Karrierechance im Handel Sechs Unternehmen werben im Friedrich-List-Berufskolleg um Auszubildende

BAD GODESBERG · Konkurrenz gibt es bei den großen Handelsunternehmen nicht nur mit Blick auf die Kunden. Die 80 Schüler, die am Mittwoch am "Tag des Handels" im Friedrich-List-Berufskolleg teilnahmen, sind vielleicht die Abteilungsleiter und Geschäftsführer von morgen. Deshalb versuchten alle Wirtschaftsvertreter, ihnen eine Ausbildung im Handel schmackhaft zu machen.

 An einer von verschiedenen Mitmachstationen erklärt Thomas Bosisto von der Drogeriemarktkette dm den List-Schülern, wie eine Ausbildung im Unternehmen abläuft.

An einer von verschiedenen Mitmachstationen erklärt Thomas Bosisto von der Drogeriemarktkette dm den List-Schülern, wie eine Ausbildung im Unternehmen abläuft.

Foto: Ronald Friese

"Viele Jugendliche fragen sich: Warum soll ich Dosen stapeln und Waschpulver einräumen", so die Erfahrung von Schulleiter Herrmann Hohn. Beim Tag des Handels traten die Vertreter von Galeria Kaufhof, Metro, Aldi, dm, Hit und Raab Karcher Klischees wie diesem entgegen. "Der duale Ausbildungsbereich ist attraktiv, man kann sogar studieren", sagte Hohn (siehe Text unten).

Moritz Kühnle hat parallel zur Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel bei Hit seinen Bachelor-Abschluss gemacht und arbeitet jetzt in der Personalentwicklung. Im Familienunternehmen mit 97 Hit-Märkten gibt es 300 Auszubildende. Kühnle legte den Schülern eine Bewerbung vor, die man für einen Scherz halten könnte, die so aber tatsächlich in der Personalabteilung eingegangen ist. Schnell hatten die Unterstufen-Schüler der Höheren Berufsfachschule sämtliche Fehler und Fallstricke entlarvt. Kühnle riet ihnen, nicht nur auf den richtigen Empfänger, die Form und die Rechtschreibung zu achten, sondern auch ihre Motivation deutlich zu machen. Die Bewerberin hatte geschrieben: "Habe leider keine Grundkenntnisse, aber so was ist ja erlernbar."

Die Nachfragen der List-Schüler zeigten, dass sie nicht nur die erforderlichen Grundkenntnisse haben, sondern sich bereits mit konkreten Themen wie Tagesablauf, Ausbildungskonzept und Karrierechancen beschäftigt haben.

"Wir hoffen, dass die Schüler den Handel in einem attraktiveren Licht sehen", sagte Matthias Ronig von Galeria Kaufhof während der Pause zwischen zwei Informationsrunden. Es gehe nicht nur um das Regale auffüllen, sondern um Verkaufsgespräche und Warenkunde. Bewerber sollten Begeisterung dafür mitbringen, mit Kunden in Kontakt zu treten, flexibel und offen für neue Aufgaben sein.

Im hauseigenen Talentprogramm gebe es Aufstiegsmöglichkeiten von der Abteilungsleitung bis hin zur Geschäftsleitung, so Ronig: "Es gibt kaum Bereiche, wo man so schnell Karriere machen kann wie im Handel." Thomas Bosisto, Berater für Aus- und Weiterbildung bei dm, weiß: "Viele Bewerber sehen den Handel aus der Sicht des Kunden." Er hatte Mitmachstationen aufgebaut, um den Schülern zu zeigen, wie sie bei dm lernen können.

"Wir versuchen, viele Jugendliche in Ausbildung zu bekommen", sagte Schulleiter Hohn. Deshalb bekamen die Oberstufenschüler am Tag des Handels auch Gelegenheit, konkrete Bewerbungsgespräche zu führen, um im Sommer beginnen zu können.

Duales Studium: Hochschule plus Berufserfahrung

Unter dem Dach des Friedrich-List-Berufskollegs sind die kaufmännischen Berufsschulen und Berufsfachschulen der Stadt Bonn in den Bereichen Wirtschaft, Handel, Recht, Tourismus, Industrie und Informationstechnik gebündelt. Wer eine Ausbildung zur Kauffrau/zum Kaufmann im Einzelhandel macht, kann hier nicht nur die Berufsschule besuchen. Es gibt auch die Möglichkeit eines Dualen Studiums, das das Berufskolleg mit der FOM Hochschule für Oekonomie & Management anbietet. Die Kaufleute im Einzelhandel erwerben hier zusätzlich den Hochschulgrad Bachelor of Arts in "Business Administration".

Sie legen in der Regel nach 2,5 Jahren die IHK-Prüfung ab, der Studienabschluss ist nach 3,5 Jahren (7 Semestern) erreicht. Der Vorteil: Zwei anerkannte Abschlüsse plus umfangreiche Berufserfahrung.

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