Selfies auf der Godesburg "Selfies" sorgen für gefährliche Szenen am Burgfried

Bad Godesberg · Seit vier Wochen ist die Godesburg bereits gesperrt. Jetzt will die Stadt einen Metallschutz errichten, damit keine Besucher mehr auf die Mauer steigen.

Im ersten Moment mutet die Szene noch lustig an. Ein junger Mann steht – ähnlich wie Kate Winslet im Film „Titanic“ – mit weit ausgebreiteten Armen auf dem Turm der Godesburg und feiert sich. Um genau zu sein, spielt sich das Ganze allerdings auf dem Rand des Turms in 32 Metern Höhe ab. Es sind Momente wie diese, die einen unmittelbaren Anlieger stets zur Kamera greifen lassen und die vor vier Wochen zur Sperrung des Burgfrieds geführt hatten (der GA berichtete).

„Die machen da oben ständig Fotos von sich“, sagte der Ur-Godesberger, der namentlich nicht genannt werden möchte, dem GA. Er hält die „Selfiemania“ dann jedes Mal kopfschüttelnd von seinem Balkon aus fest. „Stellen Sie sich vor, da würde sich was lösen und unten jemandem auf den Kopf fallen“, gibt er eine mögliche Folge zu bedenken. An noch Schlimmeres dachte wahrscheinlich die Stadt Bonn, als sie Kenntnis von den Vorgängen erhielt und den Turm vor einem Monat sofort sperren ließ.

Fotos in sozialen Netzwerken

Aufmerksam geworden auf die Thematik war die Verwaltung durch einen Antrag der Godesberger FDP-Fraktion für die vergangene Sitzung der Bezirksvertretung. In dem Antrag hatten die Liberalen zum einen von Fotos berichtet, die in sozialen Netzwerken kursierten. Zum anderen die Stadt aber auch gebeten, einen Absturz- beziehungsweise Brüstungsschutz zu prüfen. „Es muss ja nicht erst was passieren“, sagte FDP-Ortsvorsitzender Wolfgang Heedt. Bei einem Ortstermin stellte Thomas Böckeler (SGB) vom Städtischen Gebäudemanagement dem GA erste Überlegungen vor. Gleichzeitig sagte er aber auch: „Die Besucher des Burgfrieds gehen das Risiko mit Wissen ein.“ Soll heißen: Auch ein Schutz kann mutwilliges Tun nicht verhindern.

Konkret schwebt dem SGB eine ringförmige Metallkonstruktion vor, die in der Mitte der Bergfriedumrandung angebracht werden soll. Sie wird nicht sehr hoch, dafür aber in Richtung Besucherplattform gebogen sein; ähnlich wie bei Tiergehegen. „Von ihr soll eher eine Signalwirkung ausgehen, dass man eben nicht auf die Brüstung klettern soll“, so Böckeler. Dabei gibt es schon klare Verbotsschilder, die auf die Lebensgefahr hinweisen und die von der Stadt zu Beginn der Saison angebracht worden sind.

Eine Turmaufsicht soll es nicht geben

Da der Turm unter Denkmalschutz steht, müssen auch die entsprechenden Gremien eingebunden werden. „Gestaltung und Material wurden bereits in einem Vorgespräch mit der Unteren Denkmalbehörde abgestimmt“, sagte SGB-Mann Böckeler. Man erwarte in Kürze eine schriftliche Zustimmung. Danach soll auch der Auftrag vergeben werden. Das Gebäudemanagement rechnet mit einer Ausführung innerhalb der nächsten vier Wochen. Dann könnte der Burgfried für Einheimische und Besucher wieder geöffnet werden.

Überlegungen, eine Art ehrenamtliche oder gegen Aufwandsentschädigung tätige Turmaufsicht zu beschäftigen, gibt es bei der Stadt nicht: „Der Turm ist mit an die Gastronomiebetreiberin verpachtet, folglich wäre der Einsatz von Aufsichtpersonal über die Pächterin zu organisieren.“ Das SGB sorgt für den Unterhalt. Bislang gibt es nur einen „Schlüsselzuständigen“ auf der Godesburg, der aber anonym bleiben möchte. Zwei Mal pro Tag musste er bislang die 162 Stein- und Holzstufen hoch und wieder runter, um auch die oberste Luke auf- beziehungsweise zuzuschließen. Bald schon wird sein Einsatz wohl wieder gefragt sein.

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