Gesuchter Beruf So arbeiten Restauratoren in Bonn

BAD GODESBERG · Restaurator zu werden erfordert eine vielseitige Ausbildung, Geduld und Leidenschaft - kein Wunder also, dass Menschen, die diesen Beruf ausüben, immer seltener werden. GA-Autorin Lailah Atzenroth hat Vertreter ihrer besonderen Zunft besucht.

 Stanislaw Kurek gründete 1983 seine Restaurierungswerkstatt in Bad Godesberg.

Stanislaw Kurek gründete 1983 seine Restaurierungswerkstatt in Bad Godesberg.

Foto: Barbara Frommann

Restauratorin Alexandra Kurek lehnt über einem Ölgemälde. Auf der linken Seite des Bildes leuchten Himmel und Wiese einer bäuerlichen Landschaft in hellen und saftigen Farben, während die Farbtöne auf der rechten Seite matt wirken. Vorsichtig arbeitet sie mit einem Werkzeug, das wie ein langes Ohrenstäbchen aussieht, und betupft behutsam die rechte Seite des Bildes mit einer Lösung – Millimeter für Millimeter. „Die Schutzschicht auf Gemälden, der Firnis, auf dem sich mit der Zeit Schmutz ansammelt, wird über die Jahre gelb-bräunlich. Daher wirkt der Himmel auf diesem Bild grün“, erklärt sie. Ihr Auftrag: das Ölgemälde wieder in den alten Farben erstrahlen lassen.

Links hat sie bereits begonnen, nun nimmt sie sich die rechte Seite vor. Dafür muss sie den alten Firnis mit einer Lösung abtragen. Das Problem: Die von ihr gemischte Lösung darf den Farben und dem Untergrundmaterial des Bildes nicht schaden. Langsam, aber sicher zeichnen sich Erfolge ihrer Arbeit ab: An der Stelle, an der sie mit dem Werkzeug zugange war, leuchten die Farben wieder.

Firnis erneuern, Bilder bügeln

Den Firnis erneuern, Bilder bügeln, Leinwände doublieren: Alexandra Kurek und ihr Vater sprechen eine eigene Sprache, wenn sie von ihrem Beruf erzählen. Stanislaw Kurek gründete 1983 seine Restaurierungswerkstatt in Bad Godesberg, seine Tochter ist seit 1999 dabei und übernahm vor einigen Jahren den Betrieb. Die Arbeit der Kureks ist so speziell, dass es in Bonn und Umgebung nicht viele weitere Angebote dieser Art gibt.

Gemeinsam restaurieren sie vor allem Gemälde, aber auch Skulpturen, Möbel und Bilderrahmen. Ob das Holz eines Barockschranks durch einen Wasserschaden aufgequollen ist oder nach dem Umzug ein Loch im Gemälde festgestellt wird: Wenn ein Kunde sein Lieblingsstück vorbeibringt, machen sich Vater und Tochter zuerst ein genaues Bild von seinem Zustand. Danach überlegen sie, wie sie Schäden und Verunreinigungen beheben können.

Restaurieren heißt nicht, dass am Ende alles wie neu aussieht. Die Aufgabe der Restauratoren ist, dass die Objekte ihren Charakter und Charme behalten. Um den Zustand von Objekten gut einschätzen zu können, ist eine vielschichtige und langjährige Ausbildung nötig: „Kunstgeschichte, Chemie, Biologie, Malen und Zeichnen: Diese ganzen Fächer gehörten zu meinem Studium dazu“, berichtet Alexandra Kurek, die in Krakau studierte. Auslernen könne man in ihrem Beruf jedoch nie: „Es gibt kein Schema F, das man immer anwenden kann. Jeder Gegenstand muss individuell behandelt werden.“

Man braucht viel Geduld und Leidenschaft

„Unsere Arbeit ist sehr zeitaufwendig, man braucht viel Geduld und Leidenschaft“, bestätigt ihr Vater. An einem Ölgemälde des Erzbischofs Clemens August hätten sie gemeinsam vier Monate lang gesessen. Vor allem frühere Restauratoren hatten dem Bild erhebliche Schäden zugefügt, die Vater und Tochter dann beheben mussten. Um nicht dieselben Fehler zu begehen, arbeiten die beiden behutsam und detailliert.

Die Kureks sind nicht die einzigen Restauratoren in Bonn. Eine Handvoll Kollegen bieten ihre Dienste an. Elzbieta Sobocinska, Bonner Diplom-Kunstrestauratorin, ist auf die Reinigung, die Entfernung von Beschädigungen und die Konservierung von Ölmalerei und Papier spezialisiert. Besonders die Papierrestaurierung sei selten, sagt sie.

Jedes Objekt hat eigene Herausforderungen

Neben Privatkunden bedient sie auch Museen, Stiftungen und Kunsthändler. „Jedes Objekt bringt neue Herausforderungen mit sich. Allerdings bekommt man mit der Zeit bei vielen Aufgaben natürlich auch Routine“, sagt Sobocinska über ihren außergewöhnlichen Beruf.

„Restauratoren müssen sich nicht zwischen Theorie und Praxis entscheiden“, berichtet ihre Kollegin Katharina Liebetrau aus Beuel. Die Fachfrau ist auf Gemälde auf Holz und Leinwand und gefasste Skulpturen, also farbig bemalte und vergoldete Skulpturen, spezialisiert.

Allen praktischen Arbeiten eines Restaurators gingen theoretische Studien voraus: Materialkunde, Kunstgeschichte, Chemie und restauratorische Techniken. „Wir haben große Verantwortung. Unsere Aufgabe ist es, kulturelles Erbe zu erhalten“, so Liebetrau.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort