Amos-Comenius-Gymnasium Schulleiter Christoph Weigeldt: "Wir wollen die Schule erhalten"

BONN · Die Evangelische Kirche im Rheinland schließt bei ihren neuen drastischen Sparplänen ihre Schulen nicht mehr aus. Am einzigen evangelischen Gymnasium in Bonn, dem Amos-Comenius-Gymnasium, machen sich Eltern Sorgen um die Zukunft der renommierten Einrichtung. Amos-Schulleiter Christoph Weigeldt spricht darüber, wie es weitergehen soll.

 Schulleiter Christoph Weigeldt vor einem Bild des Theologen Amos Comenius, nach dem das Gymnasium in Pennenfeld benannt ist.

Schulleiter Christoph Weigeldt vor einem Bild des Theologen Amos Comenius, nach dem das Gymnasium in Pennenfeld benannt ist.

Foto: Ronald Friese

Wie reagieren bei Ihnen aktuell die Schüler, Eltern und Mitarbeiter auf die Neuigkeiten aus Düsseldorf?
Christoph Weigeldt: Wir verfolgen diese Diskussion, die von Präses Manfred Rekowski bewusst offen angelegt ist. Dass wir als evangelische Schule Teil davon sind, ist klar. Konkret: Wir verspüren in der Sache keine besondere Aufregung, auch wenn die Sparpläne Gesprächsthema sind.

Der Ausschuss für Aufgabenkritik will zwar die Präsenz der Kirche in den Schulen beibehalten, stellt aber sogar die Trägerschaft in Frage. Was leisten eigentlich evangelische Schulen für die Kirche?
Weigeldt: Unsere Aufgabe ist es, gute schulische Bildungsarbeit auf der Basis christlicher Grundwerte zu leisten. Deshalb schicken die Eltern ihre Kinder zu uns. Deshalb herrscht eine gute Atmosphäre am Amos. Unsere Schulgottesdienste finden mit 300 bis 400 jungen Menschen statt. Wir übernehmen so eine wichtige Aufgabe der Sozialisation, die zunehmend weniger in den Familien erfolgt. Typische Amos-Angebote sind religiöse Besinnungstage, Kirchentagsfahrten, Morgenandachten, verpflichtender Religionsunterricht, die Streitschlichter-AG und das Sozialpraktikum. Wir bieten Schulseelsorge und schulpsychologische sowie Inklusionsberatung. Damit können wir tief in die Gesellschaft hineinwirken. In den Gemeinden hat man nicht die Chance, so viele junge Menschen anzusprechen.

Sie sagen, die Eltern brauchten sich keine Sorgen zu machen, alle Kinder würden am Amos ihr Abitur machen können...
Weigeldt: Das Amos wird 2015 sechzig Jahre alt. Es ist eine feste Institution in Bonn und ein wichtiges Aushängeschild für unsere Schulträgerin. Schule und Bildung sind eine ureigene evangelische Aufgabe. Und ich bin ganz sicher, dass wir gemeinsam einen Weg finden, diese Schule zu erhalten.

Der Präses sagt immerhin, es gehe nicht um ein "Ganz oder gar nicht", sondern darum, wie Kosten gesenkt oder Einnahmen gesteigert werden könnten. Wo könnten Sie am Amos denn noch sparen?
Weigeldt: Wir arbeiten kostenbewusst und nutzen die Refinanzierung vollständig, ohne zu überziehen. In der Verwaltung wurde stark gekürzt.

Und wo wären noch Einnahmen möglich? Am Amos gibt es ja keine verbindlichen Zahlungen pro Schüler.
Weigeldt: Über die von der Kirchenleitung gegründete Schulstiftung unterstützen unsere Eltern durch freiwillige Spenden kräftig die Schule. Wichtige Projekte wie Mensa und Selbstlerninsel konnten realisiert, der landeskirchliche Haushalt entlastet werden. Dafür gebührt allen Spendern ein großer Dank. Aber wir müssen alle Eltern für die Schulstiftung gewinnen, und diese muss effektiver werden.

Sie sagen, am Amos arbeiten Sie sogar weniger kostenintensiv als andere Schulen.
Weigeldt: Die Mittagsversorgung wird durch den Elternverein Cenemus verantwortet und organisiert. Der Schule entstehen hierfür keine Kosten.

Sprechen wir nicht nur übers Geld. Was ist denn das besondere Profil des Amos?
Weigeldt: Wir wollen unsere Schüler zu aufgeschlossenen Menschen erziehen. Natürlich vermitteln wir Fachkompetenzen, gleichzeitig sollen sie lernen, frei, tolerant und verantwortlich zu leben. Schule wird als lebendiges Miteinander gestaltet: durch Theater- und Musikprojekte, Mitwirkung beim Interreligiösen Dialogkreis und Sportfeste wie Pennenfeld United. Jährlich werden 20 000 Euro für unser Senegal-Projekt gesammelt.

Gerade läuft das aktuelle Aufnahmeverfahren. Ist die Konkurrenz an Privatschulen groß?
Weigeldt: Konkurrenz belebt das Geschäft - auch im Bildungsbereich. Wir verzeichnen einen ungebrochen hohen Zuspruch, haben wieder weitaus mehr Bewerbungen, als wir Schüler aufnehmen können. Allein die mehr als 35 Geschwisterkinder zeigen, dass die Familien sehr zufrieden mit uns sind.

Zur Person

Christoph Weigeldt (53) ist verheiratet und hat zwei schulpflichtige Kinder. Er ist seit 2006 Schulleiter am Amos-Comenius-Gymnasium. Davor war er stellvertretender Schulleiter am katholischen Elisabeth-Gymnasium in Halle an der Saale.

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