Projekt am Clara-Fey-Gymnasium Schülerinnen retten Cape Shore

BAD GODESBERG · Hitzige Debatte im Bonner Stadthaus: Mädchen des Clara-Fey-Gymnasiums schlüpfen in Politikerrollen. Ihr Auftrag lautet, eine Insel vor einer Überflutung zu retten.

 Abstimmung der SDC-Fraktion: Schülerinnen beim Planspiel Südsicht im Stadthaus.

Abstimmung der SDC-Fraktion: Schülerinnen beim Planspiel Südsicht im Stadthaus.

Foto: Ronald Friese

Infolge des Klimawandels bedrohen Überflutungen die Stadt Cape Shore. Was uns das angeht? Für einen Tag traf sich der Stadtrat von Cape Shore in Bonn. Im großen Ratssaal des Stadthauses schlüpften beim Planspiel „Südsicht“ 31 Schülerinnen des Godesberger Clara-Fey-Gymnasiums in die Rollen von Kommunalpolitikern der Stadt eines fiktiven Staats.

Organisiert wurde die Veranstaltung von der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW (LAG). Das Kompetenznetzwerk bietet den Perspektivwechsel für Schulklassen und andere Gruppen an. Als er auf das Angebot aufmerksam geworden sei, habe er seine Grundkurse Sozialwissenschaften/Wirtschaft der Einführungsphase, frühere Klasse 10, angemeldet, so Lehrer Peter Anders. Ziel sei es, die Schülerinnen für die klimapolitischen Probleme südlicher Länder zu sensibilisieren.

Aufgeteilt auf zwei Parteien, diskutierten die Mädchen unter der Moderation zweier LAG-Mitarbeiterinnen verschiedene Lösungsansätze für ihr Cape Shore. Grob gab es zwei Alternativen: Überflutungsflächen ausweisen oder Deiche bauen. Doch vor einer Entscheidung galt es zunächst, einen Marathon aus Ratssitzungen, Ausschusssitzungen und Fraktionssitzungen zu absolvieren.

"Vieles klingt immer so einfach. Hier bekommt man ein Gefühl dafür, dass es einigen Aufwand braucht, um richtig zu entscheiden", beschrieb Caro (14) genau das, worin ihr Lehrer ein weiteres Ziel der Veranstaltung sah: Einblick in demokratisches Verhandeln zu erlangen.

Und dabei war es eben manchmal schwierig, den Durchblick zu behalten. Vor allem, weil jede Teilnehmerin neben allgemeinen Fragen wie der Finanzierbarkeit auch die Parteiposition und Eigeninteressen im Blick behalten musste. Ihr Rollenprofil hatten die Schülerinnen zu Beginn von den Moderatorinnen erhalten. Gemäß dem Versuch, das Planspiel möglichst realitätsnah anzulegen, gab es unter den Stadträten etwa Stammeshäuptlinge und Fischer.

Auch besaß das fiktive Cape Shore ein reales Vorbild: Die Bonner Partnerstadt Cape Coast. Trotzdem fand es Rebecca (16) schwierig, sich in die Situation hineinzuversetzen. Eine Mitschülerin hätte ein reales Szenario als Ausgangspunkt für das Planspiel einfacher gefunden. „Ich denke, das macht für die Schülerinnen keinen Unterschied“, meinte dagegen LAG-Mitarbeiterin Kristin Neumann.

Sie gestand ein, dass der Ablauf sehr "deutsch" sei: „In Cape Coast gibt es auch Ausschüsse. Aber es ist schwierig herauszufinden, wie die Beschlussfassung wirklich abläuft, weil uns dorthin die Kontakte fehlen.“ Am Ende stimmten die Godesberg Schülerinnen übrigens für den Deichbau, was die Moderatorinnen durchaus erstaunte: "Bisher haben sich alle immer für die andere Maßnahme entschieden", so Meike Send von der LAG.

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