Probleme am Bahnhof Bonn-Mehlem Schwerer Einstieg mit Rollstuhl und Kinderwagen

Mehlem · Der Bahnhof in Bonn-Mehlem ist nicht behindertengerecht und die Bahnsteigkante zu niedrig. Umbauen will die Deutsche Bahn aber nicht.

 Eine hohe Hürde stellt am Bahnhof in Mehlem bei Zügen des National Express der Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Trittstufe dar, besonders für Rollstuhlfahrer und Frauen mit Kinderwagen.

Eine hohe Hürde stellt am Bahnhof in Mehlem bei Zügen des National Express der Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Trittstufe dar, besonders für Rollstuhlfahrer und Frauen mit Kinderwagen.

Foto: Volkhard Stern

Der Bahnhof in Mehlem steht nicht eben im Ruf, fahrgastfreundlich zu sein. Dazu fehlt es an Toiletten, in die Wartehäuschen regnet es hinein und für den maroden Parkplatz will die Bahn, wie am Donnerstag berichtet, ab dem 1. März Geld kassieren. Rollstuhlfahrer, Gehbehinderte und Fahrgäste mit Fahrrad oder Kinderwagen stellt der Bahnhof vor noch größere Probleme. Das Gleis in Fahrtrichtung Koblenz ist barrierefrei nicht zu erreichen. Regelmäßig sind daher Fahrgäste zu beobachten, die den verbotenen Weg am Gleis entlang zwischen Bahnsteig und Verkehrsschranke nehmen.

Wer nicht gut zu Fuß ist, den stellen Züge des National Express, der seit Dezember 2015 auf der Regionalbahn 48 mit Endstation Mehlem verkehrt, vor schier unüberwindbare Hindernisse. Der Abstand zwischen Bahnsteig und den Trittsteigen der Züge beträgt mehr als 30 Zentimeter, kleineren Fahrgästen geht die Einstiegsstufe fast bis zu den Knien. Das erfordere schon sportliches Talent, schreibt ein Leser dem GA. Fotos zeigen, wie Mütter mit Kinderwagen nur mit Hilfe und großer Mühe in die Zugwagen gelangen.

„Tut uns leid“, sagt der Fahrzeugbetreiber National Express. Grund dafür sei die niedrige Bahnsteigkante am Mehlemer Bahnhof. Während andere Bahnhöfe inzwischen aufgestockt wurden, sei das in Mehlem bislang nicht der Fall. Andernorts seien für die Bahnsteigkante 55 bis 76 Zentimeter üblich, in Mehlem sei sie allerdings deutlich niedriger. Weil die Höhe der Bahnsteige von Bahnhof zu Bahnhof variiere, müsse man bei der Fahrzeugwahl Kompromisse eingehen.

Für eine Verbesserung sei deshalb die Deutsche Bahn als Eigentümer des Bahnhofs zuständig und ein Neubau des Bahnsteigs notwendig. „Das erfordert allerdings Investitionen in die Infrastruktur“, sagt ein Sprecher von National Express. „Die würden wir uns als Fahrzeugbetreiber zwar wünschen, haben darauf aber keinen Einfluss.“

Den Einfluss darauf hat also allein die Deutsche Bahn. Doch die sagt: Eine Bahnsteigerhöhung sei in Mehlem nicht geplant. Sie empfiehlt mobilitätseingeschränkten Reisenden, wie sie im Bahnjargon heißen, sich vor der Reise bei der Mobilitätsservice-Zentrale der Deutschen Bahn unter 0180/6512512 zu informieren. Die Mitarbeiter dort würden auch bei der Suche nach alternativen Reiseverbindungen helfen.

Ein Testanruf zeigt jedoch: Trotz guten Willens ist das gar nicht so einfach. Eine Fahrt von Bonn nach Mehlem sei für Rollstuhlfahrer momentan unmöglich, sagt die nette Dame am Telefon. Mehlem sei „gar nicht behindertengerecht.“ In Mehlem könne die Rampe für Rollstuhlfahrer nur an Gleis 2 angebracht werden. Sie empfiehlt deshalb den Bus und die Straßenbahn. Ein Ausweichen auf Bad Godesberg ist auch nicht möglich, denn hier führt zurzeit eine Bautreppe mit mehr als 50 Stufen zu den Gleisen. Bahnsteigkanten und die Personenunterführung sollen im Laufe des Jahres fertig werden, heißt es bei der Bahn.

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