Bad Godesberg-Schweinheim So kommt das Hermann-Josef-Haus durch die Corona-Krise

Bad Godesberg · Das Hermann-Josef-Haus in Schweinheim bietet seinen jungen Bewohnern ein besonderes Lerntraining. Gerade im Lockdown mangelte es jedoch an der nötigen Digitalisierung. Eine Spende der Bonner Ließem-Stiftung sorgt jetzt für neue Motivation.

 Der Lerntrainer des Hermann-Josef-Hauses, Andreas Rausch (l.), erklärt den Stiftungsvertretern Joachim Lauer und Jürgen Hensen (r.) die Funktion des interaktiven Whiteboards.

Der Lerntrainer des Hermann-Josef-Hauses, Andreas Rausch (l.), erklärt den Stiftungsvertretern Joachim Lauer und Jürgen Hensen (r.) die Funktion des interaktiven Whiteboards.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Dicke Mauern sowie langsame und alte Leitungen sind nicht die besten Voraussetzungen fürs Digitale im Lockdown. Das haben Mitarbeiter und Bewohner des Hermann-Josef-Hauses (HJH) gerade in der ersten Zeit schmerzlich erleben müssen. Die Einrichtung der Caritas-Jugendhilfe-Gesellschaft (CJG) verfügt über ambulante, teilstationäre und stationäre Betreuungsformen und fördert Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene von 0 bis 27 Jahren und deren Familien.

„Dabei war der Kontakt der Bewohner zu ihren Angehörigen via Skype und Facetime während des Besuchsverbots so wichtig“, erzählt die pädagogische Leiterin Britta Pitsch. Eine Erweiterung des Wlan-Netzes und eine Smartphone-Spende sorgten für ein wenig Entspannung. Aber nicht nur im privaten, auch im schulischen Bereich war das Team gefordert. „Denn wir legen sehr viel Wert auf unsere Lernförderung für alle Altersgruppen und alle Schulformen, ein Alleinstellungsmerkmal“, so Pitsch.

Von der Bonner Stiftung gab es 14 000 Euro als Zuwendung

Und hier kommt, „als Geschenk des Himmels“, wie es die Einrichtungsleiterin nennt, die Bonner Ließem-Stiftung ins Spiel. „Diese hat uns 14 000 Euro für die Digitalisierung unseres hauseigenen Lerntrainings übergeben“, so Pitsch. Am Mittwoch schauten Jürgen Hensen und Joachim Lauer vom Stiftungsvorstand in Schweinheim vorbei, um sich von Lerntrainer Andreas Rausch gewissermaßen dessen Einkäufe vorführen zu lassen. „Wir konnten 20 Tablets, zwei Notebooks und ein Smartboard anschaffen“, erklärt Rausch. Vor allem Letzteres, also die elektronische Tafel, habe seine Schüler beeindruckt. „Wir haben sie erstmal spielen und herrausfinden lassen, was kann das Gerät“, sagt Rausch.

Das „Wir“ bezieht sich noch auf seine Kollegin Ursula Berbig. Seit 37 Jahren ist sie im Hermann-Josef-Haus, hat das spezielle Lernprogramm mit aufgebaut und ist zuständig für die jüngeren Bewohner. „Unser Angebot ist freiwillig, wir haben derzeit 30 Teilnehmer“, so Berbig. Um die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus zu minimieren, gebe es nur kleine Lerngruppen. Insgesamt betreut das HJH 150 Menschen, davon wohnen 115 auf dem Gelände an der Dechant-Heimbach-Straße, der Rest in drei Außengruppen. Zudem gibt es eine Tagesgruppe in Bad Breisig.

Junge Mütter können Schulabbschluss nachholen

Das Gros besucht eine Schulform von Grundschule bis zum Berufskolleg. Junge Mütter können zum Beispiel ihren Schulabschluss nachholen. „Heißt, dass wir natürlich ein sehr unterschiedliches Spektrum an Lernstoff abdecken müssen und dank des interaktiven Smartboards jetzt viel innovativer unterwegs sind“, würdigt Rausch die neue Errungenschaft.

Jungen Menschen bis maximal 27 Jahre schnell und unbürokratisch zu helfen, sei Hauptanliegen der Stiftung, betont Jürgen Hensen (siehe auch Die Ließem-Stiftung). „Die Förderung von schulbegleitenden Maßnahmen oder auch Studienstipendien für bedürftige Menschen waren unseren Stiftern wichtig“, so Hensen. Dass die Schweinheimer nun eine Zuwendung erhalten haben, ist seinem Kompagnon Joachim Lauer zu verdanken. „Ich fand, dass wir im schulischen Bereich gerade wenig fördern“, so der Vorstand.

Ein willkommenes Geschenk für Pitsch, die seit drei Jahren an der Spitze des Hauses steht. Zumal sich die Diplom-Pädagogin das Jahr so ganz anders vorgestellt hatte. „Eigentlich wollten wir unser 110-Jähriges feiern“, sagt sie. Stattdessen standen organisatorische Herausforderungen auf dem Programm. „Wir konnten ja nicht einfach ins Homeoffice, sondern mussten den Betrieb aufrechterhalten“, erzählt sie. Aber alle Seiten, nicht nur die 130 Mitarbeiter aus diversen Bereichen, hätten kooperativ mitgezogen. Kleiner Lichtblick für sie in der Krise: „Die für manche Familien sicherlich schwierigen Bedingungen zu Hause haben trotzdem nicht zu mehr Inobhutnahmen bei uns geführt.“

Neben dem Hermann-Josef-Haus gibt es in Godesberg noch eine weitere große Institution, die Evangelische Jugendhilfe Godesheim (www.godesheim.de) in Schweinheim. Eine eher kleinere Einrichtung ist das Haus Käthe Stein (www.haus-kaethestein.de).

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