Streik am Bonner Weiterbildungskolleg Schüler wollen nicht in den Präsenzunterricht

Bonn · Am Weiterbildungskolleg der Stadt Bonn weigern sich die Schüler, in den uneingeschränkten Präsenzunterricht zurückzukehren. Sie kommen zur Protestaktion vors Schultor.

 Das Weiterbildungskolleg der Stadt Bonn befindet sich am Kessenicher Langwartweg.

Das Weiterbildungskolleg der Stadt Bonn befindet sich am Kessenicher Langwartweg.

Foto: Benjamin Westhoff

Schüler, die lernen wollen. Lehrer, die unterrichten möchten. Wo ist das Problem? Am Weiterbildungskolleg Bonn rumort es dennoch, denn die Studenten wollen nicht in den Präsenzunterricht. Den hat die Schulleitung aber seit Montag für alle Studenten ab dem dritten Semester vorgeschrieben. Die Schülersprecher vertreten aber die Ansicht, dass das nicht den Vorgaben der Landesregierung entspricht.

Das Kolleg bietet jungen Erwachsenen an, Schulabschlüsse vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur nachzuholen. Wie alle anderen auch waren die Schüler dort bis Ende vergangener Woche komplett im digitalen Distanzunterricht mit Videokonferenzen. Am Wochenende kam dann die Information, dass bis auf die ersten beiden Semester alle Jahrgänge wieder am Präsenzunterricht teilnehmen sollen. Und zwar ohne den von der Landesregierung eigentlich vorgesehenen Wechselunterricht.

Das wollten sich die Studenten nicht bieten lassen. Sie teilten Schulleiterin Patricia Wolf am Dienstag mit, dass sie ab Mittwoch auf unbestimmte Zeit streiken, indem sie zu Hause bleiben und weiter aus der Distanz unterrichtet werden. Man verstehe nicht, warum bis zu 25 Personen in einem Klassenraum zusammenkommen sollten, obwohl die Inzidenzzahlen derzeit wieder steigen – und obwohl manche Lehrer dann trotzdem von daheim aus unterrichteten, da sie Vorerkrankungen hätten oder schwanger seien, erklären die Sprecher. Aus Solidarität zum Lehrpersonal und zu gefährdeten Mitstudenten wollten sie im Distanzunterricht bleiben. Dazu starteten sie auch eine Petition, die 75 Schüler unterschrieben, teils mit Kommentaren: Eine schrieb, sie leide unter Multipler Sklerose und gehöre deshalb zur Risikogruppe. Und einer ist der Ansicht: „Die Qualität des Unterrichts in der Präsenz mit den gegebenen Hygieneregeln leidet gegenüber einem Online-Unterricht, der sogar vernünftige Gruppenarbeit zulässt.“

Laut den Schülersprechern soll die Schulleiterin den Lehrern aber untersagt haben, mit den Streikenden Video-Unterricht zu machen. Wolf war nicht zu einer Auskunft gegenüber dem GA bereit und verwies auf die Pressestelle der Bezirksregierung. Dort machte man sich auf Nachfrage schlau und teilte mit: Rechtlich sei das Vorgehen der Schulleitung hinsichtlich des Präsenzunterrichtes in Ordnung. Von der Schule habe man auch Abwesenheitslisten bekommen, laut denen nicht von einer Streikaktion mit viel Schülerbeteiligung gesprochen werden könne. Die Schule biete Maßnahmen wie Ausweichräume und Lüftungsanlagen an, um den Präsenzunterricht durchführen zu können.

Die Schülersprecher schlossen sich mit dem NRW-Schulministerium kurz und sehen sich darin bestätigt, dass für sie nach den aktuellen Corona-Verordnungen bis zu den Abschlusssemestern gar kein Präsenzunterricht vorgesehen ist. Da sich am Mittwoch keine Besserung der Situation abzeichnete, wollen sie am Donnerstag ab Unterrichtsbeginn vor der Schule protestieren – mit den gebotenen Sicherheitsmaßnahmen. Die Aktion wollten sie per Eilantrag bei der Polizei anmelden.

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