Neue Kita-Erziehungsmethode Signale von Kindern danke Marte Meo besser wahrnehmen

Bad Godesberg · Mit dem „Sternennest“ arbeitet nun eine weitere Bonner Kita nach der pädagogischen Marte-Meo-Methode. Vorreiterin ist die Arbeiterwohlfahrt mit ihren drei Kitas

Sabine Meyer (links) und Maria Förster von der Kita "Sternennest" sind von der Marte Meo-Methode begeistert. Sowohl Kinder als auch Erziehrinnen und Erzieher profitierten davon.

Sabine Meyer (links) und Maria Förster von der Kita "Sternennest" sind von der Marte Meo-Methode begeistert. Sowohl Kinder als auch Erziehrinnen und Erzieher profitierten davon.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

„Wir haben uns auf den Weg gemacht“, sagt Leiterin Maria Förster für die Heiderhofer Kindertagesstätte „Sternennest“. Das heißt: Das Kita-Team der Evangelischen Gesellschaft für Kind, Jugend und Familie (KJF) hat eine Fortbildung nach der sogenannten Marte-Meo-Methode zur Unterstützung der Kindesentwicklung absolviert. Dieses Programm wurde in den 1980er Jahren von der Niederländerin Maria Aarts entwickelt. Der lateinische Name bedeutet, aus eigener Kraft etwas zu erreichen.

Ganz praktisch handele es sich um ein Video-Beratungs-Konzept, das sich bewusst an den Ressourcen des Kindes orientiere und „die zwischenmenschliche Interaktion und Kommunikation“ verbessere, erläutert Carmen Heinemann als fachliche Begleitung der KJF in Pädagogendeutsch. „Wir wenden mithilfe dieser Methode den Blick vom fehlerhaften Verhalten hin zu den positiven Situationen, den gelungenen Momenten im Kita-Alltag“, erklärt Heinemann.

Man werfe auf jeden Fall alte Strukturen und Denkweisen über Bord, ergänzt Sabine Meyer, die im „Sternennest“ und im KJF-„Waldnest“ am Waldkrankenhaus für die Sprachförderung zuständig ist. Von den Kita-Eltern berechtigt, nehme man spielerische Alltagssituationen per Video auf, um sie danach pädagogisch auszuwerten. Man schenke den Kindern mehr Aufmerksamkeit und bestätige sie in dem, was sie tun, und benenne es, so Meyer. „So fühlen sich die Kinder gesehen, ernst genommen. Und ihr Selbstbewusstsein und ihre Sprachentwicklung werden unterstützt“, sagt Heinemann.

Ein Jahr Studium

Fast ein Jahr habe das „Sternennest“-Team die Marte-Meo-Methode studiert, sich mit Theorie und Praxis auseinandergesetzt, Videoclips erstellt – und nun schließlich alles in die Kita-Praxis eingebracht, blickt Leiterin Maria Förster zurück. „Jetzt achten wir viel mehr auf die eigene Sprache und arbeiten im Detail an uns.“ Der Glaubenssatz: „Schau dir das Positive an, was für Schätze wir finden, und darauf bauen wir auf“, gelte nicht nur für den Blick auf die Kinder.

Trainerin des Kita-Teams war Susanne Salvanos-Bost. Sie ist beim Awo-Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg Marte-Meo-Supervisorin und bildet innerhalb der Awo-Kindertagesstätten die Teams entsprechend fort, begleitet sie, coacht und holt auch die jeweiligen Kita-Eltern mit an Bord. Die Stelle wurde vom Kreisverband 2010 geschaffen. Salvanos-Bostas bildete das „Sternennest“-Team nebenberuflich weiter. In Bezug auf die Marte-Meo-Methode nehme die Awo eine Vorreiterrolle ein, berichtet die Supervisorin. Als vor Ort erster Kita-Träger setze der Kreisverband diese Methode zur Entwicklungsunterstützung von Kindern seit 2010 einrichtungsübergreifend ein und bilde Kollegentrainer fort. „Marte Meo ist ein Herzstück der pädagogischen Arbeit der Awo-Kitas“, so Salvanos-Bost.

Methode soll gut für Kinder und Erzieher sein

In Bonn werde die Methode in den drei Verbands-Kitas praktiziert: in der Villa Vielfalt, Koblenzer Straße, in der Internationalen Kita an der Heussallee und in der Villa W.i.E in der Heinrich-von-Kleist-Straße. Das Konzept ermögliche es, per Videosequenzen detaillierte Einblicke in den Kita-Alltag zu erhalten, erläutert die Supervisorin. „Die Fachkräfte können dadurch die Signale der Kinder besser wahrnehmen und gezielter darauf reagieren.“ So entwickelten sie weitere Fachkompetenz. „Kinder haben die Chance auf ein erfülltes Leben, wenn sie Raum für eigene Initiativen bekommen und Fachkräfte diesen Initiativen folgen“, das sei das Marte-Meo-Credo. Andererseits brauchten Kinder natürlich auch „positive Leitung“, fügt Salvanos-Bost hinzu. Die Methode vermittle, wie beides gut gelingen könne, sodass Kinder innerlich wachsen und die Kräfte der Mitarbeiter geschont werden könnten.

Auch für herausfordernde Situationen im Kita-Alltag wappne die Methode, wenn sich Kinder eben noch nicht entsprechend entwickelt hätten. Marte Meo mache deutlich, was Kinder mit Problemen noch lernen müssten, und zeige Wege auf, wie sie „wachsen“ könnten, sagt die Supervisorin. Andererseits vergegenwärtige Marte Meo für die Kita-Mitarbeiter, welch wertvolle Arbeit sie leisteten. Die Methode stelle da so etwas wie eine Burnout-Prophylaxe dar. Denn in Zeiten starker beruflicher Beanspruchung helfe sie, die eigenen Potenziale besser wahrzunehmen und davon zu profitieren.

Die Ergebnisse nun auch im „Sternennest“ könnten sich auf jeden Fall sehen lassen, sagt dessen Leiterin Maria Förster. Das Schöne im Laufe der Arbeit sei gewesen, dass sich alle tatsächlich darin bestärkt gefühlt hätten, den Alltag zu entschleunigen. „Wenn ich mir keine Zeit nehme für das Kind, auch die Zeit abzuwarten, bis das Kind so weit ist, dann ist das, als rupfte ich an einem Grashalm, um ihn schneller zum Wachsen zu bringen“, erklärt ihre Mitarbeiterin Sabine Meyer. Was dabei herauskomme, könne sich jeder wohl denken. „Unser Fazit ist: Marte Meo ist absolut empfehlenswert.“

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