Kriminalität in Bonn So schützt man sich vor Dieben und Betrügern

HEIDERHOF · Ulrich Hansmann vom Kommissariat Vorbeugung gibt Tipps, wie man sich vor Dieben und Betrügern schützen kann. Er kennt auch die neuesten Maschen der Verbrecher.

Enkeltrick, Taschendiebstahl oder Kaffeefahrten: Betrüger versuchen auf verschiedene Arten, ihren Opfern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Doch jeder kann sich mit teilweise einfachen Mitteln selbst schützen.

Wie genau, das zeigte Ulrich Hansmann vom Kommissariat Vorbeugung der Bonner Polizei auf Einladung der katholischen Frauengemeinschaft und der katholischen Bücherei Frieden Christi auf dem Heiderhof. Er stellte dabei auch aktuelle Tricks vor, mit denen Betrüger gezielt Senioren ins Visier nehmen.

Einbruch

Einbrecher kommen bevorzugt in der dunklen Jahreszeit, stellte Hansmann dar und meinte damit die Monate November bis März. „Die meisten Einbrüche werden freitags und samstags begangen. Die Haupttatzeit liegt zwischen 14 und 22 Uhr.“ Meist gelangen die Täter durch ebenerdig liegende Türen und Fenster in die Gebäude. Zwar gebe es auch Fassadenkletterer, die seien aber eher selten.

Häuser und Wohnungen sollten auf jeden Fall belebt aussehen, empfahl Hansmann. LED-Fernsehimitationen seien eine Möglichkeit, angeschaltete Lampen innen und außen ebenfalls. Ferner sollten Nachbarn mit ins Boot geholt werden, wenn man in Urlaub fährt. Sie sollten zum Beispiel die Rollläden hoch- und runterlassen, den Briefkasten leeren und auf Leergut im Garten achten. „Das ist ein Trick der Einbrecher. Sie legen leere Flaschen auf die Wiese. Wenn diese nach drei Tagen immer noch da sind, heißt das, dass niemand zu Hause ist“, erläuterte Hansmann.

Taschendiebstahl

Bevor jemand seine Handtasche mitnimmt, sollte man überlegen, was darin ist, sagte Hansmann. „Geld, Ausweis und Schlüssel sollten nicht zusammengepackt werden.“ Denn stiehlt der Dieb der komplette Tasche, hat er nicht nur das Geld, sondern auch die Adresse – und kann mit dem Schlüssel ohne Probleme ins Haus.

Weitere Tipps: Die PIN-Nummer sollte nirgendwo notiert und Wertsachen in der Innentasche der Jacke oder am Körper verstaut werden. Und das vor allem, wenn es ins dichte Gedränge geht. Die Tasche sollte nicht abgestellt – etwa wenn man auf dem Bahnsteig wartet – oder zur Straßenseite hin getragen werden. „Dann kann man sie von einem Mofa aus ganz leicht abreißen.“

Kommen einem verdächtige Personen zu nahe, sollte man laut um Hilfe rufen und sich Abstand verschaffen. Das gilt laut Hansmann auch am Geldautomaten. „Am besten, man nutzt Automaten, die in der Bank stehen. Oder man geht direkt an den Schalter.

Größere Summen sollte man sich nicht vor aller Augen, sondern in einem Nebenraum auszahlen lassen.“ Auch wenn mehrere Männer oder Frauen versuchen, den Geldabhebenden abzulenken, ist Vorsicht geboten. Stadtpläne, Klemmbretter oder ähnliches werden gerne eingesetzt, um die Sicht auf Geldbörse oder Automaten zu verdecken.

Trickdiebe

„In Mehrfamilienhäusern sollte man nicht einfach die Tür öffnen, sondern stets gucken, wen man reinlässt“, warnt Hansmann. „Haben Sie einen Zettel und einen Stift, damit ich etwas für Ihren Nachbarn notieren kann? Haben Sie ein Glas Wasser?“: Dies sind einige Versuche, um in die Wohnung zu gelangen.

Ist der Bewohner abgelenkt (zum Beispiel, wenn er ein Glas Wasser holt), wird die Wohnung durchsucht. Auch wenn man den Klingelnden stets im Auge behält, ist man nicht sicher. Häufig öffnen diejenigen unbemerkt die Wohnungstür, so dass ein Komplize hereinhuschen kann. „Niemals jemanden hereinlassen, immer die Sicherheitskette vorlegen“, ist Hansmanns Devise.

Kaffeefahrten

Bei solchen Ausflügen und Reisen werden niemals qualitativ hochwertige Dinge verkauft, sagt Hansmann. Dabei sollte man sich auch nicht von anderen Käufern überzeugen lassen. „Diejenigen, die als erste einkaufen, sind meistens Mittäter.“

Aktuelle Tricks in Bonn

Das Opfer bekommt einen Anruf von der Umweltagentur Köln, beschreibt Hansmann. Der Grund: Man brauche einen Energieausweis. „Das stimmt nur, wenn man seine Immobilie verkaufen möchte.“

Die Agentur – die es im übrigen überhaupt nicht gibt – schickt dann jemanden vorbei, der das Haus unter die Lupe nimmt. Und (natürlich) Schwachstellen findet, zum Beispiel an Fenstern und Türen. Diese werden dann zu horrenden Preisen ausgetauscht.

In Mehlem wurde ein Opfer von einem Italiener angesprochen. Angeblich musste er seinen Laden schließen und möchte eine Jacke, die er gerade dabei hat, verschenken – wenn gleichzeitig eine Jacke gekauft wird. „Dies ist aber Billigware“, warnt Hansmann.

Die nächste Masche: Zwei Radfahrer weisen einen Autofahrer auf einen platten Reifen hin. Sie begleiten ihn zur Tankstelle und räumen das Auto leer, während er sich den vermeintlichen Schaden anschaut.

Noch ein Trick: Es sind Briefe von einer (falschen) Rentenversicherung in Umlauf. Man soll als Ausgleichsbetrag 94 Euro bezahlen, sonst wird die Rente gekürzt. „Das ist eine Fälschung“, sagt Hansmann.

Enkeltrick

„Rate mal, wer hier am Telefon ist!“ Wer da nun der Reihe nach Namen von Verwandten nennt, hilft dem Anrufer bei seinem Verbrechen: Oftmals sind es Betrüger, die sich als Enkel oder Neffen ausgeben.

„Man sollte am Telefon nichts preisgeben. Bei solchen Anrufen bitte direkt die Polizei informieren“, so Hansmann. Sind Beamte vor Ort, sollten sie sich ausweisen. „Es sind falsche Polizisten unterwegs, die mit den Betrügern zusammenarbeiten.“

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