Bad Godesberger Ehepaar Sechs Wochen lang Wasser und Brot

BAD GODESBERG · Ein Vortrag vor mehr als 20 Jahren mit dem Titel "Willst du gesund sein? Vergiss den Kochtopf" hat Bernd und Erika Stroß stark ins Grübeln gebracht: Sollte es wirklich stimmen, dass der Mann auf der Bühne über 80 Jahre alt ist und so viel Energie hat, weil er sich ausschließlich von Rohkost ernährt?

 "Es ist für uns überhaupt kein Einschnitt, wir freuen uns jedes Jahr auf das Fasten", sagen Bernd und Erika Stroß. Repro: GA

"Es ist für uns überhaupt kein Einschnitt, wir freuen uns jedes Jahr auf das Fasten", sagen Bernd und Erika Stroß. Repro: GA

"Das hat mich damals sehr beeindruckt", stellt Bernd Stroß fest. Mit hohen Cholesterinwerten als Anstoß machten sie den Selbsttest und verbannten alles aus der Küche - zu essen gab es nur Rohkost. Das Ergebnis: ein vollkommen perplexer Arzt, der nicht versteht, warum die Blutwerte auf einmal so super sind.

Aber das Ehepaar hat auch stark abgenommen, und so haben Bernd und Erika Stroß wieder normal gegessen, allerdings viel aufmerksamer und vor allem mehr Gemüse. Im darauffolgenden Jahr haben sich die Eheleute Stroß von ihrem Arzt beraten lassen und halten sich seitdem beim Fasten an einen ärztlichen Ernährungsplan.

Seit mehr als 20 Jahren fastet das Ehepaar nun regelmäßig in jedem Jahr. "Den Ernährungsplan haben wir aber im Laufe der Jahre nach unserem eigenen Gusto ein wenig erweitert", verrät Bernd Stroß. Die beiden trinken jeden Morgen eine Tasse Kaffee, darauf können sie nicht verzichten. "Sonst kommen wir morgens nicht auf die Beine", verrät Erika Stroß mit einem Augenzwinkern. Der Rest der Fastenzeit verläuft aber ziemlich radikal: Eine Woche lang gibt es nur trockenes Brot, zu Trinken gibt es Wasser oder Früchtetees.

In der zweiten Woche wird dann erweitert auf Knäckebrot mit Quark. In der dritten und vierten Woche essen die beiden einen vom Arzt empfohlenen Haferbrei mit Rosinen und Honig zu Mittag, denn darin sind alle nötigen Mineralstoffe enthalten. "Das ist dann wie Weihnachten", sagt Erika Stroß lachend. In der fünften Woche kocht sie dann Gemüsesuppen zum Mittagessen, und langsam, aber sicher gehen die beiden mit einem Apfel oder ein bisschen Käse am Abend wieder zur Normalität über.

Nach diesen sechs Wochen Fasten freuen sich beide auf etwas ganz Besonderes. Bernd Stroß genießt am Ostersamstag endlich wieder Rotwein und Erika Stroß freut sich auf Kaffe und Kuchen. Ihr Fastengeheimnis: Vor dem Fasten entleeren sie den Darm mit Glaubersalz, denn dann haben sie kein Hungergefühl mehr. Außerdem wollen sie den Körper ganz gezielt entgiften. "Ein ganz wichtiger Nebeneffekt ist, dass man den Kopf freibekommt. Man entwickelt eine ganz andere Energie", verrät Erika Stroß.

In dieser Zeit unternehmen sie auch mehr, gehen viel spazieren, ins Theater oder auf eine heiße Zitrone in ein Café. Das Fasten habe ihnen auch geholfen, mit Erkrankungen besser klarzukommen. Beide haben in vergangenen Jahren mit schweren Krankheiten zu kämpfen gehabt, aber heute geht es ihnen gut wie eh und je. Sie sind beide fast 80 Jahre alt und haben keinerlei Probleme mit Diabetes oder dem Kreislauf.

"Man bekommt eine andere Sicht auf das Essen", sagt Erika Stroß. Früher sind die beiden zum Fasten jedes Jahr nach Gran Canaria geflogen, denn in der Wärme gehe das alles viel einfacher. Allerdings rät das Ehepaar, sich beim Fasten immer von einem Arzt begleiten zu lassen und sorgsam auf den Körper zu schauen. Denn auch negative Erscheinungen wie Rückenschmerzen oder Zahnprobleme seien Nebenwirkungen des Fastens. Aber beide stellen fest: "Es ist für uns überhaupt kein Einschnitt, wir freuen uns jedes Jahr auf das Fasten. Es macht einfach Spaß."

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