Bad Godesberger Kita Sonja-Kill-Kindergarten war erste Bonner Inklusionskita

Bad Godesberg · Im Jahr 2013 ging der Sonja-Kill-Kindergarten in Bad Godesberg als erste Inklusionskita in Bonn an den Start. Dort gibt es keine Kategorien, es sind alle gleich.

Bewegung tut immer gut: Die Kinder des Sonja-Kill-Kindergartens mit Leiterin Nicole Boaro.

Bewegung tut immer gut: Die Kinder des Sonja-Kill-Kindergartens mit Leiterin Nicole Boaro.

Foto: Sebastian Tews

In einer inklusiven Gesellschaft wird niemand ausgegrenzt. Jeder gehört dazu und kann sich einbringen – mit all seinen Stärken und Schwächen. Normal gibt es nicht. Normal ist lediglich, verschieden zu sein.

Genau dieser Grundsatz wird im Sonja-Kill-Kindergarten jeden Tag gelebt. In der Einrichtung, die 2013 als erste Inklusionskita in Bonn an den Start ging, ist man vergeblich auf der Suche nach Kategorien wie „behindert“ oder „nicht-behindert“. Hier sind wirklich alle gleich – und das auch auf den zweiten Blick.

Den Kindergarten an der Anhalter Straße gibt es seit rund 30 Jahren, berichtet Kindergartenkoordinatorin Sonja Velten von der Bürgerstiftung Rheinviertel. Als „normale“ Kita gegründet, wurde schließlich ein psychomotorischer Schwerpunkt gesetzt.

Doch irgendwann musste es „mehr“ sein. Den Ausschlag gab eine Mutter, die ihr Kind mit Asperger-Syndrom im benachbarten Sankt-Georg-Kindergarten anmelden wollte.

Man hätte das Kind gerne in der Plittersdorfer Einrichtung untergebracht, erhielt laut Velten aber keine Genehmigung des Jugendamts. Ein Grund zu handeln. Und das pädagogische Konzept eines katholischen Kindergartens so weiterzuentwickeln, dass dort Kinder mit besonderem Förderbedarf untergebracht werden können.

Unterstützung zahlreicher Spender

Unter anderem wegen ihres psychomotorischen Schwerpunkts fiel die Wahl auf die Sonja-Kill-Kita. Inklusiv sollte sie werden, nicht integrativ. Gemeinsam mit der Montag-Stiftung wurde ein Konzept erarbeitet, außerdem wurden die Eltern einbezogen. Auch baulich musste einiges getan werden. Das alte Haus wurde abgerissen, das neue gebaut. Insgesamt wurden 1,7 Millionen Euro investiert, 350 000 Euro stammten aus Fördertöpfen für die U3-Betreuung und von der Aktion Mensch.

Den Rest hat die Bürgerstiftung Rheinviertel aufgebracht – mit der Unterstützung zahlreicher Spender. Schließlich suchte man ein Logo für die „neue“ Einrichtung. Die Bürgerstiftung lobte einen Wettbewerb aus - und mehr als 70 Zusendungen gingen ein.

Schließlich setzte sich der damals achtjährige Carl Eichborn aus Friesdorf gegen die Konkurrenz durch. „Uns war wichtig, dass das Viertel einbezogen wird“, so Velten. Auch das sei Inklusion – verbinden, einbeziehen, über den Tellerrand schauen.

Das ist auch im Kitaalltag spürbar. „Ich habe in integrativen Kitas therapeutisch gearbeitet“, berichtet Gertrud Lindlar, Leiterin des Beratungs- und Förderdienstes der Bürgerstiftung, der in allen Kitas im Rheinviertel aktiv ist.

In diesen Einrichtungen „werden die Kinder, mit denen man arbeitet, separiert und anschließend zurückgeführt“. Das sei bei inklusiven Kitas anders: Das Team sei für alle zuständig, der Beratungs- und Förderdienst arbeite mit allen gemeinsam.

Vielfältiges Angebot

„Der Fokus liegt dann nicht auf den Kindern mit Behinderung, sondern auf allen“, fügt Velten hinzu. Und: Nicht der Fehler stehe im Vordergrund, sondern das Können. „Das müssen auch die Pädagogen lernen“, sagt Velten. Fragen, die man sich stellen müsse, seien: Wo kann ich begleiten? Wo gebe ich Hilfestellungen? Wie kann ich die Kinder loslassen?

Und wie sieht das in der Praxis aus? „Wir passen unseren Arbeitsalltag den Bedürfnissen der Kinder an“, erklärt Nicole Boaro, Leiterin der Sonja-Kill-Kita. Alltagsintegrierte Förderung ist das Schlagwort.

So müssen die Kinder zum Beispiel nach dem Besuch der Kita nicht zu den Therapeuten gebracht werden – sie erhalten ihre Förderung vor Ort.

Außerdem gibt es in dem Kindergarten zahlreiche Räume, die Kinder haben viel Platz - und ein sehr vielfältiges Angebot. „Bewegung zum Beispiel ist immer und überall möglich“, so Boaro.

Das Team selbst hält sich zurück. Man beobachte die Kinder und reagiere immer dann, wenn es nötig sein sollte. Das Konzept geht auf. Und soll deshalb weiter getragen werden. So könnte demnächst ein weiterer Kindergarten des Netzwerks (noch) inklusiver werden. „In der Kita Sankt Albertus Magnus haben wir viele Kinder mit Behinderungen“, sagt Velten.

Deshalb überlege man, dort eine „inklusive Struktur“ zu schaffen – über das Platzangebot und ein Mehr an Personal.

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