Gründung am 24. Juni 1955 Soroptimistinnen-Club in Godesberg wird 65 Jahre alt
Bonn · Der Soroptimistinnen-Club Bonn-Bad Godesberg feiert 65-jähriges Bestehen. Netzwerken auf persönlicher und beruflicher Ebene steht bei den „besten Schwestern“ im Mittelpunkt.
„Ohne Annelise Glaser wären die deutschen Soroptimistinnen niemals so bald nach dem Zweiten Weltkrieg in die weltweite Gemeinschaft von Soroptimist International wieder aufgenommen worden“, sagt Kathy Kaaf. Die Bonner Journalistin und Buchautorin Kaaf ist selbst im Ehrenamt für diese Frauen-Serviceclubs tätig: von 1995 bis 1997 sogar als Deutschland-Präsidentin und von 2011 bis 2013 als Europa-Präsidentin.
Der Name Soroptimist ist vom Lateinischen „sorores optimae“, also beste Schwestern, abgeleitet und gilt als Verpflichtung von Mitmenschlichkeit. Annelise Glaser, ebenfalls Journalistin, habe in den 1950er Jahren mit ihrer absoluten Integrität den Aufbau der Bundesrepublik mitgestaltet, erzählt Kaaf über die Vorgängerin. 1951 sei Glaser nach Bonn gekommen, um den „Informationsdienst für Frauenfragen“ aufzubauen, aus dem sich „Der Deutsche Frauenrat“ entwickelt habe, der Dachverband von heute 60 Frauenorganisationen.
Und hier am Rhein habe die Powerfrau dann mit Gästen des Diplomatischen Corps am 24. Juni 1955 den bundesweit dritten Soroptimistinnen-Club gegründet: den von Bonn-Bad Godesberg, der nun also seinen 65. Geburtstag feiern kann.
Die internationale Nichtregierungsorganisation ist heute mit rund 80 000 Mitgliedern in mehr als 3000 Clubs in 132 Ländern vertreten. Sie ist die weltweit größte internationale Vertretung berufstätiger Frauen mit einem Konsultativstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen und Repräsentantinnen bei zahlreichen UN-Unterorganisationen.
Der erste deutsche Club wurde 1930 in Berlin gegründet. 1952 kam Frankfurt dazu, und dann eben die Gruppe in Bonns Diplomatenstadtteil, die heute mit Präsidentin Martina Berg aus 33 Frauen besteht: Von der Ärztin über die Malerin und die Schauspielerin bis zur Unternehmerin sind viele Berufe und Generationen vertreten. „Wir haben auch heute das Ziel, das Leben von Frauen und Mädchen durch Zugang zu Bildung und Mitwirkung auf allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ebenen zu verbessern“, heißt die Devise.
Der Club setzt sich durch intensive Netzwerkarbeit für den sicheren Zugang zu Führungspositionen für Frauen ein. Und er unterstützt ausgewählte soziale Arbeit: aktuell ein Ausbildungsprogramm für Mädchen in Kolumbien, dazu das Projekt „Play Beethoven“, durch das Hunderte von Bonner Kindern in Schulen mit Instrumenten ausgestattet werden, sowie die Präventionskampagne gegen sexuelle Übergriffe der Beratungsstelle „Frauenzentrum Bad Honnef, Meckenheim und Rheinbach“.
Dabei habe der Godesberger Club von Anfang an prominente Mitglieder vorweisen können, berichtet Kathy Kaaf: Ingeborg Sengpiel war dabei, vormals stellvertretende Generalsekretärin der Kultusministerkonferenz, und Erika Vogt, leitende Ministerialrätin, die Konrad Adenauer einst in der Diskussion, ob Bonn oder Frankfurt Bundeshauptstadt werden sollte, mit den Worten Beine machte: „Jetzt müssen Sie sich sofort in die Debatte einschalten.“
Die Psychoanalytikerin Ingeborg Freifrau von Plotho arbeitete in der Gruppe ebenso mit wie Beatrix von Ragué, die vormalige Direktorin des Museums für Ostasiatische Kunst, Berlin. Der Godesberger Club zeichne sich durch seine besondere Diskutierfreudigkeit aus, erklärt Kaaf. Das habe ihr von Anfang an gefallen, als sie 1983, damals noch freie GA-Mitarbeiterin, auf einem Termin in ersten Kontakt mit dem Club kam und 1984 aufgenommen wurde.
Auf Wunsch von Annelise Glaser habe sie den zweiten Bonner SI-Club gegründet, der 1995 in der Bundeskunsthalle „gechartert“ wurde. „Wichtig ist, dass wir auch ein Netzwerk von Freundinnen sind“, betont Kaaf zum Schluss. Und zwar eines, in der die Freundin der Freundin sogar mit Sterbebegleitung zur Seite stehe.