulation und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Projekt durch die intensive gemeinsame Arbeit. Weiterhin setzten sich die Jugendlichen konstruktiv mit Themen auseinander, mit denen sie sonst in ihrem Alter unter Umständen gar nicht in Berührung gekommen wären, so Öngören. „An solchen Projekten wachsen die Jugendlichen auch charakterlich“, fand er. Insofern bedauerte er die mit den G8-Jahrgängen und manchmal auch durch Freizeitstress zurückgegangene Bereitschaft der Schüler, zusätzlich Theater zu spielen.

Jungen Mimen gefällt die Aufgabe

Finja Pantke (Elli) stand erstmals auf der Theaterbühne. Sie fand den Weg der Protagonisten, auf dem sie imaginär neue Facetten an sich selbst entdecken, spannend. Für Paul Stein (Johannes) war es ein Muss, gerade dieses Thema gut umzusetzen, um es glaubwürdig auf die Bühne zu bringen. Die Entwicklung der Schauspieler selbst hatte Viktoria Streicher (Barbara) positiv erlebt. In weiteren Rollen spielen Alena Neuhoff, Daniel Kamper, Daniel Hennes, Paul Lieb, Lana Zahnrad und Mathias Molzberger (stellvertretender Schulleiter). Für die Technik sorgten Felix Bär, Zsolt Kiss, Aaron Hendricks und Annabel Jelen.

Zu sehen ist das Stück am Freitag, den 18. und Samstag 19. Februar jeweils um 18 Uhr in der Oberkirche des Aloisiuskollegs. Karten gibt es vor Ort.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort