Kommentar Spiegel der Geschichte

Noch ist zwar keine endgültige Entscheidung über die Zukunft der Hindenburgallee gefallen. Doch was sich in der Bezirksvertretung abzeichnete, deutet auf eine vernünftige Lösung hin: Ja zu kritischer Reflexion historischer Figuren, nein zu verbissener Bilderstürmerei. So lässt sich das Ergebnis der ersten Debatte in Bad Godesberg zusammenfassen, die übrigens erfreulich unaufgeregt verlief.

Sicher ist es löblich, wenn private Vereine historische Erkenntnisse zusammentragen und dabei eine gewisse Leidenschaft entwickeln. Zugleich aber muss man doch auch CDU-Chef Philipp Lerch beipflichten, wenn er auf die Unmöglichkeit verweist, historisches Wirken nur mit den moralischen Maßstäben der Gegenwart und dem Wissen ex post zu bewerten. Sonst nämlich müsste man die Benennung von Straßen dauerhaft dem Zeitgeist überlassen - der sich jedoch verlässlich wandelt.

Wie man eine Stadt und ihre Bürgerschaft mit ideologischem Sendungsbewusstsein auch spalten kann, ist derzeit in Münster zu beobachten, wo demnächst ein Bürgerentscheid einen hässlichen Grabenkampf um den dortigen Hindenburgplatz entscheiden muss. Nicht zuletzt angesichts drängenderer Probleme ist es beruhigend, dass den Bonnern derlei wohl erspart bleibt.

Erläuterungsschilder wären ein kluger Kompromiss. Sie trügen nicht nur etwas zur Allgemeinbildung bei, sondern verdeutlichten auch, was Straßennamen eben auch sind: Ein Spiegel der wahrlich wechselvollen Geschichte einer Stadt.

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