Herr Maiwald, der Armin und wir „Sendung mit der Maus“-Kameramann schreibt Buch über seine Arbeit

Bad Godesberg · Warten auf einen Kuhfladen oder Dreharbeiten im XXL-Darm: Der Bad Godesberger Kameramann Kai von Westerman schildert in seinem neuen Buch fast 30 Jahre Zusammenarbeit mit Armin Maiwald in der „Sendung mit der Maus“.

 Auf hoher See unterwegs beim Dreh für „Die Sendung mit der Maus“: Kameramann Kai von Westerman (l.) und Armin Maiwald.

Auf hoher See unterwegs beim Dreh für „Die Sendung mit der Maus“: Kameramann Kai von Westerman (l.) und Armin Maiwald.

Foto: Schueren Verlag

Warum der Kameramann und Filmregisseur Kai von Westerman seit 1993 so gerne mit Armin Maiwald von der seit 50 Jahren populären TV-„Sendung mit der Maus“ zusammenarbeitet? Das habe etwas mit Wahrhaftigkeit zu tun, schreibt der 61-jährige Godesberger in seinem neusten Buch „Herr Maiwald, der Armin und wir“. „In Zeiten von Fake News und postfaktischen Informationen scheint es viel zu bedeuten, dass es jemanden gibt, der das, was vor seinen Augen geschieht, unverstellt, mit fröhlicher Sachlichkeit, sorgfältig recherchiert abbilden und zusammenfassen kann.“ Eben Theaterwissenschaftler Maiwald mit seinen bei Jung und Alt populären Sachgeschichten. Die wiederum ohne die Übersetzung ins Visuelle durch Kai von Westerman nicht denkbar sind.

Die erste Begegnung zwischen Kai von Westerman und Armin Maiwald

Von Westerman ist Godesberger und erinnert sich im Buch, wie er als Junge den weitaus älteren Regisseur schon im Fernsehen bewundert hatte, der so erfrischend anders war als das Klischee. Und wie er dann später als Kameraassistent zur Kölner Produktionsfirma „Flash“ zu dem Mann geschickt wurde, den bundesweit Kinder nur „den Armin“ nannten. Ein „schlanker Typ in Jeans und Poloshirt, mit Brille und kurzen dunkelblonden Haaren“ habe ihn begrüßt: eben genau der einst von ihm und seither von Millionen Kindern bewunderte Filmemacher, der in seinen Sachgeschichten selbst technisch Kompliziertes so handfest und auch für die Kleinsten gut verständlich auf den Punkt bringen kann. „Auf einmal arbeitete ich für den, der die Filme gedreht hatte, die mir als Schuljunge wichtig gewesen waren“, blickt von Westerman zurück. Auf einmal war er selbst Teil des Teams, das Kindern in spannenden Sequenzen zu zeigen pflegt, wie die Welt funktioniert.

Vorher hatte von Westerman vor allem Filmschnipsel für Nachrichten gedreht, bei denen Politiker sich die Hände reichten. Jetzt wurde er zu „Armins“ Augen, wie Maiwald das selbst in seinem Vorwort zum Buch bewertet. Von Westerman sollte Bilder produzieren, die Maiwalds dramaturgisch aufgebaute Geschichten für Kinder visuell adäquat erzählten. Zu typischen Fragestellungen wie: „Was macht das Vitamin C in meinem Körper?“ musste der Neue Zeitraffer, Animationen und kniffelige Modell- und Mikroskopaufnahmen einsetzen und trotzdem die Stimmung der Spielszenen punktgenau treffen. Anfangs habe man sich zusammenraufen müssen, weiß Maiwald noch. Und er bezeichnet sich auch selbst als „grummelig“. Doch auf diesen schlaksigen, zuerst übereifrigen Kollegen konnte er sich bald blind verlassen. Mit keinem Kameramann habe er seither so lange und so erfolgreich zusammengearbeitet, lobt Maiwald von Westerman.

Kamerann reist für die „Sendung mit der Maus“ in den XXL-Darm

Der Kameramann wiederum schildert dieses im Laufe der Jahre wachsende Aufeinanderzugehen der beiden Geschichtenerzähler ebenso launig in hübschen Anekdoten. Wie sie etwa schweißtreibend auf einer Wiese warteten, bis die herangekarrte Kuh endlich ihren Schwanz hob und den vom Filmteam lang ersehnten Fladen ins Gras senkte. Oder wie sie in einer alten Fahrzeughalle an einer riesigen Konstruktion aus rosafarbenem Schaumstoff das Innere eines XXL-Darms nachstellten und in ihm Statisten als Nahrungsteile und Enzyme den Verdauungsvorgang nachspielen ließen – größere und kleinere Maleurchen inklusive. Von Westerman gelingt es in Text und Bild, von solch abenteuerlichen Unterfangen zwinkernden Auges zu erzählen und dabei auch die Produktionsstimmung herüberzubringen. Es macht Spaß, nachzulesen, wie seit Jahrzehnten in der Werkstatt von „Armin“ die Köpfe und Kameras immer wieder rauchen, bis auch die letzte tolle Geschichte im Kasten ist.

Im Handel erhältlich: Kai von Westerman, Herr Maiwald, der Armin und wir, Schüren Verlag 2021, 15 Euro

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