Spenden für arme Menschen Schüler sammeln alte Kleider

Friesdorf. · Die Klasse 4b der Bodelschwingh-Schule in Friesdorf hat alte Kleider für arme Menschen gesammelt. Zugleich haben sie dabei die Geschichte des Namensgebers Friedrich von Bodelschwingh kennengelernt.

 Mit Schwung bugsieren die Kinder der Klasse 4b die gesammelten Kleidersäcke in den eigens aus Bielefeld angereisten Lkw.

Mit Schwung bugsieren die Kinder der Klasse 4b die gesammelten Kleidersäcke in den eigens aus Bielefeld angereisten Lkw.

Foto: Petra Reuter

Mit der Energie begeisterter Viertklässler trugen 18 Händepaare der Klasse 4b der Bodelschwingh-Schule kürzlich mehr als 150 Kleidersäcke aus einem Raum in der Nähe des Lehrerzimmers zu einem Lkw auf dem Schulhof. Zum ersten Mal hatte die evangelische Grundschule für das Projekt des Namensgebers Friedrich von Bodelschwingh der Ältere (1831 bis 1910) eine Sammelaktion gestartet. „Wir waren freudig überrascht vom großen Erfolg“, sagte Schulleiterin Birgit Borcherding. Mit Kathrin Gola, Initiatorin und Klassenlehrerin der 4b, und dem Kollegium ist sich Borcherding einig: „Das wollen wir wiederholen.“

„Es kann nicht sein, dass die Kinder nicht wissen, wer der Mann war, dessen Namen die Schule trägt“, fand Gola. Sie besprach die Geschichte des evangelischen Pastors von Bodelschwingh mit ihrer Klasse. Ursprung der heutigen von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel mit Sitz in Bielefeld war 1867 ein Heim für epilepsiekranke Menschen. Die diakonische Einrichtung gilt als die Größte in Europa (siehe Infokasten „Sozialunternehmen“).

Mit der Stiftung besprach Gola die Idee einer Aktion. „In diesem Jahr konnten wir mit den Kindern viele Dinge nicht machen“, berichtete Gola. Märkte, Feste und andere Veranstaltungen, für die die Kinder sonst gebastelt oder ein Projekt durchgeführt hätten, waren so gut wie alle ausgefallen. „Dann habe ich mir gedacht, man kann auch etwas Gutes tun, indem man einfach etwas von sich selbst für andere gibt“, sagte sie. Die Kinder seien Feuer und Flamme gewesen und hängten Plakate im Ort auf, um die Aktion in der Nachbarschaft bekannt zu machen. „Da kamen auch Menschen mit tollen Spenden, die mit der Schule normalerweise gar keine Berührungspunkte haben“, erzählte Gola.

Valentin (9) und Joshua (10) fanden die Idee gut. „Bodelschwingh war in einer adeligen Familie reich aufgewachsen“, berichtete Joshua. Später habe der reiche Mann etwas Gutes für die Gesellschaft tun wollen und sich deshalb für Arme engagiert. „Es gibt in Bielefeld einen Stadtteil mit dem Namen Bethel“, wusste Valentin.

Wie ihre Klassenkameraden hatten sich beide intensiv an der Sammlung beteiligt. „Es sollten nur brauchbare Sachen sein“, sagte Joshua, der eine Tüte Kleiderspenden zusammenbekommen hatte. Valentin hatte zwei Tüten gesammelt und Schuhe an den Schnürsenkeln zusammengebunden. Spielzeug oder Elektrogeräte waren jedoch nicht dabei. „Es macht nicht viel Sinn, elektrisch betriebene Sachen zu schenken. Damit haben die Leute ja immer noch nichts zum Anziehen“, erklärte Valentin.

„Wir sind das ganze Jahr unterwegs“, sagte einer der Stiftungsmitarbeiter aus dem Lkw. „Gleich geht es weiter nach Wermelskirchen“, ergänzte sein Kollege. Wenn der Laster voll ist, fahren jedes Mal 9,5 Tonnen Kleidung nach Bielefeld-Bethel. Die meisten Sachen würden später in Second-Hand-Läden zu niedrigeren Preisen an Menschen verkauft, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen. „Es kommt auch mal vor, dass doch etwas dabei ist, das nicht mehr verwendbar ist“, sagte eine Mitarbeiterin der „Brockensammlung Bethel“, Elke Zebrowski, am Telefon. Solche Materialien würden beispielsweise zu Dämmmaterial für die Autoindustrie, Putzlappen oder Malervliesen weiterverarbeitet.

Der größte Teil der Kleidung finde den Weg ins osteuropäische Ausland oder nach Afrika, erklärte die Ansprechpartnerin für die Spenden. Laut einer Erhebung seien 70 bis 80 Prozent der Weltbevölkerung auf diese Spenden angewiesen, um preiswerte Kleidung kaufen zu können. „Ein fabrikneues Baumwoll-T-Shirt können sich in diesen Ländern die meisten Menschen einfach nicht leisten“, erklärte Zebrowski. Das träfe natürlich nicht auf ein bereits zehn Mal gewaschenes T-Shirt einer Billigkette zu. So etwas könne man gar nicht erst weitergeben, weil das Material wegen Qualitätsmängeln oft nicht stabil genug sei.

Was ist eine gute Orientierung für geeignete Spenden? Auf diese Frage antwortet Zebrowski: „Die Menschen brauchen gute, sinnvolle Sachen, die man auch guten Gewissens als tragbare Kleidung innerhalb der Familie weitergeben würde.“ Besonders in Afrika gebe es viele Menschen, die alte, aber qualitativ hochwertige Kleidung handwerklich in Stil und Größe nach Wunsch anpassen.

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